Tennis Die Prioritäten werden anders gesetzt

Mirko Bähr
Thilo Kaltenbach, Vorsitzender des TC 1923 Grenzach, greift gerne zum Schläger. Der Trendsport Padel-Tennis ist zu seiner großen Leidenschaft geworden. Foto: Mirko Bähr

Interview: Thilo Kaltenbach sieht vor allem im Nachwuchs des TC 1923 Grenzach Schwierigkeiten.

Die Sommerrunde steht vor der Türe: Auch im Bezirk III des Badischen Tennisverbandes gehen die Mannschaften in der so genannten Medenrunde wieder auf Punktejagd. Kurz vor dem ersten Aufschlag hat sich unser Mitarbeiter Mirko Bähr mit Thilo Kaltenbach, dem langjährigen Vorsitzenden des TC 1923 Grenzach, unterhalten.

Herr Kaltenbach, die Sonne lacht, die Sandplätze sind alle belegt. Sie selbst haben gerade das Racket geschwungen, wenn auch in der Padel-Arena. Tennis im Verein und hier in der Regio ist nach wie vor beliebt, oder?

Das ist so. Eine Tennisflaute ist nicht auszumachen. Trotz Corona haben wir beispielsweise seit Jahren konstante Mitgliederzahlen.

Beim Blick auf die regionalen Teams, die diesen Sommer überbezirklich um Punkte kämpfen, fällt auf, dass weniger Vereine und Mannschaften aus der Region am Start sind als auch schon. Warum?

Vielleicht hat es damit etwas zu tun, dass sich die Spielerinnen und Spieler nicht mehr binden möchten. Früher war das keine Frage. Da waren die Termine dick im Kalender eingetragen. Heute braucht es mindestens zwölf bis 15 Personen auf der Meldeliste, um Wochenende für Wochenende irgendwie sechs Leute auf den Platz zu bringen. Die Prioritäten werden auch einfach anders gesetzt. Zudem muss aus einem noch größeren Freizeitangebot ausgewählt werden. Wir spüren aber glücklicherweise nichts davon. Wir sind auch in der Breite recht gut aufgestellt. Aber klar. Badenliga oder Oberliga zu spielen, bedeutet, Zeit zu investieren, sich zu verpflichten, Wochenende für Wochenende für die Mannschaft da zu sein und durchaus weite Fahrten in Angriff zu nehmen.

Zu den üblichen Verdächtigen gehört Ihr Club, der TC 1923 Grenzach. Gleich ein halbes Dutzend Teams, auch im Seniorenbereich spielen in der Oberliga, Badenliga oder gar der Süd-West-Liga mit.

Das ist richtig. Wir verfügen über viele engagierte Leute, die das organisieren, die Freude daran haben, im Team ihrem Lieblingssport nachzugehen. Aber man muss auch ehrlich sagen, dass für uns als Verein auf Dauer im Herrenbereich die Badenliga nicht machbar ist. In der vergangenen Runde haben wir mit zwei Herrenteams in der Oberliga gespielt, das geht eigentlich auch nicht.

Zurück zu den Senioren …

Gerade im Seniorenbereich haben wir seit Jahrzehnten keinerlei Schwierigkeiten, höherklassige Teams zu stellen. Das ist seit 25 Jahren eine Stärke von uns. Bis es dann eben auch vor gut 15 Jahren losging, dass die Herrenmannschaften Erfolge und Aufstiege feiern konnten. Absolutes Highlight war natürlich der Gewinn der Badischen Meisterschaft. Das hat sich aber eher zufällig ergeben, weil die Trainer, die wir für unseren Nachwuchs einstellten, eben dann auch das Niveau bei den Herren deutlich erhöhten.

Wo klemmt denn dann der Tennisschuh?

Vor allem klemmt es im Nachwuchsbereich. Es ist unheimlich schwer, Jugendliche für den Tennissport zu begeistern, die noch dazu ein gutes Niveau aufweisen und es bei den Bezirksmeisterschaften bis ins Halbfinale schaffen. Das liegt sicherlich auch daran, dass die Kids einfach nicht mehr so viel Zeit haben, um mehrmals die Woche Tennis zu spielen. Der Kalender ist mit Schule, Flötenunterricht und so weiter picke-packevoll.

Neu ist, dass beide Grenzacher Tennisvereine in den einen oder anderen Altersklassen jetzt Spielgemeinschaften bilden. Was ist der Grund?

Ganz einfach. Beide Vereine, der TC 1923 Grenzach und der TC Grenzach-Wyhlen, sollen etwas näher zusammenrücken. Auf kurz oder lang wird es, so meinen wir, in Grenzach-Wyhlen auch nur noch einen Verein geben. Es geht ums Zusammenwachsen. Wie es in Zukunft weitergeht, das entscheiden dann die Jüngeren, die das Ruder in den Vereinen übernehmen.

Das heißt also, dass Thilo Kaltenbach schon seinen Abschied von der Vereinsspitze plant?

Ja, das heißt es. So in ein, zwei Jahren übernimmt die jüngere Generation. Bis dahin haben wir aber noch einiges vor. Dann trete ich ins zweite Glied zurück.

Und dann geht es in die Tennisrente?

Tatsächlich konzentriere ich mich auf Padel-Tennis. Das ist mein Sport. Ich liebe es.

Ist das der neue Trend?

Jede und jeder, die oder der damit anfängt, ist davon fasziniert. Volley, Angriff, Lob, Offensiv, Bande – das macht Spaß und man ist nach so einem Match pitschnass. Wir haben den ersten Padel-Court in Südbaden gebaut, das war 2021. Im vergangenen Jahr haben wir ein Turnier veranstaltet. Padel ist im Kommen. In Italien und Spanien ist das ein Mega-Hype. Wir haben dieses Jahr drei Teams im Spielbetrieb. Wer einmal gespielt und reingeschnuppert hat, der hat riesigen Spaß dabei. Alt und jung, Männlein und Weiblein gemeinsam - über kurz oder lang wird sich Padel auch hier durchsetzen. Es geht alles viel schneller, man kommt zusammen, spielt, trinkt etwas, unterhält sich. Beim Padel geht es etwas lockerer zu als beim Tennis, da steht der Spaß eindeutig im Vordergrund.

Und dennoch sind noch nicht so viele Vereine auf diesen Zug aufgesprungen, oder?

Ja, leider. Auf der Padel-Landkarte im Bezirk gibt es viele, viele weiße Flecken. Du fährst ein ganzes Stück, bis du einen Court findest. Bei uns hier in der Region hat Hausen noch eine Padel-Arena, der TC Grenzach-Wyhlen baut gerade einen Platz. In der Sommerrunde musst du jetzt eben ewig lange Auswärtsreisen auf dich nehmen, selbst in den untersten Klassen. Es gibt da nicht viel. Unsere 40er müssen beispielsweise gegen Mannheim und Heidelberg antreten. Aber das wird sich weiterentwickeln, hoffentlich schnell.

Und nun startet auf dem roten Sand die Saison für viele Teams hier aus der Region. Unter anderem greifen die Herren II in der 1. Bezirksliga am Sonntag zum Schläger?

Das Team ist einmal mehr gut aufgestellt. Es spielen die Jungs, die hier immer spielen. Wir haben einen guten Kader zusammen, auch wenn der eine oder andere jetzt Richtung Herren 30 tendiert. Etwa David Kummle oder Max Leppert. Aber sie helfen weiter aus, wenn Not am Mann ist. Mit Youngster Konstantin Hartmann, den Herren Rodewald, Schmidt oder auch Sebastian Hall wird die Mannschaft oben mitspielen. Ich habe sogar schon wieder Angst, dass es am Ende mehr wird. Aber da kann man ja nichts dagegen sagen, die Jungs sind alle hier verwurzelt, agieren mit sehr großem Elan.

Das Gespräch führte Mirko Bähr.

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