Weil am Rhein Alte Hits im neuen Barbershop-Format

Jürgen Scharf
Die „Ringmasters“ zeigten in Weil am Rhein ihre A-cappella-Qualitäten. Foto: Jürgen Scharf

Musik: Preisgekröntes schwedisches Quartett „Ringmasters“ begeisterte im Haus der Volksbildung.

Weil am Rhein - Mit A-cappella-Gruppen versucht das Weiler Kulturamt die Bühne im Haus der Volksbildung zu beleben. Und wenn man eine solche Boygroup wie die schwedischen „Ringmasters“ engagiert, die vokaltechnisch eine perfekte Show abliefern, funktioniert das. Die vier Ringmasters sind preisgekrönte Barbershop-Weltmeister, eine spezielle Unterart der Vokalmusik aus den USA.

Die Ursprünge sollen Ende des 19. Jahrhunderts in „Barbershops“ liegen, amerikanischen Frisörsalons, wo sich die Herren die Wartezeit mit spontanem Gesang verkürzten. Aber ob diese Friseurkunden damals so perfekt die Harmonieregeln beherrschten, eine so makellose Gesangskunst und einen intonationsreinen Musikstil hatten wie das schwedische Vokalquartett, sei dahingestellt.

Die vier ausgesprochen virtuosen Sänger haben in Weil zwar ein kurzes, aber kurzweiliges und stimmiges Programm präsentiert, vor allem mit bekannten Pop-Klassikern. Die Tenöre Jakob Stenberg und Rasmus Krigström (Führungsstimme), der Bariton Emanuel Roll und der Bassist Didier Linder bringen alte Hits in neues Barbershop-Format. Das versprach „Good Vibrations“ und eine stimmgewaltige und dynamische Show bei diesem Ausflug in nostalgische Pop-Zeiten.

Hommage an große Vorbilder

Die Hommage an große Vorbilder wie die Beatles, Beach Boys, Simon & Co. mit vielen Evergreens kam begeistert an. Den schönen Beatles-Titel „Blackbird“ versteht das Vokalquartett in subtiler, ausgefeilter Art zu singen. Überhaupt haben sie eine gewinnende Art, auch das Publikum anzusprechen.

Es sind vier „nette Jungs“, eigentlich schon mehr Herren, aber mit smartem Charme, die sich nicht nur gut verkaufen, sondern wirklich auch einen anspruchsvollen solistischen Ensemblegesang vorführen. Da sie ihr Programm witzig und ironisch moderieren und ihr vierstimmiger Gesang harmonisch genau abgestimmt ist, kommen die alten Hits auch nie kitschig oder süßlich rüber. Diese A-cappella-Show aus Schweden ist Vokalkunst vom Feinsten für den Sound-verliebten Pop-Fan – und von dieser Spezies saßen viele im Saal. Sie erlebten höchst ergötzliche Gesangskunst und manch Spaßiges wie den Tribute an Drinks, die Schweden liebt: „I love Coffee, I love Tea“.

Das neue Programm, von dem die Ringmasters einen Auszug boten, heißt „Tonight! Tonight!“ und ihr Titellied aus dem Bernstein-Musical sangen sie natürlich auch, zudem Filmklassiker wie Charlie Chaplins „Smile“ aus dem Film „Modern Times“. Dabei waren ihre Versionen der Originalhits mindestens so imponierend.

Vor allem vokaltechnisch und von der lockeren Art der Präsentation mit angedeuteten Choreografien und im Wechsel der Soli, ist der Auftritt des Quartetts Barbershop-weltmeisterlich. Da hat nicht nur immer die Führungsstimme des Leadsängers Krigström das Sagen, sondern auch mal der groß gewachsene Bass, zugleich der Jüngste in der Gruppe, in einer Nummer, wo sie eine kleine Jazzband imitieren.

Natürlich singen die Ringmasters nicht so wie die früheren Vorbilder, sie harmonisieren alles etwas anderes, eingängig und ohrenschmeichlerisch, bis hin zu Louis Armstrongs „What a wonderful World“. So hatte der Abend nicht nur „Feeling Groovy“ nach Simon & Garfunkel, sondern brachte in dieser kompakten Stunde ohne Pause auch mal Mythisches aus der nordischen Sagenwelt in einem schwedischen Lied und einen Trip ins Fantastische in einem Song aus dem Musical „Peter Pan“, eine Reise ins „Nimmerland“.

Kurz bevor sie eilig zu einem weiteren mitternächtlichen Auftritt aufbrachen, langte die Zeit noch für „All you need is Love“ der Beatles als Zugabe. Mitreißender geht nicht.

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