Fema-Chefin Deanne Criswell zeigte sich alarmiert. Zwar sei es nicht ungewöhnlich, dass Naturkatastrophen Gerüchte befeuerten, mit dem aktuellen Ausmaß habe sie aber nicht gerechnet: "Es ist das Schlimmste, was ich je erlebt habe." Menschen in den betroffenen Gebieten würden durch die kursierende Gerüchte davon abgehalten, Hilfe zu suchen. Die Behörde sah sich gezwungen, eine Webseite einzurichten, auf der Falschnachrichten widerlegt werden.
Harris sprach mit Blick auf die Behauptungen Trumps von einem "Gipfel der Verantwortungslosigkeit". Menschen verlören ihr Zuhause und Trump nutze die Situation für politische Spielchen. Biden bezeichnete die Verbreitung von Falschnachrichten als "unamerikanisch". Menschen würden in die Irre geführt und in Panik versetzt.
"Gummistiefelmomente" können die Wahl entscheiden
Auch in Deutschland haben Politikerauftritte im Hochwasser schon Wahlen mitentschieden. Die letzte Bundestagswahl zum Beispiel: Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet wollte mit einem Besuch im Flutgebiet an der Ahr sein Image aufpolieren. Doch während Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sprach, konnte sich Laschet im Hintergrund ein feixendes Lachen über eine Bemerkung am Rande nicht verkneifen. "Das war blöd, dämlich", sagte er später. Die Bilder machten unter dem Stichwort #Laschetlacht die Runde, kurz danach überholte SPD-Kandidat Olaf Scholz ihn in den Umfragen.
Dass Hochwasser das Potenzial haben, politische Stimmungen zu drehen, weiß man aber auch schon, seit Gerhard Schröder 2002 in Gummistiefeln durch die Elbeflut stapfte. Vor dem Hochwasser lag die SPD in Umfragen sieben Punkte hinter der Union. Dann stieg die Elbe, ließ Dämme brechen und riss Häuser weg. Während sein Herausforderer Edmund Stoiber auf Juist urlaubt, präsentierte sich Schröder als entschlossener Krisenmanager und wurde regelrecht ins Kanzleramt gespült. Seitdem ist in der Politik die Rede von "Gummistiefelmomenten", in denen man alles gewinnen oder alles verlieren kann.
Gut möglich also, dass Biden in den kommenden Tagen wieder ins Katastrophengebiet reisen wird, statt mit den Staats- und Regierungschefs anderer Länder in Ramstein über weitere Unterstützung für die von Russland angegriffene Ukraine zu beraten. Auch für Harris und Trump dürfte es in den kommenden Tagen "Gummistiefelmomente" geben.