Todtnau Risiko wird mit Klimakrise größer

Zoë Schäuble

Natur: Waldbrände haben in diesem Sommer auch vor dem Todtnauer Forst nicht Halt gemacht

In diesem Jahr haben Feuer in Deutschland bereits einiges an Wald zerstört: Bis Mitte August sind laut Experten rund 4240 Hektar Wald durch Waldbrände vernichtet worden. Zehn Prozent mehr als im gesamten Waldbrand-Rekordjahr 2018. Auch im Einzugsgebiet des Forstbezirks Todtnau brannten im Sommer Bäume. Dennoch sei die Region „einigermaßen sicher“, wie Susanne Berger, Sachgebietsleiterin des Forstbezirks Todtnau, erklärt.

Von Zoë Schäuble

Todtnau. Die Zahl hat das Europäischen Waldbrand-Informationssystem (EFFIS) kürzlich vermeldet. Die Wissenschaftler, die das EFFIS mit Daten füttern, nennen als eine der Ursachen den Klimawandel: Dieser führe unter anderem zu mehr Feuer im Forst. Auch im Einzugsgebiet des hiesigen Forstbezirks hatte es in diesem Sommer gebrannt. „Im Kleinen Wiesental brannte Ende April eine Fläche von fast drei Hektar im Staatswald“, erinnert sich Berger. Die Ursache für den Brandherd sei, so die Sachgebietsleiterin, ein Feuer zur Verbrennung von Reisig gewesen, das durch Wind außer Kontrolle geraten war und auf Unterholz im Wald übergriff.

Deshalb brennt der Wald

Ein Blick in Nachbarregionen zeigt, dass auch hier die Wälder brennen. Im Osten Deutschlands, in Brandenburg und Sachsen, hatten die Feuer mitunter wochenlang gewütet. Doch wie ist die Lage in der Region? Berger weiß: „Das Waldbrandrisiko wird bei uns als gering eingeschätzt.“ Mehrere Faktoren, etwa das Klima, spielen bei dieser Beurteilung eine Rolle. „Das Klima im Oberen und Kleinen Wiesental ist – trotz Trockenheit – doch deutlich kühler als beispielsweise im Markgräfler Land oder in der Rheinebene.“ Als weiterer wichtiger Faktor gelte die Baumartenzusammensetzung. Kiefernwälder, wie es sie ortsweise etwa in der Rheinebene oder in Ostdeutschland oftmals in Reinbeständen gibt, seien deutlich feueranfälliger als die hier verbreiteten Buchen- und Fichtenmischwälder, erklärt die Sachgebietsleiterin. „In strukturreichen Wäldern, also dort, wo viele Mischbaumarten und verschiedene Altersstufen der Bäume auf kleiner Fläche stehen, ist das Waldbrandrisiko zusätzlich deutlich geringer.“ Einer der gefährdenden Faktoren, der im Wesentlichen für zahlreiche Brände in Nord-Ostdeutschland verantwortlich ist, ist die Munitionsbelastung im Boden, beispielsweise auf ehemaligen Truppenübungsplätzen. Bei heißen Sommertemperaturen komme es dort oft zur Selbstentzündung von Munition im Boden und als Folge zum Waldbrand, erklärt Berger. Für den Forstbezirk Todtnau spiele dieser Faktor keine Rolle.

Was Waldbrände auslöst

Trotz des geringen Risikos brennt es mitunter im hiesigen Wald. Diese Brände seien fast ausschließlich durch menschliches Handeln verursacht. Berger: „Natürliche Ursachen sind selten. Allenfalls Blitzschlag kann in Einzelfällen zu Waldbränden führen.“ Da Gewitter aber häufig von Regen begleitet sind, bilde ein Waldbrand durch Blitzschlag eher die Ausnahme.

Wie man Bränden vorbeugt

Die Sachgebietsleiterin regt mit Blick auf den häufigsten Auslöser an, umsichtig zu handeln. Etwa das Einhalten des gesetzlichen Rauchverbots im Wald vom 1. März bis zum 31. Oktober sei eine wichtige Präventionsmaßnahme. „Außerdem sollten Zigaretten generell nicht achtlos weggeworfen werden.“

Vorbeugen könne man auch, indem man im Wald oder in unmittelbarer Waldnähe kein Feuer und keinen Grill entzünde, oder an erlaubten Grillstellen das Feuer nie unbeaufsichtigt lasse und vor dem Verlassen vollständig lösche. „Es ist wichtig, sich in Dürrezeiten bezüglich Feuer oder Funkenflug besonders vorsichtig zu verhalten.“

Die Feuergefährdung eines Waldes hängt auch von dessen Baumartenzusammensetzung ab, weiß Berger: „Hinsichtlich der Baumarten und des -alters sind gemischte Wälder weniger stark für Brände gefährdet.“ Naturverjüngung unter alten Bäumen helfe etwa, den Grasbewuchs einzudämmen und dadurch das Brandrisiko zu senken.

Aktive Maßnahmen, wie beispielsweise die Anlage von Schutzstreifen oder Waldbrandriegeln im Wald – dabei werden auf mehreren hundert Metern Länge und 20 bis 30 Metern Breite systematisch brandhemmende Baum- und Straucharten gepflanzt oder der Boden von brennbarem Material, wie Reisig oder Grasbewuchs freigehalten – sind allerdings nur in stark waldbrandgefährdeten Gebieten notwendig und im Oberen und Kleinen Wiesental „nicht verhältnismäßig“, erklärt Berger.

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