Die Trolls verschönern die marode Gartenstraße – eine raffinierte Idee der Vogtei Grönland. Foto: /Verena Wehrle
Neun Umzugswagen, rund 1500 Teilnehmer und mehrere Tausend Zuschauer – die Bilanz des Zeller Umzugs am Sonntag kann sich sehen lassen. Die Ideen der Vogteien und die Choreografien der Fußgruppen waren wieder äußerst originell.
Link kopiert
Zum Schmunzeln und zum Staunen regten die Umzugswagen der neun Zeller Vogteien unter dem Motto „Wenn’s mol rollt, hebsch’s nümmi“ am Sonntag die mehreren Tausend Zuschauer an. Sehr einfallsreich und originell waren die Ideen, die die Wagenbauer umgesetzt hatten.
Die S 6 der Zukunft
Die Vogtei Sunneland rollte mit der S 6 der Zukunft nach Zell, das Fußvolk war mit Inlinern und Rollern in futuristischen Kostümen als moderne Zugwaggons ganz schön flott unterwegs.
Die S6 der Zukunft. /Verena Wehrle
Zurück in die Steinzeit
Dem Bürgerverein widmete sich die Vogtei Paradies. Zwischen Mammut und Höhle mit Säbelzahntiger stand die neue rote Zeller Wand, die von Neandertalern bemalt wird – unter dem Motto: „Zell goht z’ruck zur Höhlenmalerei.“ Eine wilde Truppe Steinzeitmenschen folgte dem Wagen. Und auch die Zuschauer konnten sich auf einigen kleineren Wänden selbst als Künstler versuchen. Ein weiterer Wagen präsentierte die weiteren Errungenschaften des Bürgervereins: Himmelsliege, Zigaretten-Behälter, Blumenkübel.
Wagen der Vogtei Paradies. /Verena Wehrle
Hunde holen Punkte für FC
Den Punkteverlust des FC Zell nahm die Vogtei Obertal aufs Korn: „De letzte biesst de Hund – de FC Zell macht zwenig Punkt“. Ein riesiger Dalmatiner auf dem Wagen und im Fußvolk fußballspielende Dalmatiner sollen die erste Mannschaft ersetzen, mit dabei auch eine „Tränebank“.
Die Dalmatiner aus dem Obertal. /Verena Wehrle
Weihnachten ganzjährig
Den Sommerweihnachtsmarkt von Wirt Mike Kiefer hatten sich die Mittelstädter zum Thema gemacht. Zwei riesige Elche blickten aus dem Schwimmbad-Kiosk heraus, wo das ganze Jahr über Weihnachten gefeiert werden soll. Bademeister Siggi und Kiosk-Verkäuferin Silke animieren zum Einkaufen. Hier ist jede Menge los, gefolgt von zahlreichen Grinchs. Hier – wie auch bei vielen anderen Vogteien – begeistern nicht nur die Wagen, sondern auch die originellen Choreografien des Fußvolks. Mitten unter den Grinchs: Der Vater des Hürus, der die Geschenke hinter sich herzieht.
Die Vogte Mittelstadt möchte das ganze Jahr über Weihnachten feiern. Foto: Verena Wehrle
Bunt und schillernd
Knallbunt wurde es dann mit dem Wagen der Grönländer. Diese kamen als „Trolls“ aus den Löchern der Gartenstraße, der wohl kaputtesten Straße im ganzen Landkreis. Die Trolls bepflanzten die Straße neu und verschönern so Zell auf ihre ganz eigene bunte Weise. Auch die Fußgruppe in über 90 schillernden Kostümen gab ein kunterbuntes Bild ab – ein absoluter Hingucker.
Die Schänzli-Vogtei Adelsberg hatte das Gasthaus Wiese in eine Disco verwandelt, wo die Mäuse auf dem Tisch tanzten.
Wo die Ideen nur so rollen
Ebenfalls zum Thema Bürgerverein hatte sich die Altbadische Vogtei Gresgen einen Wagen überlegt: Da rollen die Ideen des Vereins bei Michael Gehri am Schreibtisch auf einer Kugelbahn herunter. Und auch diese Vogtei zeigt mit ihrem riesigen Fußvolk mit 120 selbst genähten Kostümen, welche Ideen aus der Feder des Bürgervereins alle entstanden sind, etwa die Bänke oder der Spielplatz.
Der Wagen aus Gresgen. /Verena Wehrle
Kühe vor der Bahn retten
Und bei den Schwyzern fuhr die S 6 aus einem Schneckenhaus heraus – denn die Vogtei hat sich des Themas Langsamfahrstelle angenommen unter dem Motto „Wenn de Behördenwahnsinn rollt, hebsch ihn nümmi.“ Die echten Landwirte waren auch mit von der Partie und ein Schaffner versuchte die wilde Horde Kühe und den Bullen mit einer Schranke und einem Stopp-Schild im Zaum zu halten – eine große Gaudi.
Der Schaffner passt auf die Kühe auf. Foto: Verena Wehrle
Die Atzenbacher gingen derweil zurück in die Steinzeit, ganz klima- und energieneutral. und zeigten auf ihrem Wagen Fred Feuerstein unter einem Dino. Die Pfaffenberger kamen mit einem Kreuzfahrtschiff. Darüber hinaus waren auch einige – darunter freie – Fußgruppen mit dabei.
Hier fliegt auch Salat
Weil in Zell kein Konfetti fliegen darf, flogen andre Dinge. Die Märktwiiber der Vogtei Obertal etwa seiften die Zuschauer mit Salat ein und verteilen Möhren. Aber es flogen auch jede Menge Süßigkeiten, die die kleinen Zuschauer gerne aufsammelten. Schnaps und andere Aufmerksamkeiten fanden im Publikum dankbare Abnehmer.
Ein Märktwiib seift eine Zuschauerin mit Salat ein. Foto: Verena Wehrle
Die Teilnehmer waren überwiegend einheimisch, Gastzünfte kamen aus Schönau und Todtnau. Zahlreiche Musikvereine und Guggen unterhielten das Publikum, darunter etwa die X-Man-Group aus Schopfheim oder die Chaibeloch Lärtschi aus Schönenberg. Auch wenn zwischendurch ein heftiger Regen einsetzte, war die Stimmung bestens. Noch lange wurde in den Gaststätten gefeiert.
Auch Peter Mauthe, Präsident der Fasnachtsgesellschaft Zell, zeigte sich nach dem Umzug mehr als zufrieden. Mit 1500 Teilnehmern und mehreren Tausend Zuschauern sei „richtig viel los gewesen“.
Die Chaibeloch Lärtschi. / Verena Wehrle
Der Umzug wird wiederholt am heutigen Montag, um 14 Uhr, mit zusätzlichen Teilnehmern und weiteren auswärtigen Zünften.
Die Umzugsplatzierungen werden am Montag, 19.11 Uhr vor dem Tagungs- und Festzentrum bekannt gegeben. Anschließend findet der Vogteienball statt.
Präsident Donald Trump hat die US-Militärhilfen ausgesetzt, bis der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj „den Fokus auf Frieden“ legt, wie es aus dem Weißen Haus heißt. Was halten Sie davon?