Todtnau Visionär und verantwortungsvoller Unternehmer

Markgräfler Tagblatt
Heinz Zahoransky wurde am Freitag 90 Jahre alt. Foto: zVg Foto: Markgräfler Tagblatt

Jubilar: Heinz Zahoransky konnte seinen 90. Geburtstag feiern / Familienbetrieb zum weltweit agierenden Konzern geformt

Todtnau. Am vergangenen Freitag feierte Heinz Zahoransky seinen 90. Geburtstag. Der Unternehmer war maßgeblich daran beteiligt, dass aus dem 1902 gegründeten, väterlichen Betrieb ein weltweit agierender Technologiekonzern wurde. Heute beschäftigt die Zahoransky-Gruppe rund 800 Mitarbeiter an zehn Standorten in sieben Ländern, hält viele eingetragene Patente und beliefert mehr als 4000 Kunden weltweit. Im Jahr 2018 rechnet die Gruppe damit, zum ersten Mal die Umsatzmarke von 100 Millionen Euro zu erreichen.

Ehrenbürger Todtnaus

Seit 2005 ist Heinz Zahoransky Ehrenbürger der Stadt Todtnau. 2007 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz verliehen. Ein Jahr später wurde er als erster Ausländer mit dem „Cruz al Merito“, der Verdienstmedaille der Provinz La Rioja (Spanien), ausgezeichnet. 2012 erhielt er die Wirtschaftsmedaille des Landes Baden-Württemberg und den Freiburger Entrepreneur Preis.

Mit sieben Jahren besuchte Heinz Zahoransky die Volksschule in Todtnau und anschließend in Schönau. Sein Abitur wollte er in Freiburg auf der Ludendorffschule, dem heutigen Kepler-Gymnasium, ablegen. Doch lange vor dem Abschluss wurde die Schulklasse 1944 zum Wehrdienst als Flakhelfer eingezogen, als Heinz Zahoransky gerade einmal 15 Jahre alt war.

In Kriegsgefangenschaft

Obwohl er nie an aktiven Kampfhandlungen teilgenommen hatte, musste er nach dem Krieg als Kriegsgefangener für drei Jahre im Steinbruch, beim Straßenbau und in der Lagerverwaltung südlich von Saint-Malo in Frankreich arbeiten.

Erst kurz nach seinem 20. Geburtstag, im September 1948, kehrte Zahoransky nach Deutschland zurück und holte auf einer Privatschule sein Abitur nach. An der Technischen Hochschule in Karlsruhe schloss er 1954 sein Studium im Fach Maschinenbau mit der Diplomprüfung ab. Nach einem kurzen Intermezzo als Konstrukteur für Werkzeugmaschinen bei einer Firma in Calmbach, kehrte er als wissenschaftlicher Assistent und Lehrbeauftragter an die Technische Hochschule Karlsruhe zurück. Diese zweite Zeit an der Hochschule schloss er 1958 mit der Promotion ab.

Anfang 1959 trat Heinz Zahoransky als Angestellter in den väterlichen Betrieb ein. Im Herbst wurde er, neben seinem Stiefbruder Richard Zahoransky (Senior), weiterer Geschäftsführer. Nach Richards Tod im Jahr 1963 führte Heinz Zahoransky für mehr als 30 Jahren die Firma allein und schuf die Voraussetzungen für die erfolgreiche Entwicklung des heute weltumspannenden Konzerns.

In den ersten Jahren seiner Geschäftsführertätigkeit sah sich Heinz Zahoransky mit großen Herausforderungen konfrontiert. Einmal war die Firma durch einen unglücklich abgeschlossenen Lizenzvertrag in starke Abhängigkeit geraten, zum anderen war die Nachfrage nach innovativen Bohr- und Stopfautomaten hoch.

Chef mit vielen Ideen

Deswegen mussten schnell neue Konstruktionen auf den Markt gebracht werden. In den nächsten Jahren erlebte das Unternehmen mit vielen Neukonstruktionen, größtenteils nach den Ideen des Jubilars, einen einmaligen Aufschwung.

Die neuen Maschinenkonstruktionen wurden in der Branche so gut angenommen, dass am Stammsitz in Todtnau 1967 eine neue Fabrikhalle gebaut und nur zwei Jahre später erweitert wurde. 1972 vergrößerte Zahoransky seinen Standort in Freiburg mit einem Neubau. Kurz darauf wurde mit dem Neubau in Logroño in Spanien der erste Standort im Ausland eröffnet. 2003 erfolgte der Bezug des Neubaus des Mutterwerks in Todtnau-Geschwend auf der grünen Wiese – noch heute der wichtigste und größte Standort der Firmengruppe. Im selben Jahr begann die indische Tochter in Mumbai mit der Produktion. Dieses Werk wurde später nach Coimbatore in Südindien verlegt und beschäftigt heute 130 Mitarbeit

Heinz Zahoransky investierte nicht nur in den Ausbau der Fabriken. Schon früh war ihm bewusst, dass seine Mitarbeiter ein wesentlicher Quell des Unternehmenserfolgs sind. So führte er bereits 1959 das betriebliche Verbesserungswesen ein. Dabei werden die umgesetzten Effizienz- und Verbesserungsvorschläge der Mitarbeiter prämiert. Bis heute konnten durch die Ideen der Belegschaft mehr als 1,5 Millionen Euro Einsparungen erzielt werden.

Hilfswerk gegründet

1970 wurde zudem das Zahoransky-Firmenhilfswerk gegründet, in dem Mitarbeiter und Unternehmen gemeinsam für soziale Einrichtungen spenden.

Auch inhaltlich sorgte der Visionär für eine breitere Aufstellung seines Unternehmens: 1966 wurde Zahoransky erstmals im Formenbau aktiv. Nach Startschwierigkeiten mit dieser neuen Technologie ist dieser Produktbereich heute aus dem Portfolio der Unternehmensgruppe nicht mehr wegzudenken: Ein Viertel des Umsatzes generiert das Unternehmen heute mit Spritzgießformen. 1992 wurde die Abteilung in eine selbstständige Firma ausgegliedert.

2005 trat Heinz Zahoransky nach 46 Jahren erfolgreicher Geschäftsführung als Vorstand der Zahoransky AG zurück und wurde in den Aufsichtsrat gewählt. Diese Tätigkeit legte er zum 31. März 2012 nieder und ging, nun 83-jährig, in den verdienten Ruhestand. Bis heute lässt er sich regelmäßig über die Entwicklung des Unternehmens informieren.

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