Welche Länder wollen nicht mitmachen?
Ganz entscheidend für die Debatte: Die USA als Nato-Land mit der mit Abstand größten Armee sehen die Friedenssicherung in der Ukraine als Sache der Europäer an und wollen sich raushalten. "Um es klar zu sagen: Im Zuge von Sicherheitsgarantien werden keine US-Truppen in die Ukraine entsandt", stellte US-Verteidigungsminister Pete Hegseth in der vergangenen Woche unmissverständlich klar. Zugleich will die US-Regierung aber von den Europäern wissen, wie die Vereinigten Staaten eine Friedenstruppe unterstützen könnten. Im Gespräch sind dabei unter anderem die US-Aufklärungsfähigkeiten. Aus Sicht von Starmer braucht es eine Absicherung der USA, um Russland wirksam von einem neuerlichen Angriff nach einem Waffenstillstand abzuhalten.
Was sagt der Kanzler?
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hält die Debatte über eine Friedenstruppe für "völlig verfrüht". Hier werde über die Köpfe der Ukrainer hinweg über mögliche Ergebnisse von Friedensgesprächen diskutiert, die noch nicht stattgefunden haben, sagte er am Montag nach dem Ukraine-Gipfel in Paris. "Das ist höchst unangemessen, um es ganz offen und ehrlich zu sagen." Allerdings fordert auch der ukrainische Präsident Selenskyj eine Friedenstruppe, was die Argumentation von Scholz entkräftet.
Hat Scholz denn zumindest eine Tendenz?
Scholz hat immerhin ein klares Ausschlusskriterium für eine deutsche Beteiligung genannt: Wenn die Amerikaner nicht mitmachen, ist Deutschland auch raus. "Es darf keine Aufteilung der Sicherheit und der Verantwortlichkeit geben zwischen Europa und den USA", sagt er. Die Nato beruhe auf dem Prinzip, immer gemeinsam zu handeln und das Risiko zu teilen. "Das darf nicht infrage gestellt werden." Der Kanzler sieht die Rolle Deutschlands und Europas eher darin, die ukrainische Armee zu finanzieren und auszurüsten, damit sie in die Lage versetzt wird, ihr Land selbst zu verteidigen.
Wie steht die Außenministerin dazu?
Auch Annalena Baerbock von den Grünen sagt, die Debatte sei verfrüht. Anders als der Kanzler betont die Außenministerin aber auch, dass die Friedenssicherung bei einem Waffenstillstand "eine europäische Aufgabe" sei. "Wenn es einen europäischen Frieden braucht, dann übernehmen die Europäer dafür natürlich auch Verantwortung", sagt Baerbock. Wie viel Verantwortung Deutschland bereit sein sollte zu übernehmen, sagt sie aber nicht.
Was ist mit der Union und den anderen Oppositionsparteien?
Auch die Union ist zurückhaltend. "Voraussetzung für eine Friedenstruppe ist zunächst ein Frieden", sagte Unionsfraktionsvize Johann Wadephul der dpa. Eine europäische Beteiligung an einer Friedenstruppe hält er für möglich. "Für Deutschland steht allerdings im Vordergrund, dass wir als einziger Nato-Staat eine kampfstarke Brigade im Baltikum aufstellen." Eine eindeutige Position zur deutschen Beteiligung an einer Friedenstruppe haben dagegen Linke, BSW und AfD. Sie sagen dazu klar: Nein.
Was hat die Zurückhaltung von SPD, Grünen und Union mit dem Wahlkampf zu tun?
Die Forderung nach Entsendung von deutschen Soldaten in Kriegs- oder Krisengebiete gilt generell als nicht besonders populär und wäre wenige Tage vor einer Bundestagswahl ein Risiko. Eine aktuelle Forsa-Umfrage im Auftrag des Magazins "Stern" zeigt aber, dass die Wähler bei dem Thema gespalten sind. 49 Prozent sprechen sich sogar für eine deutsche Beteiligung an einem solchen Einsatz aus, 44 Prozent sind dagegen, 7 Prozent äußern sich nicht.