Todtnau Baumfällung teurer als der Ertrag

Markgräfler Tagblatt

Gemeinderat Todtnau: Forstbezirksleiter Marco Sellenmerten berichtet über die Waldschäden

Mit einem Borkenkäfer im Lupenglas und einem Stück Borke, auf der man die Gänge der Käfer genau sehen konnte, demonstrierte Forstbezirksleiter Marco Sellenmerten in der Gemeinderatssitzung am Dienstag anschaulich das Problem. „Dem Stadtwald Todtnau geht es ziemlich schlecht“, sagte er.

Von Ulrike Jäger

Todtnau. Der Forstexperte machte anhand von Fotos und Diagrammen das Ausmaß der Schäden deutlich. Die Fichte sei am meisten betroffen. Doch nicht nur der Borkenkäfer bedeutet ein großes Problem, auch die große Hitze und Trockenheit der letzten Jahre und das Sturmtief „Burglind“ setzten dem Wald zu.

Der Todtnauer Stadtwald habe mit dem Jahr 2018 ein „forstliches Extremjahr“ hinter sich, für 2019 sehe es nicht besser aus, so Sellenmerten. Die geschwächten Bäume hätten eine noch höhere Borkenkäferpopulation als im Vorjahr, und das aufgearbeitete Käferholz blieb aufgrund nicht ausreichender Transportkapazitäten teilweise im Wald liegen.

Bis August habe man in diesem Jahre bereits 20 000 Festmeter eingeschlagen, normalerweise liege die Zahl für das ganze Jahr bei 30 000 Festmeter. Alle im Forst Beschäftigten seien mit Tablet und Käfer-App ausgestattet unterwegs, um so schnell wie möglich die entsprechenden Stellen zu finden, erklärte er.

14 000 Festmeter Käferholz seien 2018 in Todtnau aufgenommen worden, im Landkreis waren es 73 000. Die Fällung sei mittlerweile teurer als der Ertrag, da die Preise auf dem überschwemmten Holzmarkt drastisch gefallen und die Holzerntekosten gestiegen seien. Für Bestandspflege und Neuanpflanzungen gebe es nicht genügend Arbeitskapazität. Inzwischen nehme man auch Unterstützung von französischen Firmen in Anspruch. Für das Käferholz fehle es an geeigneten Lagerplätzen.

Langfristige Konsequenz sei der Umbau in klimastabile Wälder, da der Klimawandel schneller voranschreitet als erwartet. Schwierige Rahmenbedingungen hierfür seien jedoch, dass der Wald eigentlich ein langlebiges, träges und komplexes Ökosystem ist und auch Wissenslücken bestünden, wie sich bewährte fremdländische Baumarten wie die Douglasie oder Roteiche auf Jahre gesehen hierzulande verhalten. Jagdlich regulierte Wildbestände seien Voraussetzung für das Gelingen des Waldumbaus, um Schäden an jungen Bäumen zu vermeiden. Eine intensivere Waldbewirtschaftung zur Bewältigung von klimabedingten Waldschäden sei ebenso erforderlich wie das Verständnis für zunehmende Einschränkungen (zum Beispiel bei Wegen) aller am Wald Interessierten.

Es gebe hohe Einnahmeverluste aufgrund des Preisverfalls und enorme Kostensteigerungen durch Holzernte, Pflanzung, Schutz und Pflege. All dies erfordere auch staatliche Finanzhilfen, so Sellenmerten.

Für dieses Jahr seien Einnahmen in Höhe von 200 000 Euro geplant gewesen, es werde aber wohl ein negatives Ergebnis im sechsstelligen Bereich geben.

Auch die Geschäftsführerin der Forstbetriebsgemeinschaft (FBG), Lisa Smarsly, hatte wenig Positives zur Marktlage zu berichten. Diese sei sehr unübersichtlich, die Preise seien sehr instabil. Je schlechter die Qualität des Holzes sei, desto schwieriger sei die Absatzmöglichkeit. Der regionale Markt funktioniere noch, auch der Export sei gut. Da der Käferbefall eine Blaufärbung des Holzes hervorruft, sei dieses nicht mehr für die Möbelproduktion verwendbar und werde fast ausschließlich nach China verkauft, dort interessiere dieses Detail nicht.

Hubert Schätzle (CDU) fragte, ob es nicht sinnvoller sei, auch in der Kernzone des Biosphärengebietes Käferholz zu beseitigen, um eine Vermehrung zu vermeiden wie in Präg. Dieses Gebiet in Präg sei auch Bannwald, hier dürfe man nicht tätig werden, erklärte Sellenmerten. Er kündigte jedoch an, dass es Gespräche zu diesem Thema mit dem Regierungspräsidium geben werde.

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