Todtnau Nahwärmekunden entsetzt über Preiserhöhung – EOW wehrt sich

Verena Wehrle
Einige Kunden reagieren mit Entsetzen auf die Preiserhöhungen der EOW in der Nahwärme-Versorgung. Foto: MT-Archiv

Erschrocken zeigen sich einige Todtnauer EOW-Kunden über die Preiserhöhung für die Nahwärmeversorgung. Der Energieversorger erklärt, warum der Schritt nötig war.

Zu Jahresbeginn hat die Energieversorgung Oberes Wiesental (EOW) ihren Kunden der Hackschnitzel-Nachwärmeversorgung eine deutliche Preisanpassung mitgeteilt. Einige Kunden reagierten nun mit einem Schreiben an die Presse sowie an das Unternehmen selbst und zeigten sich entsetzt und geschockt. Denn die Preissteigerung liegt laut EOW im Schnitt bei 45 Prozent.

Sparte Nahwärme nicht kostendeckend

EOW-Kunde Richard Zahoransky spricht in seinem Schreiben von einem „Schock“ und von Erhöhungen von 45 bis 47 Prozent in den ihm bekannten Fällen. EOW-Geschäftsführer Johannes Heitzler zeigt in seiner Antwort an Zahoransky sowie im Gespräch mit unserer Zeitung „maximales Verständnis“. Die Entscheidung sei nicht leichtfertig getroffen worden, sondern sei wirtschaftlich und technisch notwendig gewesen.

Die Hackschnitzel-Heizzentrale der EOW wurde 2009 eröffnet. Foto: Archiv/Verena Wehrle

Schon seit Jahren sei die Nahwärmeversorgung in Todtnau nicht kostendeckend. Er habe nie abgestritten, dass die Erhöhung nun sehr hoch sei, aber man müsse auch berücksichtigen, wo man herkomme: Das Preisniveau sei vor der Erhöhung schon sehr niedrig gewesen. Und: Noch heute sei der Brutto-Wärmepreis der EOW um fast 20 Prozent günstiger als der durchschnittliche Wärmepreis in Baden-Württemberg, macht Heitzler deutlich.

Wird die Monopolstellung ausgenutzt?

Richard Zahoransky wirft dem Unternehmen vor, seine natürliche Monopolstellung auszunutzen, da die Kunden den Anbieter ja nicht wechseln könnten. Dem widerspricht Heitzler vehement, „da die EOW in der Sparte Nahwärme auch nach der Preisanpassung nicht gewinnorientiert handelt, sondern das jährliche Defizit lediglich minimiert.“

Die Todtnauer Hackschnitzel-Anlage Foto: zVg

Er fügt zudem an, dass ineffiziente Nahwärmenetze zunehmend – wie etwa in Wasenweiler – stillgelegt würden. „Ein ähnliches Schicksal möchten wir unter allen Umständen vermeiden.“

Beim Vergleich kommt es auf die Berechnung an

Zahoransky behauptet in seinem Schreiben, dass Erdgas günstiger sei als Fernwärme. Hierzu erläutert Heitzler, dass es beim Vergleich darauf ankomme, welche Kosten man mit einrechne.

So müsse man zum stark volatilen Erdgaspreis auch die Kosten für die Investition, Wartung, Störungen, Schornsteinfeger und Weiteres hinzurechnen, wodurch sich eine Wärmeversorgung mit Erdgas keineswegs günstiger realisieren ließe.

Anteil von Hackschnitzeln zu gering

Ein weiterer Punkt, der Zahoransky verärgert: Die Wärmeversorgung werde nicht mehr überwiegend durch Hackschnitzel generiert. Zu Beginn habe man den Kunden einen Holzanteil von 73 Prozent versprochen, im Jahr 2023 hat dieser laut Zahoransky bei 35 Prozent gelegen. Diese Unzufriedenheit teilt Heitzler, wie er sagt. Natürlich sei es das Ziel des Unternehmens, die Wärme so CO2-arm wie möglich zu erzeugen.

Doch 2023 und 2024 seien sehr reparaturintensive Jahre gewesen, wodurch es immer wieder zum ungeplantem Stillstand des Hackschnitzelofens gekommen sei, erklärt Heitzler im Gespräch mit unserer Zeitung. Aktuell liege der Hackschnitzelanteil bei etwa 40 Prozent.

Was gegen einen Speicher spricht

Zahoransky schlägt der EOW einen Pufferspeicher vor, damit sich der Betrieb mit Hackschnitzeln auch im Sommer rechnet. Einen solchen habe das Unternehmen 2023 planen und kalkulieren lassen, erläutert Heitzler. Da ein Pufferspeicher aber nur außerhalb der Heizzentrale realisierbar sei, sei eine Installation mit hohen Kosten verbunden. Man müsse die Wärmeversorgung erst wieder auf ein marktübliches Niveau bringen, bevor man investieren könne.

Das sagen weitere Kunden der EOW

Den Brief von Zahoransky haben auch der Arzt Martin Honeck, die Ärztin Andrea Honeck, die für ihren Privathaushalt spricht, und Bertold Knotz als Inhaber des Einzelhandelsgeschäfts Otto Asal unterstützt. Andrea Honeck überlegt sich etwa eine alternative Heizmöglichkeit für ihr Haus, wie sie schreibt. Und Bertold Knotz spricht von einer „erheblichen finanziellen Belastung“, die auch Unternehmen und soziale Einrichtungen betreffe. Martin Honeck schreibt, dass er die „drastische Kostensteigerung“ an die Mieter weitergeben werde, was ihn als Teilhaber der Praxis wiederum selbst betreffe. „Die Message ist denkbar schlecht: Finger weg von der Fernwärme, lieber autark bleiben“, schreibt der Arzt.

Das Schreiben von Heitzler wurde wiederum vom Aufsichtsratsvorsitzenden der EOW, Bürgermeister Oliver Fiedel, unterstützt. Die Stadt Todtnau ist mit 52 Prozent an dem Unternehmen beteiligt.

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