Weil am Rhein 24 Stunden Zeit für die Entscheidung

Ingmar Lorenz
Armin Schuster bei seiner Vereidigung als Innenminister von Sachsen Foto: Pawel Sosnowski

Interview: Armin Schuster spricht über seine Tätigkeit als neuer Innenminister von Sachsen

Gut ein Vierteljahr ist es her, dass der Haltinger Armin Schuster (CDU) als Staatsminister des Innern in Sachsen vereidigt wurde. Im Interview mit unserer Zeitung gibt es Einblicke in sein neues Amt.

Von Ingmar Lorenz

Weil am Rhein-Haltingen. Dabei beschreibt er nicht nur die größten Herausforderungen, sondern erzählt auch, wie er Markgräfler Lebensart nach Sachsen bringt.

Frage: Haben Sie sich nach erst relativ kurzer Zeit schon in Ihr neues Amt eingefunden? Sind sie schon „angekommen“?

Ja, das ging schnell. Musste es auch – die Bürgerinnen und Bürger würden es zurecht nicht akzeptieren, wenn ich mir Zeit gelassen hätte, um „anzukommen“. Mein neues Team hier im Ministerium hat es mir dabei aber auch leicht gemacht.

Frage: Wie sieht der Alltag aus, wenn man gerade sächsischer Innenminister geworden ist?

Ich bin Kommunal-, Sicherheits-, Bevölkerungsschutz- und Sportminister, das sorgt schon für sehr gut ausgefüllte Tage. Darüber hinaus versuche ich, mich fit zu halten. Mein Arbeitstag beginnt in der Regel vor 8 Uhr morgens und endet nicht selten erst gegen Mitternacht. Ich lerne Land und Leute und mein neues Haus kennen. Dazwischen die ein oder andere Krisenlage, aber ich arbeite ja eh am liebsten.

Frage: Sachsen ist zwar schön, aber auch ganz schön weit weg. Auf welche Art und Weise bleiben Sie Ihrer alten Heimat Haltingen trotzdem verbunden?

Sachsen gehört zu den Ländern mit der höchsten Lebensqualität – ich kann allen Landsleuten den Besuch nur empfehlen. Auch wenn ich aktuell kaum noch in Haltingen bin, es bleibt unser Heimathafen, in dem die Familie vor Anker liegt und der hat sich sehr tief eingegraben. Dass ich da irgendwann wieder endgültig einlaufe, ist klar, nur noch nicht wann. Solange gilt meine ganze Kraft den sympathischen Menschen in Sachsen.

Frage: Für viele kam Ihre Ernennung sehr überraschend. Wie viel Vorlaufzeit hatten Sie denn selbst, bevor die Sache konkret wurde?

Auch für mich kam es sehr überraschend – ich hatte 24 Stunden Zeit, um mich zu entscheiden.

Frage: Erst Berlin, dann Bonn und nun Dresden – als Politiker braucht man offenbar ein gutes Maß an Flexibilität. Wie wichtig ist dabei die familiäre Unterstützung?

Ohne den Zuspruch durch meine Familie wäre ich nicht hier. In einem übertragenen Sinne könnte man sagen, das Amt nehmen meine Familie und ich zusammen wahr.

Frage: Wie sieht es mit Blick auf die Arbeit aus? Welche Aufgaben standen im sächsischen Innenministerium während der ersten Monate prioritär an? Was waren die größten „Baustellen“ oder Herausforderungen?

Ich verstehe mich zuvorderst als Kommunalminister. Wir sind ein wirtschaftlich aufstrebendes Land und möchten durch die Landesverwaltung und die Kommunen attraktive Rahmenbedingungen bieten, für die Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen, Fachkräfte, Studierende oder Touristen. Aber natürlich spielt auch das Thema Sicherheit eine immense Rolle. Intensive Fußballeinsätze, ständige Versammlungslagen, anhaltende Extremismusgefahren oder auch die lange Grenze zu Tschechien und Polen sind die besonderen Sicherheitsherausforderungen dieses Landes. Krisenlagen wie die aktuellen Waldbrände nicht zu vergessen. Kernaufgabe ist es deshalb, sich schnellstmöglich mit allen relevanten Akteuren zu vernetzen und angesichts der schwierigen Zeiten zusammenzurücken.

Frage: Sie kehren nun wieder ein gutes Stück in Richtung Parteipolitik zurück, nachdem diese als Präsident des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe ein Stück weit in den Hintergrund gerückt sein dürfte. Hat Ihnen diese Facette Ihrer Arbeit gefehlt?

Ja, das weiß ich aber erst, seitdem ich hier bin.

Frage: Bringen Sie auch ein Stück Markgräfler Lebensart mit nach Sachsen?

Auf jeden Fall, allein schon durch den Chrüter von Fischers aus Haltingen. Landschaftlich ähneln sich Sachsen und Südbaden übrigens stärker als viele denken – wenn ich an die Sächsische Schweiz, das Erzgebirge oder die hiesigen Rebberge denke. Diesen Wein sollte man jedenfalls probiert haben.

Armin Schuster (61) wurde in Andernach in Rheinland-Pfalz geboren. Seit dem 25. April 2022 ist er Staatsminister des Innern in Sachsen. Damit hat er sein Amt als Präsident des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe aufgegeben, welches er seit November 2020 inne hatte. Zuvor war er seit 2009 direkt gewähltes Mitglied des Deutschen Bundestags gewesen. Davor gehörte er 29 Jahre der Bundespolizei an und war deutschlandweit in Führungspositionen tätig, zuletzt als Leiter des Bundespolizei-Amts/Inspektion Weil am Rhein.

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