Umbauvorhaben in Lörrach Was 130 Flüchtlinge im alten Polizeirevier erwartet

Marco Fraune
Das Ex-Polizeirevier wird zur Unterkunft umgebaut. Foto: Marco Fraune

Das außen prunkvoll erscheinende Gebäude stellt sich im Inneren ganz anders dar. Die Stadt will für 5,4 Millionen Euro umbauen und nur die Standards erfüllen.

Damit eine bedarfsgerechte Unterbringung von 130 Geflüchteten im ehemaligen Polizeirevier an der Bahnhofstraße erfolgen kann, soll ab diesem Sommer ein Jahr lang umgebaut werden, erklärte Fachbereichsleiter Robert Schäfer. Eine Führung durch das Gebäude zeigte: Es ist noch viel zu tun, da Elektrik- und Sanitäranlagen komplett erneuert werden müssen. Zur Erinnerung: Eigentlich war die Sanierung des Polizeireviers vor Jahren schon fest eingeplant. Doch dann wurde die Polizeireform umgesetzt und der Umzug an die Weinbrennerstraße folgte.

Die Stadt hat sich das seit dem Auszug der Ordnungshüter leerstehende Gebäude im Frühjahr vergangenen Jahres durch eine Vereinbarung mit dem Amt für Vermögen und Bau Baden-Württemberg mietfrei für zehn Jahre gesichert. Zwei Verlängerungen à fünf Jahre sind noch möglich. Dann muss das Gebäude in seinem bisherigen Zustand zurückgegeben werden. Ein Abwägen der günstigsten Lösungen sei daher erfolgt, hieß es.

Eine kostengünstige Sanierung steht an. Foto: Marco Fraune

Dies hat zur Folge: In den früheren Büros soll der Parkettboden nicht für viel Geld wieder aufbereitet, sondern für wenig Geld mit einem Teppich ausgelegt werden, wie Ingo Herzog vom beauftragten Architekturbüro Kommunalpolitikern in einem Musterraum vor Augen führte. Dieser befand sich im unter Denkmalschutz stehenden Gebäude, doch auch der mittlerweile in die Jahre gekommene „Neubau“ werde saniert. Brandschutzmaßnahmen, Gebäudetechnik und Heizung zählen dazu.

Unter Denkmalschutz

Auf mehr als 500 Quadratmeter bezifferte Sohn Jürgen Meier vom Architekturbüro Herzog alleine die Brandschutzerneuerung in Decken, damit die 130 Menschen sicher leben können. Zwei Brandabschnitte müssten im Gebäude hergestellt, offene Treppen eingegrenzt werden. Der unter Denkmalschutz stehende Teil dürfe von den Strukturen nicht geändert werden. Dies sei im Anbau anders.

Die früheren Zellen Foto: Marco Fraune

Es erfolgt keine energetische Sanierung. Das Architekturbüro hofft aber, dass ein Anschluss an das in der Erweiterung befindliche Nahwärmenetz rechtzeitig zum Einzug der Flüchtlinge im Sommer nächsten Jahres erfolgen kann. Komplett erneuert werden muss die Elektrik, die teilweise aus den 1960er-Jahren stammt. „Wir machen das, was nötig ist, doch nicht mehr“, unterstrichen die Architekten. Dazu zähle auch, rund 10 000 Quadratmeter Fläche zu streichen. Hergestellt werden müssen zentrale Sanitäranlagen und Küchen.

Jürgen Issler (Elektroplanung) sowie die Architekten Ingo Meier und Ingo Herzog sowie Dietrich Pech als Projektleiter Fachbereich Hochbau skizzierten die anstehenden Maßnahmen bei einer Besichtigung. Foto: Marco Fraune

5,4 Millionen Euro

Die Sanierungskosten in Höhe von 5,4 Millionen Euro stellen die Verantwortlichen auch in Relation zu einem Neubauvorhaben. Denn die Summe klinge viel, was jedoch an der großen Fläche liege. Die baulichen Kosten würden sich auf 550 Euro pro Quadratmeter belaufen, die technischen Kosten auf 620 Euro. Bei Neubauten liege der Betrag bei 4000 bis 5000 Euro im Vergleich zu den 1170 Euro hier im alten Polizeirevier.

Der Innenhof Foto: Marco Fraune

Dass es sich um ein solches handelt, wurde am Eingang des historischen Gebäudes schnell deutlich, wo es noch den gesicherten Bereich gibt. Im Untergeschoss befindet sich noch der Zellentrakt, wo die damaligen Pritschen noch wie beim Auszug stehen. Vor dem Einzug der Flüchtlinge gilt es nun die landesweit geltenden Vorschriften und damit die Mindestanforderungen für die Flüchtlingsunterbringung zu erfüllen.

Eine frühere Zelle Foto: Marco Fraune

Die Elektrik und mehr

Dafür müsse das Gebäude zuerst komplett stromlos gemacht werden, lieferte Jürgen Issler von Issler Etec Elektroplanung tiefere Einblicke. Alle Zimmer würden über den Flur einen Stromanschluss erhalten. 90 Prozent der alten Installation werde wie bisher gelassen und einfach nicht genutzt, doch zehn Prozent müssen raus. Eine Brandmeldeanlage ist zudem in jedem Raum zu installieren, ein neuer Blitzschutz zudem erforderlich. Turnusmäßig würden auch Brandschutzübungen mit den Bewohnern erfolgen, kündigte Issler an.

Der Innenhof des alten Polizeireviers soll für eine gewisse Aufenthaltsqualität draußen etwas aufgewertet werden. Eine kleine Picknickmöglichkeit, ein Sandkasten, ein kleines Klettergerüst und kleine mobile Bäume mit Sitzkombination sind Bestandteile. „Ohne dass es stört in der Nachbarschaft, kann man auch mal laut sein“, sagte Dietrich Pech als Projektleiter Fachbereich Hochbau.

Gleichzeitig betonte Architekt Herzog beim Rundgang: „Bewusst haben wir nach den günstigsten und praktikabelsten Lösungen gesucht.“ Zur Unterbringung der Geflüchteten ist die Stadt auch verpflichtet. Aktuell befinden sich in Lörrach zirka 1300 Personen in der Anschlussunterbringung, davon sind 534 städtisch untergebracht. Ab Sommer nächsten Jahres sollen dann zirka 130 Personen im ehemaligen Polizeirevier unterkommen.

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