Die EU-Staaten wollen an diesem Dienstag final über das geplante Verbot von nicht-klimaneutralen Neufahrzeugen ab 2035 abstimmen. Die ständigen Vertreter der Mitgliedstaaten in Brüssel billigten am Montag einen entsprechenden Vorschlag der derzeitigen schwedischen EU-Ratspräsidentschaft, wie ein Sprecher mitteilte. Zuvor hatten sich die EU-Kommission und die Bundesregierung auf eine Zusatzerklärung verständigt, die eine Zukunft von Autos mit Verbrennungsmotoren ermöglichen soll, die ausschließlich mit E-Fuels betrieben werden.
Einigung in Brüssel?
Ein Sprecher des Bundesverkehrsministeriums sagte in Berlin mit Blick auf die Sitzung des Ausschusses der Ständigen Vertreter, dass "aus unserer Sicht nichts mehr dagegen spricht, hier für die Flottengrenzwertregulierung und damit für das Fit-for-55-Programm grünes Licht zu geben." Dies sei "ein sehr gutes Signal".
Anders sieht das der CSU-Europapolitiker Markus Ferber: "Außer einem Vertrauensverlust auf dem Brüsseler Parkett, einem öffentlich ausgetragenen Ampel-Streit zum Thema E-Fuels und die Aussicht auf eine Lösung zum Erhalt des Verbrenners ist bislang herzlich wenig erreicht worden." Er bezweifelt zudem, dass der im Kompromiss gefundene Weg so einfach in die Tat umgesetzt werden kann.
Demnach sollen per E-Fuels betriebene Neuwagen nach 2035 durch einen sogenannten delegierten Rechtsakt der EU-Kommission ermöglicht werden. Gegen diesen können aber das EU-Parlament und EU-Staaten zwei Monate lang Einwände erheben.
Umwelthilfe: "Werden ein gerichtliches Vorgehen prüfen"
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) bemängelte: "Es werden keine E-Fuels für den Pkw-Verkehr verfügbar sein, schon gar nicht tatsächlich klimaneutral." Wenn E-Fuels nach 2035 nicht oder nur in sehr kleinen Mengen zu sehr hohen Preisen erhältlich seien, würden E-Fuel-Fahrzeuge weiter fossilen Sprit tanken, mutmaßte DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch. "Sollte die CO2-Verordnung mit diesem scheunentorgroßen Schlupfloch verabschiedet werden, werden wir ein gerichtliches Vorgehen prüfen."
Das Kfz-Gewerbe begrüßte am Montag hingegen die zwischen Bundesregierung und EU-Kommission gefundene Lösung. Sie öffne den Weg, um die industrielle Herstellung großer Mengen sogenannter E-Fuels in Gang zu bringen, sagte der Hauptgeschäftsführer des Zentralverbandes Deutscher Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK), Kurt-Christian Scheel, laut Mitteilung.
Scheel zufolge könnte die Lösung auch die Wirtschaftskraft in Ländern außerhalb Europas stärken, die über erneuerbare Energien im Überfluss verfügen. "Denn E-Fuels sind verflüssigter Grünstrom, der sich transportieren und lagern lässt." Jetzt komme es vor allem darauf an, dass die EU die Lösung schnell und rechtssicher umsetze.