Weil am Rhein 3000 Zündungen in 20 Minuten

Weiler Zeitung

Hintergrund: „Flammende Sterne“ eröffnet / Pyrotechniker erzählen von ihrem explosiven Job

Das Feuerwerks-Festival „Flammende Sterne“ ist gestern Abend im Dreiländergarten eröffnet worden. Wir haben mit den teilnehmenden Pyrotechniker-Teams über ihre Arbeit gesprochen und einen Blick hinter die Kulissen geworfen.

Von Saskia Scherer

Weil am Rhein. Auf dem Landesgartenschaugelände und den Tennisplätzen des Tennisclubs „Blau-Weiß“ werden am Mittag noch fleißig Röhren mit Feuerwerk bestückt und mit dem Zündcomputer verbunden. „Jeder Schuss hat eine eigene Leitung“, erklärt Martin Pflüger von der deutschen Firma Innovative Pyrotechnik (IP).

Den ganzen Tag dauert der Aufbau des Feuerwerks. „Kleine Fehler schleichen sich immer mal ein, aber der Computer meldet das dann, wenn zum Beispiel ein Kontakt nicht richtig funktioniert.“ Am Schluss passe aber auf jeden Fall alles, betont er.

Joachim Berner, zweifacher Pyrotechnik-Weltmeister, tritt mit seiner Firma IP nicht nur an, sondern ist auch für den Grundaufbau verantwortlich. Die Teilnehmer erhalten die Infos darüber vorab. „Die Abschussrohre werden dann täglich neu bestückt und das Material muss dort reinpassen – mehr gibt’s nicht“, lacht er. Das sei auch die Idee des Wettbewerbs, so dass alle die gleichen Voraussetzungen haben. „Die Teams verfügen über ein Budget und können sich selbst überlegen, was sie machen.“ Vorgaben gebe es keine, außer der Dauer. „Thema und Musik sind frei wählbar.“

Parallel zur Musik werden Zeitcodes im Zündcomputer programmiert, damit dieser weiß, wann er auslösen muss. „In den 20 Minuten, die die Feuerwerke dauern, gibt es fast 3000 Zündungen, das wäre von Hand unmöglich.“

Eine Jury bewerte die Beiträge nach Kriterien wie Qualität und Präzision, Musikauswahl, Synchronität oder Originalität des Themas. Auch die Reaktion des Publikums fließt mit ein.

Die Teams und ihre Beiträge

„Up and Down“, auf Deutsch „Auf und ab“, lautete der Titel des Wettbewerbsbeitrags der Griechen von Nanos Fireworks, die gestern Abend den Anfang gemacht haben (wir berichten noch). Antonios Alifragkis und Dimitrios Kavalieros sind schon seit ihrer Kindheit Feuerwerk-Fans. „Ich war mit acht Jahren bei dem Geburtstag eines Freundes und als der Kuchen angeschnitten wurde, gab es ein Feuerwerk. Da dachte ich mir, das will ich machen“, erinnert sich Alifragkis. Mit 15 Jahren traf er die Inhaber von Nanos Fireworks, fing dort an und ist mittlerweile seit fast 16 Jahren im Geschäft.

„Feuerwerk ist Kunst“, beschreibt Kavalieros seine Faszination. Für ihn sei das eine Art, Ideen auszudrücken „Und in der Kombination mit der Musik ist es, als ob jemand am Himmel tanzt.“

Am heutigen Samstag steht der Wettbewerbsbeitrag des chinesischen Unternehmens Hefung Fireworks auf dem Programm. „Chinese Porcelain“ („Chinesisches Porzellan“) lautet der Titel. Details will Firmenchefin Chunhua Qin nicht preisgeben. „Die Leute sollen sich überraschen lassen“, sagt sie. Nur so viel: Die Besucher erwarten chinesische Lieder, mal kraftvoll und mal sanft.

Chunhua Qin und Kollege Zhifeng Zhang sind schon lange in der Branche tätig – sie seit 20 Jahren, er seit 35 Jahren. „Uns hat das schon immer interessiert, wir mögen Feuerwerk einfach.“ Bei ihnen spreche man stets vom „Geist des Feuerwerks“. „Die Leute sind glücklich und aufgeregt“, schätzt sie die Wirkung der Funken und Lichter.

„Your Dreams“ („Deine Träume“) heißt der Beitrag von IP, der am morgigen Sonntag gezündet wird. „Man geht mit Material um, das nicht so einfach zu beherrschen ist und muss wissen, was man tut“, beschreibt Berner seine Arbeit. „Und man bringt zig Tausende Leute dazu, nur noch das Feuerwerk zu betrachten und an nichts sonst zu denken.“ Während seiner Ausbildung lernte er einen anderen Lehrling kennen, dessen Vater eine Feuerwerksfabrik besaß. „Das hat mich interessiert.“

 Der Dreiländergarten hat an den Festival-Abenden von 18 bis 24 Uhr geöffnet. Die Feuerwerke werden jeweils um 22.15 Uhr gezündet.

Umfrage

Bettina Stark-Watzinger

Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger hat sich für Zivilschutzübungen an Schulen ausgesprochen. Damit sollen Schüler besser auf den Kriegsfall, Pandemien und Naturkatastrophen vorbereitet werden. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading