Gegen das Vergessen: Eine Frau wurde am 24. Juli 1997 an einem Wanderparkplatz bei Todtnau tot aufgefunden. Im Rahmen der grenzübergreifenden Kampagne „Identify me“ wird nun erneut nach der Identität der Toten und ihrem Mörder gefahndet.
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Sie wurden erschossen, erstickt oder niedergestochen – aber bis heute kennt die Polizei nicht einmal die Namen der Opfer. Im Rahmen der Kampagne „Identify me“ der deutschen, niederländischen und belgischen Polizeibehörden wird nun zu 22 längst vergangenen Mordfällen mit unbekannten weiblichen Opfern grenzübergreifend gefahndet – und auch ein Mordfall in Todtnau aus dem Jahr 1997 wird dabei neu aufgerollt. Eine Frau wurde damals in der Nähe des Hochkopfhauses in Präg tot aufgefunden.
Die Kampagne
Das Bundeskriminalamt (BKA) startete die Kampagne am Mittwochmorgen. Hauptziel der Kampagne ist es, die Identität der ermordeten Frauen zu klären. „Wir sind auf der Suche nach den Namen”, erläutert Carolien Opdecam von der Bundespolizei in Belgien. Und die Identität der Opfer führe oftmals auch zum Täter. Dass die ermordeten Frauen bis heute nicht identifiziert werden konnten, liegt möglicherweise daran, dass sie aus anderen Ländern stammen, etwa aus Regionen Osteuropas, aus Asien oder Afrika. Eventuell wurden sie absichtlich anderenorts zurückgelassen, um die Ermittlungen der Polizei zu erschweren, schreibt das BKA in einer Pressemitteilung.
Noch Hoffnung
Davon geht auch Thomas Batzel aus, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Freiburg. Der Mordfall in Todtnau ist der einzige der sechs deutschen Fälle aus der Kampagne aus der hiesigen Region. Batzel habe durchaus Hoffnung, dass es auch nach über 25 Jahren nach dem Mord noch zu Ermittlungserfolgen kommen kann, wie er im Gespräch mit unserer Zeitung sagt. Denn: „Es gibt immer Dinge, die man erlebt hat, die einem nicht mehr aus dem Kopf gehen, genau diese Menschen, die sich noch an Personen, die Kleidung oder Auffälliges an diesem Tag und Ort erinnern können, suchen wir.“ Was ihm zudem Hoffnung mache: „Die Reichweite einer solchen Kampagne ist heute immens höher als früher.“ Zudem sei heute auch die Auswertung von Spuren wesentlich einfacher möglich. Und: Immer wieder komme es vor, dass Fälle auch nach so vielen Jahren noch aufgeklärt werden könnten, so Batzel.
Der Fall
Am Donnerstag, 24. Juli 1997 wurde eine junge Frau in der Nähe des Wanderparkplatzes „Weißenbach“ bei Todtnau-Präg tot aufgefunden. Die Leiche war zuvor mit Brandbeschleuniger übergossen und angezündet worden. Die Polizei vermutet, dass sie schon mehrere Tage bis etwa zwei Wochen in dem Erdloch gelegen habe. In der Nähe des Fundorts wurde auch eine Bauschaufel gefunden.
„Aufgrund der Gesamtumstände ist von einem Tötungsdelikt auszugehen“, schreibt die Polizei in ihrer Pressemitteilung. Die Frau war zum Zeitpunkt ihres Todes etwa 20 Jahre alt und 1,64 Meter groß. Sie hatte braune, bis zu 34 Zentimeter lange Haare und eine schlanke Statur. Das Opfer war mit einem dunkelblauen Rock mit hellem Blumenmuster und einem blauen Kunststoffgürtel mit goldfarbener Schnalle bekleidet. Zudem trug sie ein helles T-Shirt der Marke „Speedway“ und weiße Sandalen. Weiterhin könnte eine Handtasche der Marke „DeLanee“ dem Opfer gehört haben, diese wurde im Außenbereich des Berggasthauses Präger Boden gefunden, schreibt die Polizei.
Keine Vermisstenmeldung
Damals wurden die Ermittlungen unter dem Titel „SOKO Hochkopf“ durchgeführt, informiert Batzel. Die Frau konnte keiner Vermisstenmeldung zugeordnet werden, sagt er.
Der Fall wird im Oktober in der TV-Sendung „Aktenzeichen XY“ vorgestellt. Jeder der sechs deutschten ungelösten Fälle wird hier gezeigt – in jedem Monat ein Fall. Die Kampagne hat übrigens auch prominente Unterstützung: Von deutscher Seite unterstützen ZDF-Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein und Boxweltmeisterin Regina Halmich die Kampagne.
Hinweise
Es wird für Hinweise, die zur Aufklärung der Straftat und zur Ermittlung des Täters führen, eine Belohnung in Höhe von 3 000 Euro ausgesetzt. Für Hinweise, die zur Identifizierung der unbekannten Toten führen, wird eine Belohnung in Höhe von 2 000 Euro ausgesetzt. Hinweise nimmt das Kriminalkommissariat Lörrach unter Tel. 07621/176-800 oder per Emailloerrach.kk.d1.coldcase@polizei.bwl.de entgegen oder auch jede andere Polizeidienststelle.
„Bitte helfen Sie uns die Frau zu identifizieren und ihren Mörder zu finden, weil die Frau es verdient, nicht vergessen zu werden“, heißt es in dem Video zu dem Todtnauer Mordfall.
Weitere Infos, das Video und Bilder zur Fahndung gibt es unter www.bka.de/IdentifyMe6. Weitere Infos zur Kampagne unter: www.bka.de/IdentifyMe.