Todtnau Geschichte wird lebendig

Hans-Jürgen Hege

Bürstenmuseum: Eröffnung mit Führungen / Nessler-Ausstellung modernisiert

Todtnau  - Am Wochenende wurde in Todtnau das Bürstenmuseum eröffnet. Wegen der Corona-Pandemie haben die Ausstellungsmacher des Kulturhausvereins auf eine große Feier verzichtet, stattdessen gab es mehrere fachkundige Führungen in überschaubarer Gruppengröße.

Der Verein und seine Unterstützer würdigten damit 250 Jahre Geschichte des Bürstenmachens in der Stadt. Gleichzeitig wurde die Nessler-Ausstellung modernisiert und ebenfalls der Öffentlichkeit präsentiert. „Es hat ein paar Jahre gedauert, bis die Idee zu diesem Museum Realität geworden ist“, sagte Kulturhaus-Ressortleiter Ralf Andreas Thoma, bevor sich die Türen öffneten. Viele Stunden Arbeit hätten seine Mitstreiter in die Einrichtung des Museums investiert und ihr Wissen geteilt. Es sei „ihr“ Museum, betonte er.

Thoma erinnerte daran, dass die Heimat voll sei mit Geschichten findiger Schwarzwälder wie den Bürstenmachern und dass wohl allein die Erzählungen rund um den Silberbergbau Museen füllen könnten. Er denke auch an die ersten Skifahrer, an den aufkommenden Tourismus und an die vielen Geschichten, die Großeltern aus früheren Zeiten zu erzählen wissen.

Er denke auch an die Geschichte von Karl Ludwig Nessler, dem Erfinder der Dauerwelle, dem das Kulturhaus seit Jahren eine Ausstellung widmet. Deshalb freue er sich sehr, auch dieses neu gestaltete Museum eröffnen zu können. Trotzdem stehe nun natürlich die Geschichte der Bürstenindustrie im Fokus. Natürlich könnten die alten Bürstenbinder und Händler solche Geschichten erzählen. Und weil diese Erzählungen noch so frisch in den Erinnerungen haften, könne man sich durchaus die Frage stellen, wozu es eines solchen Museums bedarf. Die Antwort darauf liege auf der Hand: „Ohne die mutigen Bürstenmacher von damals wären wir alle nicht da, wo wir heute sind.“

Ein Museum habe unter anderem die Aufgabe, Geschichte lebendig zu machen. Da könne man sich der Hilfe eines Mannes bedienen, der von langen und kalten Winternächten erzählen kann: Lorenz Wunderle, der erste Schwarzwälder Bürstenhändler.

Ein Schauspieler schlüpfte in dessen Rolle: „Im ersten Raum sehen Sie Exponate aus der Geschichte von 1770 bis 1902, die sich mit der Bürstenmanufaktur befasst.“ Zu dieser Zeit seien die Todtnauer noch in ihren kleinen Stuben gesessen, hätten Bürstenhälse gefertigt, Borsten eingezogen und ihre Erzeugnisse dann von Bürstenhändlern in die weite Welt hinaus tragen lassen.

Beide Stuben, die Einziehstube und die Hölzlemacherei, zeigen das eindrucksvoll. Zu sehen sind dort die verwendeten Hölzer und Borsten. In den Vitrinen sind ein paar besonders schöne Stücke zu sehen, etwa Silberbürsten, darunter die Bürsten der Luise von Baden und die allererste Bürste aus dem Jahr 1760.

Der zweite Bereich der Ausstellung ist der Zeit nach 1902 bis heute gewidmet. 1902 habe Anton Zahoransky seine Firma gegründet und damit die Industrialisierung in der Stadt eingeleitet. Deshalb sind dort auch Maschinen und Werkzeuge der Todtnauer Maschinenfabriken zu finden. Wie die funktionieren, wird den Gästen von Mitarbeitern des Museums erklärt. Eine „Ahnengalerie“ zeigt Bilder aus den Familien der Todtnauer Bürstenhersteller von damals und heute.

Dann gab der Bürstenhändler den Weg frei: „Nun raus aus der Kälte und rein in die warme Stube: Viel Spaß in unserem Bürstenmuseum.“ Den hatten die Gäste dann auch, unter anderem bei Vorführungen wie der von Friedrich Busse, der seit 65 Jahren Bürstenmacher ist, schon in Amerika Werbung für die Todtnauer machte und seit 25 Jahren ehrenamtliche Museumsarbeit leistet.

Weitere Informationen: Öffnungszeiten: mittwochs und sonntags von 14 bis 17 Uhr. Eintritt frei. Spenden willkommen.

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