Todtnau Streit um „Vogelneschder“ eskaliert

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Ehrenamt I: Vorstandsmitglieder des Vereins L(i)ebenswertes Todtnauberg erwägen, zurückzutreten

Nach der eskalierenden Auseinandersetzung um die Aussichtsplattformen „Vogelneschder“ in Todtnauberg sieht sich der Vorstand des verantwortlichen Vereins L(i)ebenswertes Todtnauberg mit zu hohen Hürden für das künftige, operative Alltagsgeschäft des Vereins konfrontiert. Die Konsequenz: Alle Vorstandsmitglieder stellen ihre Ämter zur Verfügung. Ob die Todtnauberger den Verein überhaupt noch wollen, soll außerdem geklärt werden.

Todtnau-Todtnauberg. Ein einzelner ortsansässiger Bürger war es, der sich mit den neuen Aussichtsplattformen, den sogenannten „Vogelneschdern“, nicht anfreunden konnte und deshalb das Landratsamt Lörrach einschaltete sowie Anzeige gegen das Vorgehen des Vereins L(i)ebenswertes Todtnauberg erstattete. Die Vorstandsmitglieder Alfred Boch, Fabienne Mühl, Simone Schubnell-Braunsberger und Simon Sütterlin, die größtenteils seit der Gründung 2010 ihre Ämter bekleiden und somit seit der ersten Stunde dabei sind, haben Derartiges noch nicht erlebt und sehen einen Präzedenzfall geschaffen. In einer Pressemitteilung erklärt Vorsitzender Alfred Boch: „Wir sind in der Planung wie immer vorgegangen, haben das Projekt umfassend und sogar mehrfach auf unserer Jahreshauptversammlung, zu der auch immer alle Stadträte sowie der Bürgermeister eingeladen sind, vorgestellt. Außerdem setzten wir den Ortschaftsrat von unserem Vorhaben in Kenntnis und begutachteten die Standorte mit den zuständigen Förstern. Keiner ist davon ausgegangen, dass eine Rastmöglichkeit dieser Größenordnung genehmigungspflichtig sei, sonst hätten wir es auch nicht verwirklicht.“ Außerdem habe man eine Statik erstellen und die Fundamente sowie die Metallkonstruktion von Unternehmen anfertigen lassen. Dass man nun aus der Bevölkerung ohne Vorwarnung „einen derartigen Dolch in den Rücken gestoßen“ bekomme – damit habe wirklich niemand gerechnet.

Auch Kassiererin Simone Schubnell-Braunsberger findet die jüngste Entwicklung äußerst bedauerlich: „Seit unserer Gründung vor zwölf Jahren haben wir etliche Hundertausende Euro ausschließlich in den Tourismus und den Bau neuer beziehungsweise Erhalt bestehender Anlagen für Gäste wie Einheimische investiert.“ Der Verein sei für die Menschen im Ort gegründet worden. Für die Vorstandsmitglieder sei es „völlig unverständlich“, wie es jetzt plötzlich zu so einem gegen den Verein gerichteten Verhalten habe kommen können.

Schriftführer Simon Sütterlin ergänzt: „Wir betonen seit jeher, dass wir uns als Bürgerverein verstehen. Jeder kann sich mit seiner Kritik, seinen Fragen und Anliegen an uns wenden und unsere Vorstandssitzungen besuchen, wenn er das möchte.“ Die Vorstandsmitglieder würden sich sogar über Verbesserungsvorschläge freuen. Aber der Bürger habe alle Angebote seitens des Vorstands zu einem persönlichen Austausch ausgeschlagen, heißt es in der Pressemitteilung. Die Führung des L(i)ebenswerten TodtnauVereins befürchtet nun, für alle weiteren kleinen Projekte in Zukunft Bauanträge stellen und entsprechende Genehmigungsverfahren durchlaufen zu müssen, was mit viel Zeit und Geld für administrative Abläufe verbunden sei. „Dies im Ehrenamt neben der beruflichen Tätigkeit zu stemmen – das macht keiner, also wir vier zumindest nicht“, erklärt Alfred Boch.

Ebenso stelle sich für die Vorstandsmitglieder die Frage, wie die Bevölkerung mittlerweile zum Bürgerverein stehe – die Generalversammlungen seien in den vergangenen Jahren allenfalls schlecht besucht gewesen, so Fabienne Mühl, stellvertretende Vorsitzende. Und wenn es nun bereits solche Aktionen aus dem eigenen Ort gegen den Verein gebe, dann sei man nun vielleicht an einem Punkt angelangt, an dem man einen Schlussstrich ziehen müsse.

Unterstützung für Schwimmbad in Gefahr

Laut Mitteilung graut es aber genau davor Dominik Zipfel, dem Vorsitzenden des Fördervereins zur Förderung und Pflege des Schwimmsports in Todtnauberg: „Ohne die alljährliche finanzielle Unterstützung des Bürgervereins wäre das Schwimmbad sicherlich schon länger geschlossen. Es wäre ein Fiasko, wenn es für das L(i)ebenswerte nicht mehr weiterginge.“

In Versammlung über Vereinszukunft beraten

Der Verein war 2010 vor allem auch aus der Motivation gegründet worden, das Berger Bad durch neue Geldquellen erhalten zu können. Nun hängt viel an einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am 11. Oktober, 20 Uhr, im Kurhaus, in der es dem Verein vor allem darum geht, „die Bevölkerung über den strittigen Sachverhalt aufzuklären und mit ihr darüber zu diskutieren“, heißt es weiter in der Mitteilung. „Aber ebenso möchten wir ein Stimmungsbild einholen, wie die Todtnauberger sich zum Verein und seiner Vorstandschaft positionieren. Wir wollen sozusagen tatsächlich die Vertrauensfrage stellen“, wird Alfred Boch zitiert.

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