Von Jasmin Soltani Weil am Rhein. Als erste Stadt in Baden-Württemberg und deutschlandweit dritte Stadt hat Weil am Rhein gestern das Siegel „Kinderfreundliche Kommune“ erhalten. Bei der feierlichen Übergabe, die viele Kinder und Jugendliche mit einem bunten Programm im Haus der Volksbildung umrahmten, wurde der besondere Einsatz der Stadt für die Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention gewürdigt. Vor allem den unter der Beteiligung von Heranwachsenden erstellten Aktionsplan hatte die Sachverständigenkommission bei ihrer Bewertung hervorgehoben. Vorangegangen war der Siegelvergabe eine arbeitsintensive zweijährige Pilotphase unter der Federführung der Projektleiterin Michaela Rimkus und Ottmar Schmidt von der Sozialabteilung der Stadt. Nach einer aufwendigen Standortbestimmung wurden gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen der Aktionsplan und ein Maßnahmenkatalog erstellt, der in den nächsten vier Jahren umgesetzt werden soll. „Die Energie, die uns in dieser Zeit aus Weil am Rhein begegnete, ist eines der besonderen Merkmale dieser Stadt“, lobte Dr. Heide-Rose Brückner, die Vorsitzende des vom UN-Kinderhilfswerk Unicef und dem Kinderhilfswerk Deutschland gegründeten Vereins „Kinderfreundliche Kommune“, der das Siegel vergibt. Sie nannte den Weiler Aktionsplan ein „Musterbeispiel“. Der Vorstand habe deshalb keine Mühe gehaben, dem Vorschlag der 40-köpfigen Sachverständigenkommission zu folgen und das Siegel zu vergeben. Auch in der Kommission war man sich schell einig, berichtete der Vorsitzende Prof. Dr. Lothar Krappmann. Der Aktionsplan biete alles, was man sich wünsche: Mit Jugendlichen zusammen ausgearbeitete Vorschläge samt Zeitrahmen und Kostenaufstellung. „Ich würde ihn am liebsten vervielfältigen und an alle Bewerber schicken, damit sie wissen, wie’s geht“, rief er. Besonders beeindruckt hätten ihn die Streifzüge durch die Stadt , hätten sie doch gezeigt, dass Jugendliche den Erwachsenen wertvolle Hinweise geben können, was jungen Menschen in der Stadt fehlt und was sie sich wünschen. Diese Teilhabe an der Gesellschaft, an Bildung, Gesundheit, Sicherheit, Sport und Freizeitgestaltung sei die Kernforderung der UN-Kinderrechtskonvention. „Um sie zu erfüllen, kommen wir an den Kommunen nicht vorbei, denn sie sind das unmittelbare Umfeld der Heranwachsenden“, sagte Krappmann. Er regte an, die begonnene Beteiligung intensiv fortzuführen. Das Siegel „Kinderfreundliche Kommune“ überreichte mit lobenden Worten Holger Hofmann, der Geschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerks. Er forderte verbindliche Regeln für die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen. Er freue sich über die Auszeichnung, die für die Stadt allerdings auch Verpflichtung sei, weitere Schritte hin zu einer kinderfreundlichern Kommune zu gehen, sagte OB Wolfgang Dietz. Er listete die Anstrengungen der vergangenen 15 Jahre im Kinder- und Jugendbereich, beim Schuldenabbau zur Entlastung der nachfolgenden Generationen und die besonderen Herausforderungen auf, die in der Pilotphase für die Teilhabe von Kindern und Jugendlichen gemacht wurden. Allerdings mahnte Dietz auch, dass Kinderfreundlichkeit jenseits aller investiven Maßnahmen „in den Köpfen beginnt“.