Todtnau „Liebe Glassachen, die sich bewegen“

Markgräfler Tagblatt
Glasbläser Peter Rotner arbeitet ab Mitte September in Australien. Foto: Ulrike Jäger Foto: Markgräfler Tagblatt

Altes Handwerk: Besuch bei Peter Rotner in der Glasbläserei in Todtnauberg

Er ist einer der Wenigen, die das traditionelle Handwerk des Glasblasens erlernt haben: Der 26-jährige Peter Rotner aus Todtnauberg. In Waldshut geboren, verbrachte er seine Schulzeit unter anderem in Lenzkirch, Mecklenburg-Vorpommern, Waldshut und zuletzt in St. Blasien, wo er die Mittlere Reife erlangte.

Von Ulrike Jäger

Todtnau-Todtnauberg. Nach drei Jahren in Freiburg an der Akademie für Kommunikation machte Peter Rotner sein Fachabitur und die Ausbildung zum staatlich geprüften Grafikdesigner.

Nach einem Auslandsjahr in Australien bewarb er sich an der Glasfachschule in Zwiesel und ist nun nach dreijähriger Lehrzeit Glasapparatebauer. Hier stellen die Absolventen am Brenner funktionale Glasapparate für die chemisch-technische Industrie, wissenschaftliche Labors oder Forschungsanstalten her. Im Glasapparatebau geht es um Chemiebedarf für Destillation, Extraktion oder Kühlung, erklärt Rotner und zeigt ein Glasrohr mit mehreren gläsernen Kühlspiralen, alles mundgeblasen. Es handelt sich um Glasapparate, die unmöglich maschinell hergestellt werden können, erklärt der junge Mann mit den Dreadlocks. Viele Unternehmen und Universitäten hätten hierfür sogar eigene Glasbläserabteilungen.

Die Glasbläserei sei ein traditionelles Handwerk, das am Aussterben ist, wie Rotner sagt; nur 531 eingetragene Glasbläser gebe es im Verband Deutscher Glasbläser (VDG). Es gebe auch nur sehr wenige Ausbildungsplätze, und es sei ein schweres Handwerk.

In Deutschland gibt es nur wenige Glasfachschulen, Rotner hat die Glasfachschule in Zwiesel besucht. Hier werden alle Berufe abgedeckt: Glasbläser, Glasmacher, Glasgraveur, Glasschleifer, Glasmaler, Glasveredeler und Glashüttentechniker und Produktdesign.

Exaktes Arbeiten und technisches Verständnis seien Voraussetzungen für dieses seltene Handwerk, so Rotner, der sich mit dem Produkt stark identifiziert. „Mein Hobby ist das Glas“, sagt Rotner, der beim „Danner-Schulwettbewerb“ in Zwiesel mit einer originalgroßen Geige aus Glas den ersten Preis gewann.

Die Danner-Stiftung mit Sitz in München fördert seit vielen Jahren das Kunsthandwerk in Bayern. „Wir sind wie eine große Familie“, sagt Rotner, der beim letzten Treffen des VDG allein sieben Stellenangebote erhielt.

Doch erst einmal lockt wieder sein Lieblingsland, denn Mitte September tritt Peter Rotner eine Arbeitsstelle im australischen Brisbane an, bei einer der ganz wenigen Glasbläsereien dort für spezielle Glasapparate. Neben der rein technischen Fertigkeit liebt Peter Rotner jedoch auch die künstlerische Seite dieses Handwerks. Eigentlich hatte er zunächst die Ausbildung zum Kunstglasbläser machen wollen, so wie sein Vater Klaus Rotner, doch auch mit der Ausbildung zum Apparateglasbauer könne er sich verwirklichen.

Früher habe er Bleistiftzeichnungen, Aquarelle oder Acrylbilder hergestellt, heute mache er dreidimensionale Objekte aus Glas. „Ich strebe Kunst an, die einen Nutzen hat“, sagt er, „und ich liebe Glassachen, die sich bewegen“. Gerade in Arbeit sind kunstvoll mit Paragraphen verzierte Weingläser, eine Auftragsarbeit als Geschenk für einen Juristen. Oder, da sein weiteres Hobby das Gitarrespielen ist, eine kleine gläserne Gitarre in einer Flasche. Eine überdimensionale bunte Libelle beeindruckt durch ihre Farben und Größe, und eine Handy-Halterung aus Flachglas zeigt die praktische Seite dieses Handwerks.

In der Glasbläserei seines Vaters in Todtnauberg können die Gäste – vor allem die kleinen haben hieran ihren Spaß – unter Anleitung selber eine Glaskugel blasen.

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