Todtnau Schönauer von Todtnauern verurteilt

Ines Bode und Verena Wehrle
Doris Waßmer-Mink vor dem Narrengericht Todtnau. Hinter ihr Zeuge Bernhard Wehrle. Foto: /Ines Bode

Wenn der Hammer laut klopft und „nichts als die Wahrheit“ gilt, dann ist wieder Zeit für das Hohe Amtliche Todtnauer Narrengericht. Es ist eine spektakuläre Besonderheit, gibt es so etwas in der Region doch nur in Todtnau.

Mit Doris Waßmer-Mink, Uwe Böhler und Julilan Seckinger standen drei Angeklagte vor dem Todtnauer Narrengericht, und alle wurden zu saftigen Strafen verurteilt.

Schlachtplatten-Prozess

Los ging es mit der Fahler Missetäterin und Forellenzüchterin Doris Waßmer-Mink, die passend zu ihrem Urteil verkleidet als Blutwurst mit Sauerkraut auf dem Kopf erschien. „Geschmackloser Bruch mit der Fasnet-Esskultur“ stand auf der Anklageschrift der Lawine-Wirtin. Denn sie hatte an der Fasnacht 2020 keine hausgemachte Schlachtplatte serviert, was allerdings eine von den Narren geforderte Tradition ist. Pflichtverteidiger Matteo Abbate gab sein Bestes, wollte die Naturpark-Wirtin raushauen, trumpfte gar mit dem Klimawandel auf. Doch die Narrenrichter Jürgen Wehrle, Roland Walleser und Dominik Günther hatten mit Ex-Sonnenwirt Bernhard Wehrle als Zeuge einen Trumpf im Ärmel. Er betonte, dass Waßmer-Mink auch in der Not bei ihm um die Zutaten für die Schlachtplatte hätte anfragen können: „Wir Wirte halten doch zusammen.“ Als geschmackvolles Beweismittel servierte er einen Teller mit dampfenden Würsten und haute damit seine „Kollegin“ regelrecht in die Pfanne. Denn daraufhin folgte das Urteil für die Wirtin: Zum Verurteiltenball habe sie als beleidigte Leberwurst zu erscheinen, mit Wehrle einen Tango aufzuführen und ein Gedicht vorzutragen.

Scheibenböcke geklaut

Als Nächstes wurde Langstreckenradler Uwe Böhler auf die Anklagebank gebracht. Der Vorwurf: „Schwerer Diebstahl von närrisch unverzichtbarem Kulturgut.“ Während der Verhandlung schallte immer wieder lautes Gelächter aus dem zahlreich erschienenen Publikum. Böhler soll einen Tag vor dem Scheibenschlagen 2022 zwei neue Scheibenböcke entwendet haben. Der Verteidiger ließ Scheibenbockspezialist Markus „Holzwurm“ Steiger antanzen. Dieser zauberte eine Pulle aus dem geheimen Winkel des Scheibenbocks hervor, um die Rechtsverdreher zu bestechen. Richter Wehrle: „Schmeckt, tut aber nichts zur Sache.“ Als Zeugen, die beweisen sollten, dass die Scheiben ohne Bock nicht fliegen, traten die Scheibenkönige Stefan Asal und Nathalie Thoma auf und präsentierten mit Schaumstoff-Scheiben die Tradition. Ihr Auftritt führte schließlich zum Urteil: Zur Strafe muss Böhler unter anderem einen Wanderpokal stiften, der künftig an den schlechtesten Scheiben- schläger geht.

Ein vorlauter Schönauer

Immer wieder rief Schönaus Oberzunftmeister Julian Seckinger aus dem Gefängnis heraus: „Lasst mich raus“. Auch während seiner Verhandlung zeigte er stets ein „loses Mundwerk“. Der Grund für seine Verhandlung: Eine Zeitungsente, war zu seinem Amtsantritt in der Badischen Zeitung doch ein Foto von Todtnaus Ranzengardist Joachim Knotz veröffentlicht worden anstatt von Seckinger. Mit Todtnauer Federn habe sich Seckinger schmücken wollen, waren sich die Narrenrichter einig. Knotz wiederum war als Zeuge geladen, der sichtlich gelitten habe, da er immer wieder als Schönauer Oberzunftmeister angesprochen wurde. „Schuldig“, hieß es für den Ozume, der zum Verurteiltenball als Zeitungsente verkleidet einen Leserbrief und einen Ententanz vortragen muss.

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