Weil am Rhein „Adler“-Pächter meldet Insolvenz an

Marco Fraune
Hansjörg Wöhrle (Mitte) hatte den „Adler“ in Alt-Weil im Jahr 2021 an das Pächter-Paar Danny und Evelyn Neynaber übergeben. Foto: Marco Fraune

Gastronomie: Danny Neynaber zieht die Reißleine / Gastronomie geschlossen / Hotel weiter offen

Das „Gasthaus zum Adler“ in Alt-Weil ist geschlossen. Unternehmerisch-wirtschaftliche Gründe in Verbindung mit privaten haben Danny Neynaber veranlasst, die Reißleine zu ziehen. Der Geschäftsführer der Adler Gastronomie GmbH hat Insolvenz angemeldet. Der Hotelbetrieb soll bis zu einer Nachfolgelösung möglichst weiterlaufen. Gebäudebesitzer Wolfgang Würzburger macht aber klar, dass es für das frühere Sterne-Restaurant später weitergehen soll. Betroffen sind auch 15 Mitarbeiter.

Von Marco Fraune

Weil am Rhein. Eine extrem herausfordernde Zeit liegt hinter dem Pächter-Paar Evelyn und Danny Neynaber, die den „Adler“ im Herbst 2021 von Hansjörg Wöhrle übernommen haben – gestartet wurde mit dem Hotelbetrieb, Anfang 2022 folgte die Gaststätte. Fachkräfte zu finden stellte sich als enorm schwierig heraus. Dies führte auch dazu, dass der angrenzende „Spatz“ während der gesamten Zeit nur zu einzelnen Events geöffnet wurde, ab 4. November vergangenen Jahres mit ergänzenden Angeboten.

Zu wenig Hotel-Gäste

Der Hotelbetrieb blieb hinter den Erwartungen zurück. Eigentlich dient dieser teils zur Quersubventionierung der Gastronomieaufwendungen, doch speziell im November und Dezember blieben auch saisonal bedingt die Buchungen unter dem Soll. Die damit geringeren wirtschaftlichen Reserven verschärften die finanzielle Situation für das Betreiber-Paar. Zwischendurch gab es Bemühungen, das Ruder noch anderweitig herumzureißen, so durch einen Verkauf der GmbH. Doch daraus wurde nichts.

Hinzu kamen die Folgen der Pandemie sowie des Ukraine-Kriegs. Energiepreise und die Einkaufskosten stiegen enorm. Die Preissteigerungen konnte der Betreiber nicht eins zu eins an die Kunden weitergeben.

Da Neynaber auch aufgrund der Startaufwendungen nicht mehr genug Geld zusammenbrachte, folgte nun die Anmeldung der Insolvenz. Denn: Eine Entlastung sah Neynaber nicht, eine Umschuldung sei gescheitert. Als vorläufiger Insolvenzverwalter wurde der Lörracher Rechtsanwalt Ingo Michelsen benannt, der am Mittwoch für unsere Redaktion telefonisch nicht erreichbar war. Über den Insolvenzantrag wurde noch nicht abschließend entschieden, so das Lörracher Amtsgericht.

Familie hat stark gelitten

„Ein Traum ist zerplatzt“, bedauert der 42-Jährige. Neynabers Aufgabe erfolgte auch, damit das Ehepaar mit dem eigenen Nachwuchs eine Zukunft hat, lässt der Familienvater auch Einblicke in das mit der Finanzsituation verbundene anspannte Privatleben zu. „Die Familie hat stark gelitten.“

Wolfgang Würzburger, der über die Würzburger Grundstück-Verwaltungsgesellschaft mit Sitz in Weil am Rhein als Verpächter fungiert, konnte keinen Bewusstseinswandel mehr erreichen, wie der Geschäftsführer gegenüber unserer Zeitung erklärt. „Ich wurde erst im Januar dieses Jahres über die Probleme in Kenntnis gesetzt und konnte leider, trotz intensiver Bemühungen, das Wirtepaar nicht zum Weitermachen bewegen.“

Schlussendlich müsse er die Entscheidung respektieren, auch wenn es ihm schwer falle. „Wie es weiter geht, kann ich im Moment nicht sagen.“ Klar sei: „Ich stehe hinter diesem Restaurant und Hotel – und dies 100-prozentig.“ Wegen des Insolvenzfalls müsse er erst einmal das vorgegebene Verfahren einhalten, er sei daher „im Moment nicht handlungsfähig“. Doch: „Auf alle Fälle wird es weiter gehen, worauf ich mich und die Gäste des ,Adlers’ sowie vom ,Spatz’ sich freuen.“ Auch Neynaber ist sich sicher: „Der Neustart mit anderen Voraussetzungen, wird gelingen. Wir haben hier auch viel erreicht.“ Er habe aus wirtschaftlicher Sicht rechtzeitig die Konsequenzen ziehen müssen. Es gelte, einen sauberen und korrekten Übergang zu realisieren.

Der Hotelbetrieb ist weiter geöffnet, um Umsätze zu erzielen, erklärt Neynaber. Er hofft, dass seine aktuell 15 Mitarbeiter von einem möglichen Nachfolge-Pächter direkt mit übernommen werden. Die Gastronomie werde er nicht mehr öffnen, da er die damit einhergehenden Rechnungen nicht begleichen könne. „Es gilt, die Kosten herunterzufahren.“

Die Verpächter-Bewertung

Mit Wolfgang Würzburger stehe er im konstruktiven Austausch, der von Beginn an das realisierte Konzept geglaubt habe. Dieses kam laut Pächter und Verpächter in der Region an. Würzburger: „Zum ,Adler’ selbst habe ich von Seiten der Kundschaft nur positive Signale erhalten.“

Zentraler Knackpunkt ist aber, dass es für die Gastronomie landauf landab nicht einfach ist, positive Zahlen zu erwirtschaften, weiß Würzburger, wobei der Hotelbetrieb davon nicht betroffen sei. „Problematisch wird es im Gastronomiebereich, dies insbesondere, wenn der Betrieb Wert auf eine gute Qualität der Speisen und Getränke aus der Küche und einen guten Service legt.“ Der Personalmangel sowie die gestiegenen Personalkosten seien das Problem. „Die Schere zwischen den vom Gastwirt selbst gestellten Anforderungen und den Kosten klafft demzufolge zwangsläufig auseinander.“

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