Todtnau/Kleines Wiesental Massive Kritik an Holznasslagern

Peter Schwendele
Versäumnisse und Missstände kritisiert der BUND bei den Holznasslagern in Geschwend (Foto) und Tegernau. Foto: Ulrike Jäger

BUND Hochrhein: Misstände in Geschwend und Tegernau dargelegt / Offener Brief und Strafanzeige

Oberes Wiesental/Kleines Wiesental - Der BUND Hochrhein macht Druck in Sachen Holznasslagern:  In einem offenen Brief wird das Vorgehen der Forstverwaltung bei der Aufarbeitung des derzeit anfallenden Schadholzes angeprangert. Das Schreiben dient gleichzeitig als Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft. 

Der BUND fordert, dass angesichts der aktuellen Dürre kein Wasser mehr vergeudet und verseucht werden darf. Der Kern der von BUND-Regionalvorstand Markus Wursthorn und BUND-Mitglied Dieter Berger aus Zell formulierten Kritik richtet sich gegen den Betrieb der beiden Holznasslager in Todtnau-Geschwend (Forstbetriebsgemeinschaft) und Kleines Wiesental-Tegernau (Staatsforst). Hauptfehler sei, dass die Holznasslager originär für die Lagerung von qualitativ hochwertigem Sturmholz angelegt worden sind und nicht für minderwertiges Käferholz, das in der jüngsten Vergangenheit aufgrund der unerquicklichen Gesamtsituation im Wald massiv angefallen ist.

Der BUND kritisiert, „dass beim Betreiben der Nassholzlager strukturelle Fehler begangen werden, die die Umwelt auf vielfältige Weise schädigen, und gleichzeitig Fördermittel zulasten der Steuerzahler vergeudet werden“.  Der BUND hatte kürzlich die beiden Nasslagerplätze der Region in Geschwend und Tegernau unter die Lupe genommen.

„Schockiert“ über die Zustände vor Ort

Man sei „schockiert“ gewesen, heißt es in dem offenen Brief, „wie behördliche Auflagen an beiden Plätzen missachtet wurden“. So sei in Geschwend aufgefallen, dass belastetes Wasser von der Berieselungsanlage in den Präger Bach geflossen ist, der eine hochwertige ökologische Funktion als Fauna-Flora-Habitat besitze. Wo der Ansaugstutzen der Pumpe im Bach steht, sei das Gewässer aufgestaut. Genau dies sei jedoch nicht erlaubt, heiße es doch in den Auflagen des Landratsamts Lörrach  zum Betrieb des Nasslagerplatzes, dass die Wasserentnahme in einer natürlichen Vertiefung ohne künstlichen Aufstau zu erfolgen hat.

Während es angesichts des trockenen Sommers jedem Bürger untersagt sei, Wasser zum Gießen von Blumen aus den Bächen zu entnehmen, werde für den Betrieb des Nasslagers die „gigantische Wassermenge“ von 108 000 Liter pro Stunde eingesetzt, kritisiert der BUND. Es sei klar, dass die Wassermenge sowohl dem Präger Bach als auch der Wiese fehlen werde. Überdies werde die Wasserqualität leiden, weil die berieselten Stämme, immerhin 15 000 Festmeter, ihre Gerbstoffe, das Tannin, an den Bach abgeben und das Gewässer versauerten. Diese Beeinträchtigung sei bei der Genehmigung unterschätzt worden. Der geforderte Zehn-Meter-Abstand des Holzlagers zum besonders schützenswerten Gisibodenbach sei ebenfalls nicht eingehalten worden. 

Wegen Nichtbeachtung von Auflagen habe man in Geschwend das Holz tagelang nicht beregnen dürfen. Die Folge: In Geschwend befalle der Käfer aus dem belasteten Fichtenholz nun auch das noch unbelastete, wertvolle Holz im selben Lager, so der BUND, der unter den Baumrinden massenhaft lebende Käferlarven entdeckte.

Rückendeckung von der Fischereibehörde

Die Fischereibehörde hat den Umweltschützern beim Nasslagerplatz Geschwend bereits volle Rückendeckung gegeben. „Der Vertreter des Landratsamtes konnte Ihre Schilderung der Missstände in vollem Umfang bestätigen“, heißt es in einer E-Mail an Dieter Berger.

Auch in Tegernau wird wie in Geschwend Käferholz gelagert, und dort fand der BUND ebenfalls lebende Käferlarven. Auch hier wird die massive Wasserentnahme aus der Köhlgartenwiese in Tegernau zur Beregnung kritisiert.

"Giftige Folgen der Holz-Berieselung sind bekannt"

Dieter Berger und Markus Wursthorn stießen zwischen der Einleitungsstelle an der Köhlgartenwiese und dem Nasslagerplatz auf Schaumkronen und schwarzen Schlamm, der die Bachflora verklebt. „Der Skandal ist hier, es dürfte überhaupt kein Wasser von der Berieselung der Baumstämme in den Bach laufen“, schreibt der BUND. In der Genehmigung der Staatsforstverwaltung für diesen Lagerplatz von 2007 stehe ausdrücklich, dass Ablaufwasser nicht direkt in das Gewässer geleitet werden dürfe; es sei vielmehr breitflächig zu versickern. Erst nach der Intervention des BUND habe der Holzlagerplatz eine Versickerungsmulde erhalten, in der schwarze Brühe vom Beregnungsplatz zurückgehalten werde.

Dabei seien die giftigen Folgen der Holz-Berieselung bekannt. So führe laut Untere Naturschutzbehörde die Auswaschung von Gerbstoffen an Nasslagerplätzen „zu einer hohen Konzentration toxischer Stoffe“. Aber auch die nicht giftigen Schwebstoffe, die ins Gewässer geleitet werden, seien laut Umweltbehörde eine bekannte Gefahr für Jungfische und Fischeier, weil sie dem Bach den Sauerstoff entziehen.

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