Todtnau Wolf bereitet Bauern große Sorgen

Markgräfler Tagblatt
Frank Lamprecht, Herdenschutzberater im Auftrag der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt, erläutert die Kriterien für einen wolfsabweisenden Zaun. Foto: Naturpark Südschwarzwald

Herdenschutz: Naturpark-Arbeitsgruppe besichtigt Zaunanlage in Brandenberg

Todtnau-Brandenberg - Auf großes Interesse stieß eine von der Naturpark-Arbeitsgruppe Landwirtschaft initiierte Exkursion zum Thema Herdenschutz.

Kürzlich nahmen 30 Personen an der Begehung einer Zaunanlage an der Brandenberger Halde teil und diskutierten anschließend, welche Möglichkeiten es im Südschwarzwald gibt, um Herden vor dem Wolf zu schützen.

Als im Sommer der erste residente Wolf im Südschwarzwald nachgewiesen wurde, hat das Umweltministerium den gesamten Schwarzwald als so genanntes „Fördergebiet Wolfsprävention“ ausgewiesen. Dadurch wird es Weidetierhaltern möglich, für Schutzmaßnahmen wie Zaunanlagen öffentliche Fördermittel zu erhalten.

Besichtigt wurde die Zaunanlage an der Brandenberger Halde, einer etwa sieben Hektar großen Steilhangfläche, die mit Ziegen beweidet wird. Zu Beginn erläuterten der Weidewart Willi Beckert und Georg Dutschke von der Stadt Todtnau die Geschichte der Fläche, die seit vielen Jahren ehrenamtlich durch den Naturpflegeverein Brandenberg-Fahl gepflegt und offengehalten wird. Sie hat einen hohen ökologischen Wert. Es konnte erreicht werden, dass in diesem Jahr von einer Fachfirma ein neuer Zaun installiert wurde. Voraussetzung für eine Förderung des Zaunbaus war die wolfsabweisende Ausführung.

Anhand des neuen Zauns war zu erkennen, welche baulichen Herausforderungen sich an ein solches Zaunsystem in sehr steilem Gelände stellen. Praktische Hinweise zu den Voraussetzungen, die ein wolfsabweisender Zaun erfüllen muss, gaben die Fachleute für Herdenschutz der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA), Laura Huber-Eustachi und Frank Lamprecht: „Das Thema Herdenschutz ist eine komplexe Angelegenheit, bei der viele individuelle Aspekte berücksichtigt werden müssen“, so Lamprecht.

Derzeit ist der Zaun an der Brandenberger Halde noch nicht durchgehend wolfsabweisend ausgeführt, eine zusätzliche obere Litze ist aber vorgesehen und lässt sich leicht anbringen. Eine besondere Herausforderung ist die Unterhaltung des Zauns, insbesondere die Gewährleistung einer ausreichenden Stromspannung, die eine vergrämende Wirkung auf Wölfe haben soll. Deshalb muss der Zaun regelmäßig von Vegetation freigehalten werden.

Volker Erb von der Unteren Landwirtschaftsbehörde des Landkreises Lörrach gab einen Überblick über die Fördermöglichkeiten zum Herdenschutz und über Entschädigungszahlungen im Falle von Wolfsrissen an Nutztieren im Fördergebiet Wolfsprävention.

Bei der anschließenden Diskussion kamen unter anderem Vertreter des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbandes (BLHV), erster Vizepräsident Bernhard Bolkart, der Höheren Naturschutzbehörde beim Regierungspräsidium Freiburg, Joshua Petelka, und der Hochschwarzwald Tourismus GmbH, Volker Haselbacher, zu Wort. Dabei wurde deutlich, dass die Sorgen der Landwirtschaft bezüglich des Wolfes trotz der Fördermöglichkeiten nach wie vor groß sind.

Rechtlich ist die Bejagung oder auch die Ausweisung von wolfsfreien Gebieten aber nicht möglich, da die Tierart unter europäischem und nationalem Schutz steht. Es sei zu befürchten, dass die Nutztierhaltung im Schwarzwald weiter abnehmen wird. Diesen Trend gebe es bereits unabhängig vom Wolf, er könnte mit dessen Rückkehr aber verstärkt werden, hieß es. Mit dem Rückgang der Weidetierhaltung sei eine Veränderung der typischen, offenen Schwarzwaldlandschaft zu befürchten.

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