Weil am Rhein Anwohner-Kritik an der Fahrradstraße

Saskia Scherer
Die Fahrradstraße auf der Müllheimer Straße sorgt nicht nur für Begeisterung. Foto: Saskia Scherer

Vor einigen Wochen wurde die erste Weiler Fahrradstraße eingerichtet. Das hat für die Anwohner Veränderungen mit sich gebracht, die bei diesen auf wenig Gegenliebe stoßen. Sie sind auch schon bei der Oberbürgermeisterin vorstellig geworden.

Die Nutzung ihrer Privatgrundstücke, Umwege fahren und eine „Rennstrecke“ vor der Haustür: Es gibt so einiges, worüber sich Erika Ernst, Evelyn Elmlinger, Marianne Kunimünch und weitere Anwohner der Müllheimer Straße ärgern, seit die Fahrradstraße in Betrieb ist.

Wenn Kunimünch aus dem Hof herausfahren will, soll sie laut Markierung an einer Haltelinie anhalten, um die vorfahrtsberechtigten Radler vorbeizulassen. „Aber da parken Autos, man sieht nichts“, moniert sie. Außerdem befinde sich die Linie auf Privatgrund und sei ohne Zustimmung des Eigentümers aufgebracht worden. „Es wurde markiert bis zum Gehtnichtmehr“, findet sie. Seit 75 Jahren wohne sie dort.

Viele Anwohner hätten keine schriftliche Information im Briefkasten gehabt, schildert Elmlinger. „Es stand zwar in der Zeitung, dass es eine Fahrradstraße geben soll, aber es war nicht klar, in welchem Umfang“, sagt Kunimünch. Eine Woche vorher seien Flyer verteilt worden, berichtet Ernst. „An uns nicht“, merken die anderen beiden Frauen an.

Ein Versprechen aus der Vergangenheit

Ein weiteres Ärgernis für die Anwohnerinnen: Die Fläche, die aussehe wie ein Gehweg und auch als solche genutzt werde, gehöre eigentlich zu ihren Grundstücken. Ernst erinnert sich: „Im Jahr 1999, als die B 3 ausgebaut wurde, hat man uns seitens der Stadt versprochen: Wenn diese wie ein Gehweg geteert werden darf, kommt hier nie eine Einbahnstraße.“ Seit die Fahrradstraße existiert, ist aber genau das der Fall. „Der komplette Verkehr muss jetzt von hier aus durch die Spielstraße auf der Geffelbachstraße“, kritisiert sie.

Den Umweg von 600 Metern, den sie fahren muss, bezeichnet sie als „nicht umweltfreundlich“. Zu dem Nachteil, dass einige Anwohner nun einen Umweg in Kauf nehmen müssen, hatte die Stadt bereits vor einigen Wochen in einer Pressemitteilung Stellung bezogen: „Für Anliegerinnen und Anlieger der neuen Einbahnstraße beträgt der Umweg Richtung Haltingen zwischen 80 bis maximal 550 Meter (16 Häuser betroffen) und Richtung Innenstadt zwischen 0 bis maximal 190 Meter (neun Häuser betroffen)“, hatte Bürgermeister Lorenz Wehrle nachgerechnet. Die Stadtverwaltung sehe beim Abwägen die Vorteile einer sichereren Fahrradstraße stark überwiegend gegenüber dem Nachteil, dass einige Anwohner mit dem Auto aufgrund der Einbahnstraßenregelung einen kleinen Umweg in Kauf nehmen müssen.

Nach der Thematisierung im Ausschuss im Januar sowie den Berichten in den Medien seien von Anliegern keinerlei Rückfragen gekommen. Elmlinger ist selbst Velofahrerin. Die Fahrradstraße sei unnötig: „Wir sind immer aneinander vorbeigekommen.“ In beide Richtungen, ergänzt Ernst. „Aber jetzt sind die Radler rücksichtslos unterwegs. Man wird fast umgefahren.“ Erika Ernst und ihre Schwiegertochter haben schließlich eine Unterschriftenliste organisiert. Knapp 50 Anwohner – Eigentümer und Mieter – haben unterschrieben. Zu viert stand dann ein Besuch der OB-Sprechstunde an, bei dem die Unterschriftenliste übergeben wurde.

Stadt will gemeinsame Lösung suchen

Dieser sei positiv verlaufen, findet Erika Ernst. „Frau Stöcker war überrascht, dass wir zum Teil nicht informiert worden sind“, berichtet sie. Die OB habe zugesagt, sich mit den Zuständigen zusammenzusetzen und sich auch vor Ort ein Bild zu machen. „Sie will sich melden und hat sich ernsthaft bemüht.“

Die Stadt Weil am Rhein hat mittlerweile auf Nachfrage schriftlich erklärt, dass sie das Anliegen der Anwohner ernst nehme. Man wolle nach einer gemeinsamen Lösung suchen, heißt es in einer E-Mail. „Die verkehrstechnischen Anforderungen und Gegebenheiten im betroffenen Bereich der Müllheimer Straße sind tatsächlich recht komplex, derzeit läuft die umfangreiche Be- und Auswertung der vorliegenden Faktenlage“, schreibt sie mit Blick auf die Anschuldigungen der Anwohner.

Auch bei Erika Ernst habe sich die Stadtverwaltung mittlerweile gemeldet, mit der Zusicherung, sich um die Angelegenheit zu kümmern. Dies hat Ernst unserer Redaktion telefonisch mitgeteilt.

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