Todtnau Weiterer Felssturz droht

Peter Schwendele

Experten untersuchen den Hang bei der L 149 / Straße bleibt bis auf Weiteres gesperrt

Todtnau-Präg - Die Sicherheit in dem Bereich der Landesstraße 149, in dem am Sonntagabend ein 28 Tonnen schwerer Felsbrocken abgegangen ist, kann bis auf Weiteres nicht gewährleistet werden. Aufgrund der instabilen Situation in dem dortigen Gelände ist nicht auszuschließen, dass sich weiterer schwerer Fels löst. Die Untersuchungen des Geländes gehen weiter, die Straße zwischen Präg und Bernau bleibt zunächst gesperrt.

Das sind die Kernpunkte, die gestern Nachmittag von Experten und Entscheidungsträgern bei einem Pressetermin in die Öffentlichkeit transportiert wurden.

Vor Ort beim Todtnauer Rathausplatz war unter anderem Clemens Ruch vom Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau, der gemeinsam mit zwei Kollegen in den vergangenen beiden Tagen den Bereich, in dem ein riesiger Felsbrocken abgegangen war, fachmännisch untersucht hat.

Es sei zunächst darum gegangen festzustellen, ob es weitere ähnliche Gesteinsungetüme gebe, die sich aktuell lösen könnten, legte Ruch dar.

Einwachsendes Wurzelwerk hat die Lage destabilisiert

Tatsächlich entdeckten die Experten etwa 40 Meter oberhalb der sonntäglichen Bruchstelle einen Felsbereich, der Sorge bereitet. Denn dort ist nach Aussage von Ruch mächtiges Wurzelwerk eines Ahornbaums tief in den steinigen Untergrund hineingewachsen und hat die Lage destabilisiert.

Konkret gebe es einen weiteren etwa 30 Kubikmeter großen Felsbrocken, „der hochgradig labil und absturzgefährdet ist“. Bevor jedoch dieser Brocken, der auf einem „spitzen Fuß“ stehe, entschärft werden könne, müsse zunächst ein weiteres Stück oberhalb ein Bereich gesichert werden, in dem lockeres Steinmaterial aufgefunden wurde. Erst wenn dort Sicherungsmaßnahmen vollzogen seien, könne man sich dem „Kandidaten“ widmen, der unterhalb lauere.

„Kontrollierter Absturz" wird erwogen

Ob dieser vor Ort gesichert werden könne oder ob er „kontrolliert“ zum Absturz gebracht werden müsse, liege letztendlich in der Entscheidung einer Spezialfirma, die in den nächsten Tagen zu den Tätigkeiten in dem diffizilen Gelände hinzugezogen werden soll.

Auslöser für den Abgang des schweren Felsbrockens am Sonntag war laut dem Experten vom Landesamt für Geologie kein akutes Wetterereignis oder im Hintergrund laufende Entwicklungen wie der Klimawandel.

Vielmehr habe das einwachsende Wurzelwerk an dem Steilhang, der aufgrund der extremen Topografie auch nicht forstlicherseits bewirtschaftet werden kann und seit 2015 als Bannwald ausgewiesen ist, in einem „langsamen Prozess“ immer mehr Druck ausgeübt. Wenn dann noch ein weiteres Ereignis wie etwa starker Wind dazukomme, könne dies zu solchen Ereignissen führen, sagte Ruch: „Das ist die Natur.“

Man kenne das auch von anderen Orten in Baden-Württemberg, so der Experte, der bei den Vorgängen in Geschwend im vergangenen Jahr einen ähnlichen Mechanismus am Werk sieht.

„Die Natur ist nicht hundertprozentig beherrschbar“, bekräftigte auch der Erste Landesbeamte Ulrich Hoehler vom Landratsamt Lörrach.

Wer trägt die Kosten?

Man müsse jetzt mit der Stadt Todtnau darüber sprechen, wer welche Aktivitäten in die Wege leite und wer welche Kosten der notwendigen Aktionen trage (das betreffende Grundstück gehört der Stadt, Träger der Straße ist das Land).

Zur Dauer der anstehenden Maßnahmen sowie der Sperrung konnte Hoehler noch keine Angaben machen. „Wir wollen die Sperrung der L 149 natürlich so kurz wie möglich halten, aber wir werden ganz sicher nichts überstürzen“, sagte der Vertreter des Landratsamts. Es sei absolut geboten, die Maßnahmen mit aller Vorsicht anzugehen.

Betreten der Sperrzone hochgradig gefährlich

Hoehler warnte eindringlich davor, sich in die vom Landesamt für Geologie festgelegte Sperrzone zu begeben. Dies sei aktuell hochgradig gefährlich. Gesperrt ist nicht nur die Straße, sondern auch ein parallel verlaufender Wanderweg.

Todtnaus Bürgermeister Andreas Wießner betonte, die Stadt werde die weiteren Entwicklungen regelmäßig und zügig kommunizieren.

Aktuell ist eine Umleitung via L 151 und L 146 über Todtmoos und Bernau eingerichtet.

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