Todtnau Die vielschichtigen Probleme angehen

Markgräfler Tagblatt
Damit es im Wald nicht zu einer Schieflage kommt, hat sich in Todtnau eine Arbeitsgruppe vielfältige Gedanken gemacht.Foto: Archiv Foto: Markgräfler Tagblatt

Gemeinderat Todtnau: Arbeitsgruppe Wald präsentiert ihre Überlegungen

Todtnau (hjh). Andreas Wießner hätte es eigentlich nicht eigens betonen müssen. Trotzdem begann der Bürgermeister die „Konkretisierung der Eigentümerziele im Stadtwald“, die er am Donnerstag dem Gemeinderat zur Beratung und zum Beschluss vorlegte, mit der Bemerkung: „Die Todtnauer sind stolz auf ihre Wälder.“

Da liegt es natürlich auf der Hand, dass sie etwas tun müssen, um die vielschichtigen Probleme im Stadtwald, die durch die massiven Sturm-, Dürre- und Borkenkäferschäden der letzten Jahre noch deutlicher zu Tage traten, in den Griff zu bekommen: die Stadt gründete eine „Arbeitsgruppe Wald (AG Wald), die sich zwischen März und Mai dieses Jahres in drei mehrstündigen Sitzungen intensiv mit der Thematik beschäftigte. Mit dabei: der ehemalige Forstbezirksleiter Marco Sellenmerten, die Revierleiter Hubert Frederich und Christof Stamm, Steffen Lehr und Riccardo Abbate (CDU-Fraktion), Klaus Eckert (SPD), Rolf Mühl (FWV), Wolfgang Ebser als externer Berater, Bürgermeister und Hausherr Andreas Wießner sowie Georg Dutschke vom städtischen Landwirtschaftsamt.

Die AG erarbeitete Beschlussvorschläge, die der Bürgermeister nun den Gemeinderäten präsentierte. Basis dieser Vorschläge war unter anderem der 2017 festgestellte Waldzustand, auf dem die Zielsetzungen für die kommenden Jahre bis zur nächsten Forsteinrichtung 2029 gründen, die aber zumindest bis zur Zwischenrevision 2022/23 Bestand haben sollten. Bis dahin müssen, so die AG in ihrem Dossier, unter anderem die Mängel, die in einem Audit 2020 zu den PEFC-Richtlinien festgestellt wurden (es wurde etwa in den Gamsrevieren zu hohe Verbissbelastungen und die fehlende Naturverjüngung beanstandet), behoben sein. Ansonsten befürchtet die AG Wald, dass die Stadt verlieren könnte, was sie sich nicht leisten kann: ihr PEFC-Zertifikat.

Um für nicht vorhersehbare Waldkrankheiten beziehungsweise eine nicht bekannte Marktlage in vielen Jahrzehnten breit aufgestellt zu sein, sei eine möglichst vielseitige Baumartenzusammensetzung anzustreben, wobei der Forst darauf dringt, „aus wirtschaftlichen Gründen den Nadelholzanteil zu halten“ und dabei zu berücksichtigen, dass „vor dem Hintergrund der Naturschutzgebietsverordnung seitens der zuständigen Behörde das Einbringen der Douglasie nicht in Aussicht gestellt werden kann“.

Weitere Schwerpunkte in dem von Wießner vorgelegten Schriftsatz sind die Ernte von Nadelholz, die Verjüngung, die Auswertung von Inventurdaten, die Schalenwild-Abschusszahlen, diverse Verbiss-Schutzmaßnahmen, die möglichen Formen der „Regiejagd“, die „Störungen der Jagd durch Freizeitsportler“, die Schaffung von Wildruhezonen, um vor den „teilweise massiven“ Störungen durch Sportler zu schützen sowie einige weitere Eigentümerziele wie das, „den gesamtbetrieblichen Nadelbaumanteil bei gut 50 Prozent zu stabilisieren“ und dabei die Klimastabilität im Auge zu behalten.

Gedanken machte sich die Arbeitsgruppe anhand der neuen FVA-Klimawandelkarten über zukunftsgeeignete Baumarten und über die Konsequenz, dass „die beiden heutigen Hauptbaumarten im Stadtwald – Fichte und Buche – Flächenanteile infolge klimatischer Veränderungen einbüßen werden“. Kümmern müsse man sich um die Wiederbewaldung von Schadflächen, die Pflanzung von „nicht heimischen Baumarten“ zu Testzwecken, den Erhalt des Stadtwaldes mit derzeit 189 Kilometern Fahrwegen, 221 Kilometern Maschinenwegen und 64 Kilometern Fußwegen als Erholungsfläche. Dabei gelte es, die bisher schon sparsam zum Einsatz gekommenen Unterhaltungskosten weiter ein- und auch die Ausgaben für Wegeunterhaltung und Erholungsvorsorge auf derzeitigem Niveau zu halten.

Zur Kostendämpfung könnten schließlich auch Bestrebungen beitragen, zusammen mit dem GVV Schönau eine Ausbildungsstelle für Waldarbeiter zu betreiben, die von der AG Wald und nun nach einstimmigem Beschluss des Gemeinderats vom Donnerstag auch von den Mandatsträgern ausdrücklich befürwortet wird.

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