Infrastruktur bislang intakt
Laut dem Istanbuler Gouverneursamt gab es keine eingestürzten Wohnhäuser; lediglich ein leerstehendes Haus im Bezirk Fatih soll eingestürzt sein. Verkehrsminister Abdulkadir Uraloğlu schreibt auf der Plattform X, es seien bei einer ersten Bestandsaufnahme keine Schäden an Straßen, Flughäfen, Zügen und U-Bahnen festgestellt worden. Städtebauminister Murat Kurum sprach am Abend von zwölf vorsorglich evakuierten Gebäuden. Die türkische Fluggesellschaft Turkish Airlines teilte mit, die Preise für alle Inlandsflüge würden auf maximal 1750 Türkische Lira (rund 40 Euro) begrenzt. Auch könnten, wenn nötig, weitere Flüge eingesetzt werden - für jene, die die Stadt so schnell wie möglich verlassen wollen.
Experten warnen vor möglichem weiteren Beben
Beim deutschen Helmholtz-Zentrum für Geoforschung (GFZ) in Potsdam beobachtet man die Vorgänge ebenfalls sehr genau. "Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es zwei Szenarien: Entweder ist die unmittelbare Region nun vorerst entspannt und die Seismizität klingt langsam ab, oder die durch das Beben erzeugten Spannungsumlagerungen erhöhen die Wahrscheinlichkeit für ein größeres Erdbeben in der Region", hieß es in einer GFZ-Mitteilung.
Experten gehen davon aus, dass ein Beben rund um die Stärke 7 in Istanbul längst überfällig ist. Laut türkischem Städtebauminister Murat Kurum gelten 1,5 Millionen Wohnungen und Gewerbeeinheiten als bei einem Erdbeben gefährdet.
Imamoglu: Kann an diesem schweren Tag nicht bei euch sein
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan sicherte den Bürgern am Mittag zu, der Katastrophendienst Afad, das Gesundheitsministerium und alle weiteren staatlichen Institutionen seien in voller Alarmbereitschaft. "Wir beobachten die Situation genau", schrieb er auf der Plattform X mit.
Auch der inhaftierte türkische Oppositionsführer und abgesetzte Bürgermeister Istanbuls, Ekrem Imamoglu, meldete sich auf X zu Wort. An die Istanbuler gerichtet äußerte er seine Trauer darüber, "an diesem schweren Tag nicht bei euch sein zu können". Er appellierte an Einheit, Zusammenhalt und Solidarität im Kampf gegen die Naturkatastrophe.
Immer wieder katastrophale Erdbeben
Die Türkei hat leidvolle Erfahrungen mit Erdbeben. Anfang 2023 kamen bei zwei verheerenden Beben der Stärke 7,7 und 7,6 in der Südosttürkei und dem Norden Syriens Zehntausende Menschen ums Leben, allein in der Türkei gab es 53.000 Opfer. Das letzte starke Beben nahe Istanbul gab es im Jahr 1999 - damals starben mehr als 18.000 Menschen.