Todtnau Zusammenschluss vor einem halben Jahrhundert

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Blick auf Schlechtnau Foto: Archiv

Eingemeindung: Vor 50 Jahren gab Schlechtnau seine Selbstständigkeit auf und schloss sich Todtnau an

Todtnau-Schlechtnau. Heute vor genau 50 Jahren ist Schlechtnau ein Ortsteil von Todtnau geworden. Das durch die „Wiese“ in der Fläche geteilte Dorf, dessen Bewohner ihre Nachbarn auf der jeweils anderen Dorfseite jenseits der B 317 süffisant als „Ennerdörfler“ bezeichnen, lebt seitdem ein halbes Jahrhundert friedlich und sorgenfrei mit Ortschaftsverfassung an der Seite der Gesamtstadt Todtnau.

Nicht dem politischen Zwang, vielmehr dem umsichtigen Betreiben des letzten Schlechtnauer Bürgermeisters Josef Ehmer war es zu verdanken, dass Schlechtnau seine Selbstständigkeit zum 1. April 1972 aufgab. Ehmer war klar, dass mit dem damals bevorstehenden Eintritt von Ratschreiber und Kassenverwalter in den wohlverdienten Ruhestand auf Dauer die Eigenständigkeit mit ehrenamtlich und nebenberuflich bei der Gemeinde angestelltem Personal nicht beibehalten werden konnte. Gemeindebedienstete stattdessen hauptamtlich zu beschäftigen, schloss Ehmer seinerzeit aus Kostengründen kategorisch aus.

Zudem war in den Jahren 1968 bis 1975 die große Zeit der Gebietsreform in Baden-Württemberg gekommen. Diese hatte das Ziel, leistungsfähigere Gemeinden durch größere Verwaltungseinheiten zu schaffen. Die öffentliche Verwaltung in der Nachkriegszeit hatte sich nämlich kaum den aktuellen Anforderungen der Zeit angepasst, weshalb sich mehr und mehr ein wachsender Reformdruck in Verwaltungssachen entwickelte, dem sich die Regierungen des Bundes und der Länder annehmen mussten.

Ungeachtet dessen trieb der Schlechtnauer Gemeinderat einen freiwilligen Beitritt zur Stadt Todtnau voran. Die Bürger stimmten schließlich im zweiten Anlauf in einer Bürgeranhörung vom 20. Februar 1972 auf Grundlage der heutigen Ortschaftsverfassung mit einer Mehrheit von 119 der 138 abgegebenen Stimmen der freiwilligen Eingliederung zu. Heute zählt Schlechtnau rund 370 Einwohner. Der Ortsteil hat sich inzwischen zu einem reinen Wohnort entwickelt.

Die Bewohner sind sich größtenteils sicher: „Uns geht es mit der Eingemeindung besser, zumindest finanziell.“ „Man kann sich hier wohlfühlen“, sagt der heutige Ortsvorsteher Sven Behringer, der selbst im Ort aufgewachsen ist. Das zeigen die zahlreich neu errichteten Wohnhäuser in den Baugebieten Jörgenmatt an der Feldstraße beziehungsweise Bauermatt I und II an der Schlehdorn-, Kressel- oder Bühlstraße sowie mehrere Bauvoranfragen für diverse Baulücken.

Fragt man sich, was Schlechtnau zu bieten hat, denkt man wahrscheinlich zuerst an das kulturelle Leben und das Miteinander, wofür insbesondere die Fasnachtsgesellschaft Schlechtnau mit der Dichelbohrer-Zunft, je eine Männer- beziehungsweise Frauenturngruppe oder die Stammtischler der früheren Feuerwehr stehen.

Infrastrukturell wurden im Ort mit den Geldern der Gesamtstadt unter anderem mehrere Straßen saniert, die Gas- und Wasserversorgung ausgebaut oder die am 2. Juni 1996 zweigruppige, 620 000 Mark teure, kommunale Todtnauer Kindertagesstätte offiziell seiner Bestimmung übergeben. Regelmäßige Freude haben alle Generationen an den Ortsverschönerungsmaßnahmen oder den freiwilligen Hurstaktionen.

Veränderungen der Zeit blieben im Ortsteil südlich der Kernstadt genauso wenig aus wie andernorts. Beispielsweise schmerzte die Auflösung des Schlechtnauer Männergesangvereines oder die Schließung einer örtlichen Gaststätte sehr. Und mancher Dorfbewohner brachte dem Gemeinderat der Stadt Todtnau wenig Verständnis entgegen, als dieser im Jahre 2003 die Auflösung der freiwilligen Abteilungsfeuerwehren in mehreren Todtnauer Ortsteilen, so auch in Schlechtnau, beschloss.

Dass sich die Bürger in den letzten 50 Jahren politisch gut vertreten und verstanden fühlten, bestätigt die Tatsache, dass sich seit dem Zusammenschluss im April 1972 gerade einmal drei Ortsvorsteher für die Geschicke im Ort verantwortlich zeigten: Josef Ehmer von 1972 bis 1993, Paul Gutmann von 1993 bis 2014 und Sven Behringer von 2014 bis heute. Alle drei haben in ihren langjährigen Amtszeiten die Mentalität vermittelt, dass man sich mindestens genauso gut als Todtnauer wie als Schlechtnauer fühlen kann.

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