Weil am Rhein Älter als der Élysée-Vertrag

Ingmar Lorenz

Jumelage: Weil am Rhein und Huningue feiern das 60-jährige Bestehen der Städtepartnerschaft

Seit 60 Jahren sind Weil am Rhein und Huningue über den Rhein und die Ländergrenze hinweg verbunden. Mit mehreren Projekten und Aktionen wurde die langjährige deutsch-französische Freundschaft im zurückliegenden Jahr gefeiert.

Von Ingmar Lorenz

Weil am Rhein. Weil am Rhein und Huningue waren ihrer Zeit voraus: Als im Januar 1963 der Élysée-Vertrag von Konrad Adenauer und Charles de Gaulle geschlossen wurde, gab es die Verbindung zwischen den beiden Städten im Dreiländereck bereits seit einem Jahr. Um das 60-jährigen Bestehen dieser Freundschaft zu feiern, wurde in den zurückliegenden Monaten nicht nur ein passendes Logo entworfen, sondern auch ein gemeinsamer Stadtplan von Weil am Rhein und Huningue publiziert. Für dessen Vorstellung hatten OB Wolfgang Dietz, Maire Jean-Marc Deichtmann und die Übringen am Projekt beteiligten Akteure einen besonders symbolträchtigen Ort gewählt: die Dreiländerbrücke, welche Weil und Huningue seit 2007 miteinander verbindet.

Sowohl für Deichtmann als auch für Dietz war und ist dieser Stadtplan in doppelter Weise von Bedeutung. Zum einen ist er ein Symbol, das die Gemeinsamkeiten über den Rhein hinweg unterstreicht. Der Plan zeigt in diesem Sinn, dass Weil am Rhein und Huningue – gerade für Touristen – auch als Einheit gedacht und erlebt werden können. Zugleich ist Dietz und Deichtmann wichtig, dass es neben diesem symbolischen Gehalt auch einen ganz praktischen Nutzen gibt.

Austausch auf politischer und kultureller Ebene

Das grenzüberschreitende Projekt „Vis-à-vis“ rückte im zu Ende gehenden Jahr weiter ins Zentrum. Das städtebauliche Entwicklungsprojekt machte wesentliche Fortschritte. Bei Führungen wurde unter anderem über die Neubauten am französischen Rheinufer informiert.

Überhaupt spielten Stadtführungen vor dem Hintergrund der Feier des „60-Jährigen“ eine bedeutende Rolle. Sie fanden in Weil am Rhein und Huningue jeweils auch in der Sprache des Nachbarlands statt.

Darüber hinaus gab es eine Stadtrundfahrt, bei der sich die Gemeinderäte aus der 3-Länder-Stadt mit ihren Kollegen aus Huningue einen Überblick über aktuelle Projekte in Weil am Rhein verschafften. Zum Abschluss dieses Besuchs erhielt Oberbürgermeister Wolfgang Dietz als erster Deutscher die Ehrenmedaille der Stadt Huningue.

Auf kultureller Ebene nahm man sich dem 60-jähringen Bestehen der Städtepartnerschaft unter anderem mit der Karikaturen-Ausstellung im Museum am Lindenplatz an. In deren Rahmen wurde deutlich, dass die kulturellen Unterschiede auf humoristische, aber auch auf kritische Art und Weise veranschaulicht und kommuniziert werden können. Dabei wurden die Besucher immer wieder dazu eingeladen, ihren eigenen Standpunkt zu reflektieren und sich in die Nachbarn auf der anderen Seite des Rheins hineinzuversetzen. Mit der laufenden Ausstellung im Museum Weiler Textilgeschichte (wir haben berichtet) und mit der Rhein-Ausstellung im Museum am Lindenplatz wird die Städtepartnerschaft weiter gefeiert.

Darüber hinaus wurde der Förderung der elsässischen Sprache durch das Kolloquium „Sprochrenner“ im Kesselhaus Rechnung getragen. Und im Oktober standen Lehrende der Musikschulen Weil am Rhein und Huningue gemeinsam auf der Bühne. Weitere Konzerte sind im Dezember geplant. Denn die Feierlichkeiten gehen bis zum Jahresende – und darüber hinaus – weiter (siehe Info-Kasten).

Begegnungen sind von großer Bedeutung

Wie OB Wolfgang Dietz erklärt, sei es ihm und Bürgermeister Deichtmann in der Vorbereitung wichtig gewesen, Begegnungen zu schaffen und die Menschen zusammenzubringen. „Das Kennenlernen der Nachbarn ist Grundvoraussetzung, damit man sich versteht“, so Dietz. Kultur, Musik, Kunst und Sport seien geeignet, diese menschlichen Begegnungen zu eröffnen. Aber auch die politischen Beziehungen seien vertieft worden, freut sich der OB. „Man kann den Wert guter Nachbarschaft nicht hoch genug einschätzen. Wir Grenzländer haben die bitteren Lektionen des 20. Jahrhunderts gelernt. Durch gutes Beispiel wollen wir vorangehen, weil wir glauben: Aufgeklärte Menschen können und müssen einen Unterschied in unseren Gesellschaften machen.“ Das sei die Verpflichtung gegenüber den nachfolgenden Generationen.

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