Unterbringung Geflüchteter in Wieslet Landrätin räumt mit Vorurteilen auf

Christoph Schennen
Informierten über die geplante Unterbringung in der Wiesleter Halle (von links): Elke Zimmermann-Fiscella, Sarah Scheurer und Landrätin Marion Dammann. Foto: Christoph Schennen

Bei der Bürgerinformation zur Flüchtlingsunterkunft in Wieslet musste Landrätin Marion Dammann mehrmals mit Vorurteilen aufräumen. So hatten etwa Eltern befürchtet, dass durch die Flüchtlinge Kinder in Gefahr geraten.

Zahlreiche Bürger haben am Mittwoch ihren Unmut über die Belegung der alten Halle in Wieslet mit Flüchtlingen geäußert. Landrätin Marion Dammann, Elke Zimmermann-Fiscella, die Leiterin des Dezernats Soziales und Jugend im Landratsamt, und Sarah Scheurer, dort Sachgebietsleiterin für Unterbringung, erläuterten in einer Bürgerinformationsveranstaltung die Pläne zur Unterbringung von Geflüchteten in dem Dorf.

Sobald das neue Dorfgemeinschaftshaus bezugsfertig ist, sollen in dem alten Gebäude 40 Personen einquartiert werden. Sie werden im kommenden Jahr von der Gemeinschaftsunterkunft (GU) in Wies nach Wieslet verlegt. Die Wieser können dann wieder ihr Dorfgemeinschaftshaus nutzen. Das Gasthaus Hirschen in Holl wird ebenfalls eine Gemeinschaftsunterkunft. Dort sollen demnächst 25 Flüchtlinge unterkommen – auf Wunsch des Vermieters ausschließlich Ukrainer.

Dammann versicherte, dass keine unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge nach Wieslet kommen. Wer kommt – Familien oder alleinstehende Männer – ist noch unklar. Scheurer teilte mit, dass außerhalb der Halle ein Sanitärcontainer aufgestellt würde. Es werde auch – wie üblich – ein Sicherheitsdienst beschäftigt (zwei Mann), der einschreiten soll, wenn es zu Übergriffen kommt.

Unsicherheitsgefühl

Einige Eltern der Kindergartenkinder missbilligen es, dass die GU in unmittelbarer Nähe des Kindergartens liegt. Das erzeuge ein Unsicherheitsgefühl. Zimmermann-Fiscella wies auf die Situation in Schönau hin, wo die GU direkt neben einem Kindergarten und zwei Schulen liegt. Dort sei es noch nie zu einem Vorfall gekommen. Gleichwohl könne man nicht ausschließen, dass etwas passiert.

Eine Frau meinte, viele Flüchtlinge seien traumatisiert und stellten eine Gefahr für die Bevölkerung dar. Dammann sagte, es gebe Fachdienste, etwa das Psycho-Soziale Zentrum in Lörrach, die traumatisierte Menschen betreuten. Sie schritten sofort ein, wenn die Heimleitung feststelle, dass eine Person labil sei.

Eine andere Frau sagte, die wenige Einwohner von Holl könnten die hohe Anzahl von Flüchtlingen nicht verkraften. Dem widersprach Dammann aber. Ein Mann beklagte sich darüber, dass sein Wohngeldantrag noch nicht bearbeitet sei, ein anderer meinte, viele arme Rentner warteten auf ihre Mietzuschüsse. Bei der Unterbringung von Flüchtlingen gehe es hingegen sehr schnell.

Knapper Wohnraum

Unklar sei auch, wo die Migranten wohnen sollten, wenn sie länger oder für immer in der Region bleiben wollen. „Wir haben keinen bezahlbaren Wohnraum“, sagte ein Bürger.

Mehrmals musste die Landrätin – wie schon am Monatsanfang bein der Infoveranstaltung in Wies – mit Vorurteile aufräumen. Die jungen Menschen kämen zum Beispiel nicht primär wegen des Geldes nach Deutschland kommen. „Sie wollen in die Schule gehen“, sagte die Behördenchefin.

Bürgermeister Gerd Schönbett hofft, dass es in Wieslet so wird wie einst in Bürchau, wo die größten Kritiker der Flüchtlinge zu hilfsbereiten Unterstützern der schutzbedürftigen Menschen wurden.

Der Gemeinderat Kleines Wiesental hatte in seiner jüngsten Sitzung entschieden, dem Landkreis die Halle vorerst für ein Jahr, maximal bis zum 30. Juni 2025 zu vermieten. Der Landkreis Lörrach will die Halle ab 1. Januar nutzen. (Transparenzhinweis: In der ursprünglichen Version des Artikels hieß es, der Gemeinderat Hausen habe  einen entsprechenden Beschluss gefasst. Das ist falsch. Wir bedauern den Fehler.)

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