Todtnau „Eine einzigartige Chance für unsere Bergwelt Todtnau“

Markgräfler Tagblatt
Seine Haltung zum geplanten Hotelprojekt hat der Gemeinderat Todtnau in einem offenen Brief bekräftigt. Foto: zVg

Hotelneubau: Todtnauer Gemeinderat legt in einem offenen Brief seine Haltung zur Thematik dar.

Todtnau - Mit einem offenen Brief zum Thema Hotelneubau in Todtnauberg hat sich der Todtnauer Gemeinderat jetzt an die Bevölkerung gewandt. Kernaussage: In dem geplanten Projekt auf dem Radschert sehen die Räte „eine einzigartige Chance für unsere Bergwelt Todtnau“.

Neben Handel, Handwerk und Gewerbe habe sich seit vielen Jahrzehnten der Tourismus als weiteres und wichtiges Standbein in Todtnau entwickelt, beginnt das Ratsgremium seine Ausführungen.

Die Bergwelt Todtnau sei heute einer der größten touristischen Anbieter im Landkreis Lörrach; dies solle sichergestellt bleiben und ausgebaut werden. Die Wertschöpfung im Tourismus ende nicht bei direkten Tourismusbetrieben wie etwa Hotels, Pensionen, Restaurants und Einzelhandel, sondern wirke sich auch positiv auf die Arbeitsplätze, die Zulieferer und Handwerker der Stadt aus. Insgesamt werde durch den Tourismus in der Bergwelt Todtnau ein zusätzlicher Umsatz von etwa 70 Millionen Euro jährlich generiert.

Veränderung des Gästeverhaltens

Indes sei seit Jahren eine deutliche Veränderung des Gästeverhaltens erkennbar. Die Ansprüche der Gäste und deren Buchungsverhalten hätten sich gravierend verändert. Ziel der weiteren touristischen Entwicklung sei es deshalb schon seit 2008 gewesen, zur Realisierung eines Hotelprojekts einen Partner zu finden, „der durch sein internationales Image und seine Marktdurchdringung neue Ziel- und Gästegruppen erreicht, zur Trendwende gegen rückläufige Übernachtungszahlen beiträgt und die Region voranbringt“, heißt es in dem offenen Brief. 2014 habe dann der Todtnauberger Ortschaftsrat beschlossen, dass auf dem nach Untersuchungen letzten verbliebenen Standort am Radschert ein 4-Sterne+-Haus entwickelt werden soll.

Wichtig sei sowohl dem Ortschaftsrat als auch dem Gemeinderat von Anfang an gewesen, dass die Entwürfe architektonisch in den Schwarzwald passen und dass das Projekt gleichzeitig durch seinen hohen Standard und umfassende Vermarktungsstrategie als Zugpferd für alle anderen Häuser im Ort dient. Eine Konkurrenz zu vorhandenen Anbietern in anderen Kategorien werde durch die Entwicklung eines 4-Sterne+-Hauses vermieden.

Nach zehnjähriger Entwicklungsphase und intensiver Suche konnte ein renommierter, international tätiger Hotelbetreiber und auch ein Investor gefunden werden. Der am Markt seit vielen Jahren etablierte Tourismusbetreiber verantworte europaweit über 12 Millionen Übernachtungen. Die aktuelle Entwicklung des „Naturresort Todtnauberg“ beinhalte ein Suiten-Hotel im 4 Sterne+-Segment mit 63 Suiten. „Über den Zuwachs an Gästebetten könnten die Übernachtungszahlen, die in Todtnauberg von 1992 bis heute um etwa 100 000 Übernachtungen gesunken sind, annähernd wieder erreicht werden“, heißt es weiter.

Für die positive Haltung des Gemeinderats zu dem geplanten Hotelprojekt – am 10. Oktober hat das Gremium beschlossen, die Planung fortzuführen – werden eine Reihe von Gründen aufgeführt. So würden neue Vermarktungsschienen die Zusammenarbeit mit internationalen Tourismusanbietern erfordern. Dabei sei zu bedenken, dass viele Touristen derzeit an der Bergwelt Todtnau schlicht vorbeifahren (1992 gab es 550 000 Übernachtungen in der Bergwelt Todtnau, heute noch 360 000). Zudem würden viele Tourismusbetriebe vor unsicheren Nachfolgeregelungen stehen.

Zum viel diskutierten Punkt Wasserversorgung heißt es, dass Investitionen in diese nach einem vorliegenden Gutachten in der Gesamtgemeinde langfristig auch ohne Entwicklung von Sondergebiets- oder Baulandflächen zwingend erforderlich seien.

Lärm- und Verkehrsbelastung

Zur Lärm- und Verkehrsbelastung schreibt der Gemeinderat, dass in der gutachterlichen Stellungnahme an der Radschertstraße eine maximale Verkehrsbelastung von 1435 Fahrten pro Tag prognostiziert wird. Eine Überschreitung der zulässigen Grenzwerte für Lärm im Bereich der Radschertstraße sei selbst bei diesem vorausgesagten „Maximalverkehr“ nicht zu erwarten. Für das neue Hotel allein wurde durch das Gutachten ein Maximalwert tagsüber mit 335 Pkw-Fahrten pro Tag (Gäste und Angestellte) prognostiziert.

In naturschutzrechtlicher Sicht würde durch baurechtliche Festsetzungen die Sicherung der hochwertigen Vegetationsstrukturen im Randbereich des Plangebietes erfolgen. Das Baufenster selbst tangiere keine FFH-Lebensraumtypen. Aus städtebaulichen Aspekten sei eine dezentrale Gebäudestruktur erarbeitet worden, um eine Kleingliedrigkeit und ortstypische Gebäudestruktur zu erreichen. Ein nachhaltiger Betrieb der Hotelanlage sei durch einen internationalen Betreiber mit nachhaltiger Unternehmensphilosophie sowie die jährliche Rückstellung von Finanzmitteln für die laufenden Renovierungs- und Instandhaltungskosten gesichert.

Durch die mit dem Projekt steigenden Einnahmen bei der Kurtaxe von 100 000 bis 140 000 Euro jährlich könne die Qualität bestehender Angebote gesichert und gesteigert werden, argumentieren die Gemeinderäte weiter. Zusätzliche Freizeitangebote könnten entwickelt werden. Eine Erhöhung der Wertschöpfung in der Gesamtgemeinde um bis zu zwölf Millionen Euro jährlich sei zu erwarten. Zudem würden mit dem Projekt über 50 neue Arbeitsplätze geschaffen.

Die Gemeinderäte zeigen sich in dem offenen Brief abschließend überzeugt, dass das Hotel eine Stärkung und Weiterentwicklung des familienfreundlichen Angebots mit sich bringen wird, die Angst vor einem „Massentourismus“ sei indes unbegründet. Insgesamt würden sich viele neue Möglichkeiten und Chancen auch für die bisherigen Vermieter und die ortsansässigen Bürger ergeben.

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