An der Dreiländerbrücke
Obwohl das Elsass als Risikogebiet klassifiziert wurde, herrschte gestern Mittag immer noch reges Treiben auf der Dreiländerbrücke. Sowohl von der französischen als auch von der deutschen Seiten kamen Menschen, um das Nachbarland zu besuchen. Die Passanten zeigten sich wenig beeindruckt von der Dynamik im Elsass, wie eine Umfrage zeigte. Gemeinsam mit ihren beiden Töchtern ging Karin Hund in Weil am Rhein einkaufen – wie an anderen Tagen auch. „Ich habe keine Bedenken wegen des Virus’, es bleibt alles wie gehabt.“ Sie würde es bedauern, falls die Gerüchte um eine Brückenschließung wahr werden. „Meine Tochter ist bereits für 14 Tage von der Schule befreit.“
Eine Krankenschwester aus dem Elsass ist schockiert, dass ihre Landsleute für zwei Wochen nicht mehr in Südbaden arbeiten gehen dürfen: „Ich finde die Bestimmung in Deutschland zu hart.“ Für eine ebenfalls auf der Brücke laufende Elsässerin ist die Coronavirus-Aufregung ein „großer Mist“. Sie hat keine Bedenken, die Grenzen zu überqueren: „Das ist doch nur eine heftige Grippe.“ Auch die ebenfalls aus dem Elsass kommende Doris Brengard nimmt die Situation eher gelassen: „Das Virus ist auf beiden Seiten überall.“ Von einer Grenzschließung hält sie nichts.
Die Schulen
Zwei Lehrer und 16 Schüler vom Kant-Gymnasium müssen nun zu Hause bleiben. Schließlich sei das eine „klare Aufforderung vom Präsidium“, weiß Schulleiter Martin Haas. Dabei wurden auch alle grenzüberschreitenden Ausflüge und Exkursionen abgesagt.
Die zweiwöchige Freistellung vom Unterricht birgt allerdings auch Probleme. Denn unter den Schülern, die im Elsass wohnen, befinden sich auch Gymnasiasten, die dieses Jahr ihr Abitur absolvieren. Haas: „Natürlich kann kein 100-prozentiger Unterricht stattfinden, aber wir versuchen, die 16 Schüler miteinzubeziehen.“ Darum seien die Klassenkameraden angehalten, ihre Mitschüler auf dem neuesten Stand zu halten, sodass die Freigestellten das Arbeitsmaterial verfolgen können.
Auch für die anderen Weiler Schulen gelten dieselben Regelungen: In der Realschule sind 13 Schüler betroffen und in der Gemeinschaftsschule 16. Die Anzahl der elsässischen Schüler des Oberrhein-Gymnasiums war gestern nicht zu erfahren. In allen drei Schulen sind die Lehrer von einer Freistellung nicht betroffen.
Die Betriebe
In der städtischen Wirtschaftsförderungsgesellschaft „Weil am Rhein Wirtschaft und Tourismus“ (WWT) müssen zwei Mitarbeiter aufgrund der Empfehlung des Regierungspräsidiums zu Hause bleiben. „Das Rathaus hat die Maßnahme ergriffen und wir schließen uns daran an. Wir wollen einfach nichts riskieren“, berichtet WWT-Geschäftsführer Peter Krause. Das Pensum könne dabei nicht kompensiert werden, sodass Arbeit wohl liegen bleibe. „Wir müssen schauen, dass die Touristeninformation weitergeführt werden kann.“
Das Laguna Badeland nehme den Virus nicht auf die leichte Schulter, aber hat dennoch seine Türen weiter für alle Besucher geöffnet. „Jeder darf kommen, solange die Grippe-Regeln eingehalten werden. Außerdem tötet das Chlor die Viren ab, daher gibt es keine Ansteckungsgefahr im Wasser“, erklärt Birk Exner von der Geschäftsleitung. Auch die Mitarbeiter seien angehalten, die Anweisungen des Robert-Koch-Instituts zu befolgen. Was die Ursache der aktuell deutlich rückläufigen Zahl der Badegäste ist, kann Exner nicht genau bewerten. „Ob das an der Verschärfung der Lage im Südelsass liegt oder der Saison zuzuschreiben ist, können wir nicht einschätzen.“
Der Marktkauf im Rhein-Center stellt seine Mitarbeiter aus dem Südelsass für die nächsten zwei Wochen frei. Um die fehlenden Arbeitskräfte zu ersetzten, springen Mitarbeiter aus anderen Märkten dort ein, heißt es.
Volker Hentschel, Koordinator des Diakonischen Werks im Landkreis Lörrach und im Weiler Mehrgenerationenhaus angesiedelt, stellt sich täglich die Frage, welche Veranstaltungen noch abgesagt werden müssen. Bislang komplett betroffen ist der Seniorenbereich, da die älteren Menschen besonders gefährdet sind. „Es ist aber immer eine Frage der Abwägung.“ Drei Mitarbeiter der Diakonie, die im Elsass wohnen, durften nicht zur Arbeit kommen. Auch im Mensabereich in den Schulen müssten auf französischer Seite wohnende Mitarbeiter zu Hause bleiben, weiß Hentschel.