Unternehmen verlagert Schopfheim verliert 120 Faller-Jobs wegen fehlender Zukunftsperspektive an Lörrach

Marco Fraune
120 Arbeitskräfte beschäftigt Faller Packaging aktuell am Schopfheimer Standort. Diese werden Mitte 2026 nach Lörrach verlagert. Foto: Maximilian Müller

Das produzierende Unternehmen Faller Packaging will in Lörrach-Brombach ein neues Werk errichten. Die Betriebsführung liefert Einblicke in die Entscheidung, die nicht leicht gefallen sei.

120 Mitarbeiter kümmern sich am Schopfheimer Faller-Standort um die Produktion von jährlich 1,2 Milliarden Haftetiketten, die speziell im Pharma- und Life-Sciences-Bereich Verwendung finden. Weil das Unternehmen mit Hauptsitz in Waldkirch aber keine passende Entwicklungsperspektive mehr sieht, werden Verwaltung, Produktion und Logistik nach Lörrach-Brombach verlagert. Der Umzug soll Mitte 2026 erfolgen, wie die Unternehmensführung am Mittwoch im dortigen Gewerbegebiet bekannt gegeben hat. Dies sei „ein Signal für den Standort Deutschland und Südbaden“.

Räumliche Defizite

Während Faller in Lörrach einen knapp zweistelligen Millionenbetrag investiert, geht es in Schopfheim um den Verkauf des 8500 Quadratmeter großen Grundstücks und des Gebäudes. Zwar hatte Faller in Gündenhausen 2013/2014 noch ein Nachbargrundstück erworben und beide Gelände mit einem Logistiktunnel verbunden, doch dies sei keine Zukunftslösung gewesen, schilderte Daniel Keesman, bisheriger Chef bei Faller, der die Unternehmensleitung im Oktober an Dagmar Schmidt übergeben wird.

Schopfheim abgesagt

Die Defizite des Schopfheimer Standorts hatte Leiter Matthias Schmieder in einem Konzept vor Augen geführt. „Die räumliche Situation ermöglicht nicht den Einsatz der neuen Technik wie neue Druckmaschinen.“ Auch die Materialflüsse würden so nicht perspektivisch passen. „Wir müssten signifikante Investitionen tätigen.“ Im Mai vergangenen Jahres habe der Betrieb daher Gespräche mit der Stadt Schopfheim geführt, doch diese konnte dem Unternehmen keine passenden Flächen zur Verfügung stellen – auch in den direkten Umlandgemeinden sei dies der Fall gewesen. Im Juni 2023 wurde dann der Gesprächsfaden mit der Lörracher Wirtschaftsförderung aufgenommen – mit dem Kaufvertrag im März dieses Jahres als zentrales Ergebnis.

Der bisherige Standort befindet sich in Gündenhausen. Foto: Maximilian Müller

„Einen Standort zu verlassen ist eine Entscheidung, die man sich gut überlegt“, betont Keesman. Doch ohne notwendige Flächen oder verfügbare andere leerstehende Flächen sei dies erforderlich gewesen. Außerdem könne angesichts des Warenverkehrs Lörrach besser mit der zentraleren Lage punkten.

Faller setzt darauf, künftig dank neuer Technik und Lage jährlich vier bis fünf Prozent zu wachsen. „Dafür brauchen wir größere, effizientere und modernere Flächen.“ Es gehe um Automatisierungen und Digitalisierung.

Fachkräfte benötigt

Die 120 Mitarbeiter wurden bereits vor längerem über die Standortverlagerung informiert. Die Unternehmensführung hofft, dass auch jeder den Weg nach Brombach mitgehen wird. Denn auch Faller steht im Wettbewerb mit anderen Arbeitgebern, besonders die Schweiz betreibe aktuell stark die Rekrutierung von Maschinenanlagenführern, Druckern und Mediengestaltern.

Zugleich setzt Keesman beim Thema Fachkräftemangel auf bundesweit passende Entscheidungen, um die Zuführung von Arbeitskräften aus dem Ausland zu ermöglichen. „Wir sind gezwungen, auf Automatisierung und Digitalisierung zu setzen“, unterstreicht die neue Chefin. Gleichzeitig werde auf Ausbildung und Schulungskonzepte für Quereinsteiger gesetzt. Eine Verjüngung des Managements sei schon vor zwei Jahren initiiert worden, so CEO Schmidt. Das Team sei verbessert, aber angesichts des demografischen Wandels nicht verjüngt worden.

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