Stimmen-Festival „trëi“ beigeistert in Röttler Kirche

Jürgen Scharf
Sie klingen in allen Lagen gut: die Sängerinnen von „trëi“ bei Stimmen. Foto: Jürgen Scharf

Ein spezielles Frauenprogramm bot das Basler Trio „trëi“ in der ausverkauften Röttler Kirche. Drei markante Stimmen mit sympathischer Ausstrahlung und viel Emotion.

Die Stimmung war bei diesem Vokalrecital eine ganz besondere: Die drei Sängerinnen des Basler Trios „trëi“ stehen in der Röttler Kirche um eine Leuchtquelle und singen zum Bordunklang einen alten englischen Kinderreim, das Titellied ihres Programms „One’s for Sorrow, Two’s for Joy“.

Dieser inszenierte Beginn des Konzerts wirkt sehr ausdrucksvoll und es folgen lyrisch-melancholische Lieder, vor allem Klage- und Wiegenlieder.

Multikulti-Liedrepertoire

Vom Verstehen der einzelnen Texte musste man aber gleich Abstand nehmen, obwohl die Interpretinnen klar, deutlich und textverständlich artikulieren. Aber wer im Publikum spricht schon 13 Sprachen, darunter Minderheitensprachen wie Rätoromanisch oder Irisch-Gälisch? Auch mit Isländisch oder Armenisch wird es schwierig werden. Diese Vielsprachigkeit macht den Reiz des Multikulti-Liedrepertoires aus. Es ist ein spezielles Frauenprogramm über Klagefrauen, Hebammen, Hexen, Seherinnen. Meist Traditionals, Volkslieder, die aber von volkstümelnder Tourismus-Folklore weit entfernt sind. Melancholie und Sehnsucht, Trauer und Schmerz, Liebe und Tod geben den Ton an.

Ein britisches Friedenslied aus den 1960er Jahren, ein griechisches Wiegenlied, ein bulgarisches Liebeslied über eine unmögliche Liebe, ein amerikanisches Gospellied oder ein polyphoner Gesang aus Georgien: Jeder Ton, jede Phrase stimmt beim Gesang von trëi, ob besinnlich oder schwermütig, ob als Ausdruck von Lebensfreude oder Abschiednehmen.

Stimmig und nuanciert

Absolut stimmig versetzen sich die Sängerinnen in die rasch wechselnde Ausdruckswelt und schaffen sehr nuanciert die jeweilige Atmosphäre der verschiedenen Kulturen und Gesangsstile, vom bulgarischen Ringtanz bis zum katalanischen Dialekt. Und das noch durchaus ungekünstelt, natürlich, nirgends gestylt wirkend, mit viel Kolorit in den wechselnden Ausdruckssphären.

Zudem herzerwärmend gesungen mit dem hellen, schlanken, leuchtenden, vibratolosen Sopran von Gizem Simsek, die aber noch mehr Stimmfarben bedienen kann, dem ausdrucksstarken Mezzosopran von Abélia Nordmann, die die runde Klangfarbe beisteuert, und der tiefen Lage der Altistin Mara Miribung.

Sie ergänzen sich perfekt, haben ein jeweils homogenes Timbre. So fasziniert eine besondere Stimmqualität und symbiotische Übereinstimmung bei diesem Vokalensemble. Auch etwas Klassik fand sich in diesem Spezialprogramm. Barocke Bassschritte kündigen Henry Purcell an, zuvor hört man einen Prolog des frankoflämischen Renaissancekomponisten Orlando di Lasso mit einer sibyllinischen Prophezeiung. Auch Schuberts „Leiermann“ schleicht sich ein, verbunden mit einem amerikanischen Abschiedslied.

Die Stimmen der Frau

Teils begleiteten sich die Sängerinnen instrumental selber auf Cello, Harmonium und Psalter, was die emotionale Intensität noch steigert.

Ein gewollter Bruch bei diesem Konzert sind die Einblendungen von Frauenstimmen verschiedener Generationen, Mütter, Großmütter, Kinder in meist Schweizer Dialekt.

Eine Frauenstimme stellt Fragen an die Hebamme, eine andere Stimme äußert sich zum Prozess des Gebärens, und eine Kinderstimme lässt sich über Hexen aus.

Das Publikum singt einmal inbrünstig mit, dirigiert von Abélia Nordmann, und zum Schluss rundet sich der Abend wieder und schlägt mit einem Rundgesang zwischen den Kirchenbankreihen den Bogen zum Anfang.

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