Todtnau „Verschandelung der Landschaft“

Markgräfler Tagblatt
Rund 300 Gegner bezogen bei der Demo Stellung gegen den geplanten Hotelkomplex. Traktoren wurden mit Spruchbändern versehen. Foto: Verena Wehrle Foto: Markgräfler Tagblatt

Demo in Todtnauberg: Widerstand gegen den geplanten Hotelkomplex geht weiter

Die Bürgerinitiative (BI) gegen das geplante Hotelprojekt in Todtnauberg traf sich am Freitagabend zu einer Demo auf dem Radschert. Insgesamt versammelten sich rund 300 Bürger zum Kampf gegen den Hotelbau.

Von Verena Wehrle

Todtnau-Todtnauberg. Bernhard Gnädinger, Sprecher der BI, verkündete unter tosendem Applaus durchs Megafon, die Initiative werde nicht davor zurückschrecken, ein Bürgerbegehren zu initiieren und damit einen Bürgerentscheid herbeizuführen.

Heiner Lohmann, an diesem Tag als Vertreter des BUND Hochrhein anwesend, meinte, dass die Naturschutzverbände in Sachen FFH-Verträglichkeitsprüfung nicht gehört wurden, was rechtswidrig sei. In einem ersten Schritt werde man deshalb bei den Behörden Widerspruch einlegen und, wenn es nicht anders gehe, Klage einreichen. „Hier dürfen einfach keine Hotels gebaut werden, das ist eine Verschandelung der Landschaft“, sagte Lohmann, wofür er starken Applaus erntete. „Eher geht ein Kamel durchs Nadelöhr, als dass hier ein Hotelkomplex gebaut wird“, ergänzte er.

Auch seine Frau Annette Lohmann, im Kreisvorstand der Grünen, sprach sich gegen das Hotel aus: „Ich finde es eine Schande, hier so etwas zu bauen; das, was den Schwarzwald schön macht, macht man durch so eine Bettenburg kaputt.“ Hartmut Schwäbl, ebenfalls vom Grünen-Kreisvorstand sagte: „Es ist an der Bevölkerung vorbeigeplant worden. Wenn ein ganzer Ortsteil so vehement dagegen ist, reicht das schon, dass man nicht bauen kann.“ Der Kreisverband der Grünen werde alles unternehmen, um diese Anlage zu verhindern, so Schwäbl. Sabine Ging, Vorsitzende des Grünen-Ortsverbands Oberes Wiesental, meinte, man solle lieber die leer stehenden Gasthäuser erhalten und ausbauen.

Auch Landwirt Bernhard Schneider, dessen Tiere auf der Fläche weiden, auf der das Hotel geplant ist, wehrt sich gegen den Bau. Um die Dimensionen des Komplexes zu verdeutlichen, wurden einige Traktoren nebeneinandergestellt und mit Spruchbändern versehen. Mit einem Kran wurde die Dachfirsthöhe von teilweise 18 Metern simuliert. „Wenn man dann den Weg hochläuft, läuft man an einer Wand vorbei, ähnlich wie in einer Großstadt, man sieht nichts mehr“, so Schneider in Bezug auf die jetzt noch schöne Aussicht auf dem Radschert. Elf Häuser sollen gebaut werden, wovon ein Haus eine Grundfläche von 300 Quadratmeter habe. „Das sind Riesenhäuser und das elf Mal“, so Schneider. Auf dem sensiblen Dauergrünland gebe es ein völliges Umwandlungsverbot, außer für öffentliche Belange. Ein Hotel zählt seiner Meinung nach nicht dazu.

Auch Gisela und Alfred Kaiser von der Bürgerinitiative trugen ihre Argumente vor: Hotels in dieser Größenordnung seien weitestgehend autonom, bräuchten keine Anbindung an den Ort und würden ihre Arbeitskräfte selbst mitbringen. Durch Dumping-Preise und Last-Minute-Angebote sowie die drei Restaurants würden die Vermieter und die die Gastronomie in Todtnauberg leiden. Das Projekt sei absolut ungeeignet, um den Ort weiterzuentwickeln, so Gisela Kaiser. Und Alfred Kaiser argumentierte vor allem mit dem erhöhten Verkehr, das Verkehrsgutachten spreche von einer Zunahme von über 1000 Fahrzeugen pro Tag. Auch die Wasserversorgung werde dann zum Problem.

Als einziger Stadtrat war Jochen Stückler anwesend. Er sagte, er sehe in dem Projekt Chancen für die Entwicklung von Todtnauberg, verstehe aber auch die Menschen, die an der Radschertstraße wohnen und sich dagegen aussprechen. Fabienne Mühl als einzige Vertreterin des Ortschaftsrats meinte, dass im Ortschaftsrat noch viele Fragen offen seien und sich noch keine Meinung gefestigt habe. Sie selbst aber habe sich von Anfang an dagegen positioniert, da sie in dem Hotel keine Bereicherung für den Ort sehe. „Das sind Dimensionen, die wir gar nicht vertragen, das wird ein Dorf im Dorf und das am schönsten Standort in Todtnauberg“, so Mühl.

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