Dem Schiffskapitän und dem zuständigen Hafenlotsen wurden Geldstrafen von je 300.000 Pesetas (ca. 2000 Euro) auferlegt. Und der spanische Staat gewährte nach langer Fehde den Betroffenen, darunter der Reederei und dem Ölhändler sowie den Fischern, Entschädigungen von insgesamt mehr als 125 Millionen Euro - aber erst nach zehn Jahren.
Katastrophen in Folge
Es war damals bereits die dritte Ölkatastrophe in nur 16 Jahren an der "Costa da Morte", der wegen der vielen Felsenriffe, Unwetter und Schiffsunglücke berüchtigte "Todesküste". 1976 geriet vor A Coruña die "Urquiola" in Brand. 100.000 Tonnen Rohöl verseuchten das Meer. Zwei Jahre später explodierte die "Andros Patria" vor den Sisargas-Inseln. 34 Seeleute starben, 50.000 Tonnen Rohöl traten aus.
Verständlich, dass die "Coruñeses" 1992 die Nase gestrichen voll hatten. Zehntausende gingen auf die Straße und forderten "Nunca Máis!" (Nie wieder!). Umsonst. Nur zehn Jahre später, Ende November 2002, eine neue, riesige Ölkatastrophe. Diesmal weiter weg von der Küste ging der Tanker "Prestige" unter. 63.000 Tonnen Öl gelangten in den Ozean und verschmutzten 2900 Kilometer Küste. 200.000 Seevögel kamen ums Leben. Der Ölfleck erreichte diesmal mehrere Regionen Nordspaniens und Teile der Küsten Portugals und Frankreichs.
Das war die letzte große Ölkatastrophe in Europa. Unter anderem auch deshalb, weil die Sicherheitsvorkehrungen an Bord und an den Häfen verbessert wurden. Aber unmöglich sei eine Wiederholung nicht, warnen Experten. Vor der Küste Galiciens, einer der am stärksten befahrenen "Meeresautobahnen" Europas, verkehrten 40.000 Schiffe pro Jahr, von denen ein Drittel gefährliche Güter transportiere, sagen Xaquín Rubido, Sprecher der Bewegung "Nunca Mais", und Cristóbal López von der Umweltgruppe Ecologistas en Acción jüngst im Fernsehen.
Schwere Folgen auch Jahrzehnte später
"Allein die Zahl macht's", so López. Zudem gebe es noch viele Flaggenstaaten, die so etwas wie "Steuerparadiese" seien, weil sie kaum Kontrollen der bei ihnen registrierten Schiffe durchführten, betont Rubido. "Es könnte wieder passieren, ja, aber wir sind besser vorbereitet", beteuert José Arrojo von der spanischen Handelsmarine.
Ein schwacher Trost für viele "Mariscadoras", die Muschelsammlerinnen Galiciens. Sie werden "Mujeres de Hierro", "Frauen aus Eisen" genannt, weil sie zäh seien und nie krank würden, obwohl sie oft bis ins hohe Alter im kalten Atlantik-Wasser nach Meeresfrüchten suchen.
María Teresa war auch nie krank, bis sie 1992 und auch 2002 bei der Befreiung der Strände vom klebrigen und giftigen Schmutz half. "Ich habe seitdem Asthma und viele andere Probleme", erzählt die 72-Jährige der dpa. "Und ich habe seitdem immer wieder Hautallergien", sagt Rosalía (67). Bei Studien sei aber kein Zusammenhang zu den Katastrophen ermittelt worden, erzählen beide leise. Sie klingen dabei resigniert.