„Stimmen“ in Lörrach Mit Blitz und Starkregen – Aysay und Emel liefern nur ein Kurzkonzert

Bernhard Wehrle
Luna von der Gruppe AySay Foto: Bernhard Wehrle

Das erste Stimmenkonzert im Werkraum Schöpflin war geprägt vom Auf und Ab vor, während und zum Ende diesen Hochsommertages.

Aysay brachte mit starker, positiver Bühnenpräsenz, Freude und musikalischen Überraschungen das Publikum zum gemeinsamen Trillern und Tanzen. Emel beeindruckte mit ihrer Erscheinung, Stimm- und Soundgewalt in einem aufgrund akuter Wettersituation mit Blitz und Starkregen frühzeitig abgebrochenen Kurzkonzert.

Oft gingen die Blicke des Teams wohl am Nachmittag bis in den Abend in Richtung möglicher Gewitterwolken. Pünktlich um 19.58 Uhr, als Timo Sadovnik zu seiner Begrüßung auf der Bühne erschien, fielen die ersten schweren Tropfen. Der Regen werde in einer Viertelstunde rum sein, sagte er, und alsbald legte er mit dem Team Hand an, um die Technik am Rande der Bühne regensicher zu machen. Aysay legte dann kraftvoll los. Luna Ersahin, Frontfrau und Sängerin von Aysay verzauberte mit ihrer Freundlichkeit die versammelte Schar. Besonders schön war, dass große Teile des Publikums wohl kurdische Wurzeln hatte und sofort mitsang.

Mit Gefühl und Ausdruck

Luna meinte, viele werden wohl die Sprachen der Songs nicht verstehen, aber in der Musik Stimmungen fühlen. Überhaupt sind ihr Hoffnung in schrecklichen, hasserfüllten Zeiten, Liebe, Verständigung und Frauen wichtig. Mit Gefühl und starkem Ausdruck sang sie für ihre Mutter, stellvertretend für starke Frauen, die oft ihre innere Schönheit nicht erkennen. Kongenial und mit viel Verve begegneten sich Carl West Hosbond an der E-Gitarre oft mit der Saz, der ebenso elektrisch verstärkten Langhalslaute. Albin Andersson am Bass bildete mit orientalen Grooves rhythmisch die vorantreibende Basis zusammen mit Aske Døssing an Schlagzeug und Percussion.

Emel Foto: Bernhard Wehrle

Aysaz überzeugten mit gefühl- und kraftvoller Präsenz und ihrem Sound zwischen kurdischem Folkvokabular, Oriental und Psych-Pop sowie Folkrock – Weltmusik ohne Scheuklappen. Die Freude schwappte beim gemeinsamen Trillern wie bei kurdischen Hochzeiten, beim spontanen Reihentanz und beim Mitsingen von der Bühne auf die Wiese über.

Der besondere Auftritt

Nach längerer Pause wird Emel vom Stimmen-Chef über die Wiese auf die Bühne geleitet. Emel, in langer weißer bestickter Robe, mit Perlenhaarreif und prägnanten Nails, wirkt so schon als eigenes Erscheinungsbild. Obschon ihr letztes Werk wohl ausschließlich von Frauen konzipiert und produziert wurde, schaffen bei Stimmen zwei männliche Musiker stehend an Schlagzeug, E-Drums und Percussion und einem multiinstrumentellen Keyboard einen perfekten, bombastischen Soundteppich. Emel steht wie eine Vision und singt und agiert ausdrucksstark mit den Armen, raumgreifend wie eine indische Göttin.

Mit ihrer feministischen Message, mit powerbetont rhythmischem Sound zwischen Hip-Hop, Pop und Reggaeton kann sie leider nur kurz auf der Bühne an diesem Abend ansetzen. Ob der Gewitterlage und dem von Blitzen erleuchtetem Abendhimmel sowie den angekündigten Starkgewittern muss der Festivalleiter die Künstlerin nach nur drei Songs bitten, das Konzert nach noch nur einem Song zu beenden.

Nicht alle können diese Anweisung verstehen. Das Gelände leert sich nach der Bitte und Anweisung des Veranstalters recht schnell um etwa 22.20 Uhr. Ein stimmungsvoller Konzertabend findet von anderen Kräften bestimmt ein leider abruptes Ende – aus Sicherheitsgründen.

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