Hans Gelpcke, der mit der Familie Boch des Hotel Engel die Lesetage organisiert, hatte die große Schar der Literaturfreunde zuvor zum „Familienfest“ begrüßt, denn das scheinen die Literaturtage mittlerweile nach 14 Jahren wirklich zu sein. Viele bekannte Gesichter, aber auch neue Gäste, Leseratten allesamt, treffen sich alljährlich im beschaulichen Ferienort Todtnauberg, der an diesem Novemberwochenende nicht – wie sonst fast immer – mit Schnee aufwarten kann. Dafür jedoch mit zahlreichen Protestplakaten der Gegner des Projekts „Ferienresort“ auf dem Radschert, der geplanten Hotelanlage auf jenem Höhenzug. Hier fand die traditionelle „Lesung am Winterfeuer“ statt. Und der Schweizer Buchpreisträger Peter Stamm hatte diverse Schnee- und Berggeschichten im Gepäck, die wenigstens verbal ein Gefühl von Winter am echt prasselnden Lagerfeuer vermittelten.
Peter Stamm ist bereits der zweite Schweizer Buchpreisträger, der bei den Literaturtagen in Todtnauberg auftritt. Vor genau zehn Jahren war es Rolf Lappert, der kurz vorher ebenfalls den Schweizer Buchpreis erhalten hatte. Initiator Hansjörg Schneider scheint ein Händchen für Preisträger zu haben, denn in beiden Fällen wusste er nichts von den Auszeichnungen, als er die Autoren zu den Lesetagen einlud.
Die Zuhörer hatten sich auf dem Radschert vor dem Jakobuskreuz mit Decken und Glühwein versorgt, und lauschten bei eisigem Wind Stamms Lesung aus Kapiteln seiner verschiedenen Erzählungen und Romanen, die alle mit Schnee und Winter zu tun haben. Zuvor hatten die Alphornfreunde Belchenland musikalisch auf dieses besondere Ereignis eingestimmt, auch zur Verabschiedung der zahlreich erschienenen Zuhörer ließen sie ihre Alphörner erklingen.