Volkstrauertag Gedenken in Grenzach-Wyhlen

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Am Ende der Gedenkfeier im katholischen Gemeindehaus Wyhlen (von links): Tobias Benz, Hermann Wichers, Melanie Penninggers und Antonia Schmidlin. Foto: Rolf Reißmann

Bei der Gedenkfeier zum Volkstrauertag in Grenzach gab es nachdenkliche, aber auch mahnende Worte.

Seit etlichen Jahren nutzt die Gemeinde ihre Gedenkstunde zum Volkstrauertag, um einen sehr speziellen Aspekt der Erinnerung aufzugreifen. Diesmal war er dem elsässisch-schweizerischen Juden Gaston Dreher gewidmet. Die beiden Basler Historiker Antonia Schmidlin und Hermann Wichers hatten in mehrjähriger Forschung den Lebensweg das Mannes ausgearbeitet.

Gewiss, erfolgreich bewältigte der 1902 in Mühlhausen geborene Dreher sein Leben sicherlich nicht. Zwar hatte er die Ausbildung zum Schneider abgeschlossen, doch kam er als junger Erwachsener auch mit den Gesetzen in Konflikt. Obwohl er nach Basel umgezogen war, scheiterte sein Einbürgerungsgesuch. Stattdessen musste er ins Gefängnis. Danach durfte er erst einmal nicht mehr in die Schweiz einreisen. Dennoch lebte er nochmals in Basel, blieb aber dort unerwünscht.

Zurück im Elsass verließ er dieses, als 1939 die deutsche Besatzung begann. Dreher wanderte nach Südfrankreich aus. Von dort aus ging er nochmals illegal in die Schweiz, wurde aber als unerwünschter Ausländer zunächst in Basel arretiert, saß im Gefängnis Lohnhof ein, bevor er von dort aus wieder im Jura über die grenze nach Frankreich abgeschoben wurde. Dann schlugen die deutschen Besatzer zu, verhafteten ihn und brachten ihn nach Paris. Schließlich wurde er am 17. Dezember 1943 mit einem Bahntransport nach Auschwitz deportiert, wo er am 21. April 1944 ermordet wurde. In Basel ist für Gaston Dreher an dessen letzter Wohnadresse vor dem Haus Mostackerstraße 15 ein Stolperstein verlegt.

Eröffnet wurde die Gedenkstunde von Bürgermeister Tobias Benz. Es müsse uns alle aufrütteln, angesichts der enormen Herausforderungen in der Welt für unsere Werte einzustehen. Diktatoren wie Putin ließen sich nur durch Stärke und Abschreckung beeindrucken, alles andere bewerteten sie als Zeichen von Schwäche. Deshalb sollten alle Demokraten auch verstehen, das die Bewahrung der freiheitlichen Ordnung Aufwand, Mühe und Einschränkungen erfordere. Immer wieder werde das „Nie wieder“ beschworen; die Zeit dafür sei gerade jetzt.

Den Gedenktext sprach Melanie Penninggers, Leiterin der Volkshochschule. Sie schloss darin alle Opfer von Gewalt, Soldaten, Vertriebene und Geflüchtete, Widerstandskämpfer, Verfolgte und Minderheiten ein. In guter Tradition legte die Gemeinde an den Mahnmalen auf den beiden Friedhöfen Kränze zum Gedenken nieder, der für Wyhlen wurde nach der Feier dorthin gebracht.

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