Todtnau „Wir sind eine Menschheitsfamilie“

Markgräfler Tagblatt
Trommeln verbindet Flüchtlinge und Deutsche mit und ohne Migrationshintergrund.                                                                                                                                                                                                                                                                                 Foto: Christoph Schennen Foto: Markgräfler Tagblatt

Interkultureller Trommelkreis: Entspanntes Sommercamp mit Deutschen mit und ohne Migrationshintergrund und Flüchtlingen

Der interkulturelle Trommelkreis aus Kirchzarten, in dem Bürger mit und ohne Migrationshintergrund und Asylbewerber gemeinsam musizieren, hat erstmals ein Sommercamp veranstaltet.

Von Christoph Schennen

Wieden. Im idyllisch gelegenen Refugio Gruppenhaus in Wieden trafen sich in dieser Woche 35 Personen, neben Deutschen auch Männer und Frauen aus Gambia, Mali, Eritrea, Syrien, Afghanistan, Indien und Peru. Sie wohnen unter anderem in Schopfheim, Kirchzarten, Maulburg, Leipzig oder Freiburg.

Vormittags wurde im Haus oder auf dem nahe gelegenen Campingplatz getrommelt, nachmittags und abends lernten sich die Teilnehmer gegenseitig kennen, unternahmen eine Kräuterwanderung und frönten der Geselligkeit. Die Kinder spielten Tischtennis, Fußball oder malten. Es war für alle eine sehr entspannte Zeit, wozu auch die idyllische Lage in der Natur beitrug.

Der interkulturelle Trommelkreis trifft sich jeden Montag von 17.30 bis 19.30 Uhr und das Trommelcafe alle vier bis sechs Wochen samstags oder sonntags von 15 bis 18 Uhr im Schülerhaus Dreisam in Kirchzarten.

„Wir wollen einen offenen Raum schaffen, wo Menschen aufeinander zugehen können“, sagt Ulrike Fahlbusch, die Leiterin des Sommercamps.

Beim Singen, Musizieren oder geselligen Aktivitäten würden viele Vorurteile über Menschen aus anderen Kulturen fallen gelassen. „Wir sind schließlich eine Menschheitsfamilie“, sagt die Körper- und Klangtherapeutin. „Und“, so die Freiburgerin weiter, „über Musik passiert viel, was man im Gespräch nicht erfahren kann.“

Die 62-Jährige wünscht sich, dass die Menschen mehr Möglichkeiten haben einander näher zu kommen und Ängste abbauen können.

Das Sommercamp könnte man auch als interkulturelle Woche bezeichnen, in dem die Gewohnheiten fremder Kulturen ausprobiert werden. „Denn das Verständnis von anderen Kulturen liegt mir am Herzen“, sagt Ulrike Fahlbusch.

„Viele Deutsche essen kein Fleisch“, nennt sie als Beispiel. „Für andere Kulturen ist Fleisch aber ein unverzichtbarer Bestandteil des Essens. In dieser Woche haben ich mich daher darauf eingelassen, Fleischsoße zu essen, obwohl ich Vegetarierin bin.“

Ob das Sommercamp nächstes Jahr noch einmal stattfindet, ist noch unklar. „Die Organisation des Camps ist sehr aufwändig. Dennoch bereue ich nicht, es veranstaltet zu haben. Logistische Abläufe müssten aber beim nächsten Mal optimiert werden.“

In einem Monat werden sich einige Teilnehmer des Sommercamps wieder sehen. Ulrike Fahlbusch und ihr Mann Volkhard Schroth haben die Gruppe „Drum Family“ gegründet und treten mit dieser Formation am Sonntag, 23. September, von 14 bis 16 Uhr auf dem Lammplatz in Bad Krozingen auf.

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