Weil am Rhein Am Pflegeberuf-Image wird gearbeitet

Weiler Zeitung
Foto: sba/Tom Weller Foto: Weiler Zeitung

Arbeitswelt: Pflegeheime Markgräflerland und Stella Vitalis haben noch offene Lehrstellen / Vielfältige Corona-Folgen

Schule, Arbeit, Zukunftsträume: Obwohl die Pflegekräfte während der Pandemie extrem gefordert sind, entscheiden sich junge Leute dafür, eine Ausbildung in diesem Bereich anzustreben. Sowohl das Pflegeheim Markgräflerland als auch das Seniorenzentrum Stella Vitalis machen aktuell ihre besonderen Erfahrungen, wie die Ausbildungsverantwortlichen schildern.

Von Zoë Schäuble

Weil am Rhein. Die jüngsten Schlagzeilen zeigen: Es gibt einen Bewerberrückgang in den Pflegeberufen, die Personaldecke ist dünn und Versorgungsnotstände in den Pflegeheimen stellen eine Herausforderung dar. Doch: „Pandemiebedingt haben sich nicht weniger beworben“, weiß Alexandra Scheib, Ausbildungsverantwortliche im Pflegeheim Markgräflerland. Im April haben vier Lehrlinge ihre Ausbildung in der Landkreis-Einrichtung begonnen, für Oktober wurde bislang keine Stelle fest vergeben. Sechs Lehrstellen gibt es noch, aber die Erfahrung zeigt: „Die Stellen werden oft erst ganz knapp vor dem Start in das neue Ausbildungsjahr final besetzt.“ Nach wie vor gehen laut Scheib viele Bewerbungen aus dem Ausland ein. „Die Bewerber brauchen dann auch erst einmal eine Arbeitserlaubnis“, schildert die Ausbildungsverantwortliche.

Schlechtes Image

Insgesamt bewerben sich im Pflegeheim wenige Schulabgänger aus Deutschland. „Das Image der Pflegeberufe ist scheinbar immer noch eher schlecht“, bemerkt Scheib, die sich gemeinsam mit den Verantwortlichen aus dem Personalmarketing des Heims dafür einsetzt, dass die Berufsorientierungsprogramme flächendeckend auch auf die heimischen Gymnasien ausgeweitet werden. „Neben einer Studienberatung muss es auch Informationen über die Berufsausbildungen und insbesondere über spätere Aufstiegsmöglichkeiten gerade in den Pflegeberufen geben.“

Seit Januar 2020 wird in allen Pflegeschulen die generalistische Pflegeausbildung angeboten. Sie fasst die bisherigen Ausbildungsberufe der Alten-, Kinder- oder Krankenpflege zu einer zusammen und befähigt die nach drei Jahren Ausbildung examinierte Pflegefachkraft, sich auf einen Bereich zu spezialisieren. Ein Hemmschuh stellt dar, dass viele Schulabgänger von dem eher geringen Gehalt und den Arbeitszeiten abgeschreckt sind, weiß Scheib. „Pflege kann man aber auch studieren, die Aufstiegsmöglichkeiten sind vielfältig und der Job ist krisensicher – das hat Corona noch einmal verdeutlicht.“

Azubis in Extremsituation

Aktuell hat sie mit Bewerbungsgesprächen alle Hände voll zu tun. Und das, obwohl die vergangenen eineinhalb Jahre gerade für Pflege-Lehrlinge besonders anspruchsvoll waren. „Die Schuleinheiten haben die Azubis großteils von Zuhause aus bewältigen müssen“, zudem sei der Arbeitsalltag durch Corona deutlich erschwert gewesen. „Zum Teil wurden unsere Azubis auch auf der Quarantäne-Station mit Schleuse eingesetzt, dort war ein persönlicher Kontakt zu den Ausbildungsleitern nicht immer möglich“, berichtet Scheib. Zweifelsohne sei es für die Azubis ein schweres Jahr gewesen und die Führungskraft ist sich der Verantwortung bewusst, die das Pflegeheim angesichts der unvorhersehbaren Extremsituation gegenüber den Lehrlingen hat. „Wir führen intensive Gespräche mit den Azubis, sprechen über Vergangenes und was wir künftig ändern müssen.“ Dass ihr Ausbildungskonzept aber gut funktioniere, das spiegelten ihnen auch ihre Azubis zurück. „Der Theorie-Praxis-Transfer funktioniert, in der Lernwerkstatt erarbeiten wir verschiedene Situationen gemeinsam und versuchen so, auf die individuellen Bedürfnisse unserer Lehrlinge zu achten.“

Digitalisierung im Kommen

Von den Auszubildenden wird mehr Eigeninitiative gefordert, bemerkt man auch im Weiler Seniorenzentrum Stella Vitalis. „Natürlich war das Lernen erschwert und auch die technischen Voraussetzungen teilweise nicht gegeben“, weiß Bianca Schumann, zentrale Praxisleitung und damit Ausbildungsverantwortliche. Seit einiger Zeit wird im Stella Vitalis die Digitalisierung verstärkt gefördert. Die Lehrlinge werden mit einem iPad und einer entsprechenden Software ausgestattet, die unter anderem der Datenverwaltung und Terminierung dient. „Das erleichtert den Arbeitsalltag der Azubis ungemein“, verdeutlicht Schumann. Gerade unter Pandemiebedingungen seien einige Bestandteile der Ausbildung in den digitalen Bereich verlegt worden und die Einrichtung daher auch in der Verantwortung, entsprechende technische Unterstützung zu bieten. „Wir waren uns schon vor Corona bewusst, dass wir auf diesem Gebiet aufstocken müssen, Corona hat das verdeutlicht und den Prozess sicher etwas beschleunigt.“

Auch im Stella Vitalis sind bislang noch nicht alle offenen Ausbildungsplätze an geeignete Bewerber vergeben worden. „Insgesamt haben wir einen geringeren Zulauf, das ist aber nicht zwingend auf Corona zurückzuführen“, macht die Ausbildungsverantwortliche deutlich. Ihr ist bewusst, dass das Berufsfeld für Schulabgänger attraktiver gestaltet und entsprechend beworben werden müsse. „Durch die generalistische Ausbildung stehen den Azubis nach den drei Jahren alle Türen offen – der Job ist vielseitig und zukunftsweisend.“

Schumann hat mit ihrem Team den Beruf der Pflegefachkraft auch während der Pandemie auf unterschiedlichen Wegen beworben. Digitale Messen und Ausbildungsbörsen hätten allerdings nicht den selben Zulauf wie Veranstaltungen vor Ort, bei denen man mit den Schulabgängern persönlich sprechen kann.

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