Todtnau Spiel unterm Sternenhimmel

Gudrun Gehr

Aufführung: „Theater in den Bergen“: Tourneeauftakt der Ehrsberger Gruppe mit dem Stück „Das kalte Herz“

Die Ehrsberger Theatergruppe „Theater in den Bergen“ ist wieder auf Tournee und feierte am Freitag die Premiere mit der mobilen Inszenierung des Märchens „Das kalte Herz“ von Wilhelm Hauff.

Von Gudrun Gehr

Todnau-Muggenbrunn. Rund 100 Theaterbegeisterte fanden sich pünktlich zum Sonnenuntergang beim Treffpunkt bei der St. Cornelius-Kapelle in Muggenbrunn ein. Das Wandertheater nahm seine Gäste mit auf eine rund dreistündige Nachtwanderung auf die Höhen und rundum von Muggenbrunn, wegen der Waldbrandgefahr ausgerüstet mit (LED)-Laternen.

Eine dreistündige Nachtwanderung

Hier wurde an insgesamt sechs Wald(rand-)stationen Halt gemacht und die spannende Geschichte des armen Kohlenbrenners Peter Munk über Habgier, Eifersucht, verpasste Chancen und Größenwahn erzählt. Veranstalter und Darsteller Arndt Heuwinkel wies die Gäste - wie sich zeigte, mit Berechtigung - darauf hin, dass die Nächte auf den Höhen von Muggenbrunn durchaus nicht mollig warm seien und die Mitnahme geeigneter Kleidung erforderlich ist.

„Das kalte Herz“ wird bei dieser Vorstellung puristisch nur von drei Schauspielern dargestellt. Nur Peter Munk - brillant von der Berufsschauspielerin Lena Drieschen dargestellt - verbleibt in der Rolle. Antonia Tittel und Arnd Heuwinkel verwandeln sich im Laufe der Geschehnisse in zahlreiche Figuren, wie das bezaubernd leuchtende Glasmännlein, auch Schatzhauser genannt, in den gefährlichen kräftigen Holländermichel, den reichen „Tanzkönig“ Ezechiel, einen Amtmann oder die übel behandelte Ehefrau Lisbeth.

Sanfte, beinahe mystische Schattierung

Bei Eintritt der Dunkelheit bewegte sich die Prozession der Besucher zunächst auf der Berghöhe über Muggenbrunn, um zur ersten Station der Freilichtvorstellung an die Kreuzung zum Holzschlagbach zu gelangen. Es war die Nacht der Perseiden, die mit ihren Sternschnuppen manchen Nachtwanderer zum Staunen brachte. Die Umgebung hüllte sich zunächst in eine sanfte, beinahe mystische Schattierung, und einzelne Leuchter erhellten den Waldweg. Lena Drieschen führte in die Unzufriedenheit des jungen Köhlers Peter Munk ein, der von viel Geld und Ruhm träumte. Munk hat erfahren, dass es im Schwarzwald einen Waldgeist, das Glasmännlein gibt, das auch Schatzhauser genannt wird. Das Männlein würde jedem drei Wünsche erfüllen, der an einem Sonntag zwischen elf und zwei Uhr geboren ist. Voraussetzung sei, man würde einen geeigneten Vers beschwören.

Über Umwege erfuhr Peter Munk den Reim und beschwor diesen: „Schatzhauser im grünen Tannenwald, bist schon viel hundert Jahre alt. Dir gehört all Land, wo Tannen steht - lässt dich nur Sonntagskindern sehn“. Prompt werden dem jungen Munk zwei Wünsche erfüllt, er erhält Geld und eine neue Glashütte. Doch er befindet sich im Sog des Müßiggangs und der Spielerei.

Hinreißende Tanzeinlagen geboten

Bei der zweiten Freilichtstation auf dem Muggenbrunner Heuwinkel verspielt Munk sein Hab und Gut und gerät mit dem Tänzer Ezechiel in eine Auseinandersetzung. Arne Heuwinkel und Lena Drieschen präsentierten hier unter begeistertem Szenenapplaus der Zuschauer im Wettstreit hinreißende Tanzeinlagen, Munk ging hier als „Tanzkaiser“ hervor.

Erfreut waren die Gäste über die Stärkung zwischen den Auftritten mit einem kleinen wärmenden Nachtmahl. Ein örtlicher Gastronom präsentierte Sitzgelegenheiten mit warmer Kartoffelsuppe, Würstchen und Getränken. Weiter ging das Wandertheater zu Auftritten entlang des kühlen Holzschlagbaches zu den Freilichtplätzen im minimalistischen und charmantem Ambiente. Auch für passgerechte musikalische Begleitung war gesorgt.

Munk gerät hier an den Holländermichel, der ihm hilft, aber sein Herz gegen einen Stein austauscht. Nun stellt Munk fest, dass er sich an nichts mehr freuen kann, er wird geizig und verjagt alle Armen.

Munk will sein altes Herz zurück

Seine Ehefrau Lisbeth wird von ihm erschlagen, nachdem sie Bettlern Geld gab. Er will sein altes Herz zurück und erlangt dieses durch einen Trick beim Holländermichel. Er bereut sein verpfuschtes Leben, das Glasmännlein erweckt die ermordete Ehefrau wieder zum Leben. Es gibt ein Happy End, Peter Munk arbeitet fortan fleißig als Köhler.

Die Inszenierung erzählt davon, wie man im Streben nach vermeintlichem Glück und dem Wunsch, jemand anderer zu sein, das eigene Glück auf die Probe stellt. Die Vorstellung endete gegen Mitternacht, die Gäste bedankten sich für das ungewöhnliche Erlebnis mit langem begeisterten Applaus.

Weitere Auftritte des „Theater in den Bergen“ über das Märchen „Das kalte Herz“ erfolgen noch bis Ende August in Hinterzarten und Bernau. Termine in Hinterzarten: 19., 20. und 21. August, jeweils um 20.45 Uhr, in Bernau am 26. und 27. August, jeweils um 20.30 Uhr.

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