Die Beherbergungsbetriebe dürfen seit gestern unter Einhaltung der gängigen Auflagen wieder vollständig geöffnet haben. In den Weiler Hotels hat das aber nur sehr geringe Auswirkungen auf die Buchungszahlen, wie eine Umfrage zeigt.
Corona-Krise: Dass Hotels wieder regulär öffnen dürfen, macht sich in Weil am Rhein nicht wirklich bemerkbar
Die Beherbergungsbetriebe dürfen seit gestern unter Einhaltung der gängigen Auflagen wieder vollständig geöffnet haben. In den Weiler Hotels hat das aber nur sehr geringe Auswirkungen auf die Buchungszahlen, wie eine Umfrage zeigt.
Von Saskia Scherer
Weil am Rhein. „Nicht eine Reservierung“ kann Andreas Ott in „Ott’s Leopoldshöhe“ verbuchen. Für den Rest des Jahres sei das Hotel, Stand jetzt, so gut wie leer. Es kämen höchstens einmal Handwerker, aber derzeit gebe es keine Anfragen. „Das ist eine komplette Katastrophe“, findet Ott deutliche Worte. Auch die Wiedereröffnung des Restaurants hätte er sich „schenken können“. Die Tagesumsätze lägen bei zehn bis 15 Prozent. „Wir müssen darüber nachdenken, ob wir zumachen“, bedauert er.
Die Leute hätten einfach noch Angst, vermutet er, außerdem sei Weil am Rhein kein Tourismusort. „Normalerweise kommen die Reisenden zu uns auf dem Weg nach Süden, oder Messebauer, aber das fällt ja derzeit alles flach.“ Es sei eine extrem bedrohliche Situation für sein Hotel-Restaurant.
Auch im Hotel „Dreiländerbrücke“ ist nur eine sehr schwache Belegung zu verzeichnen, berichtet Geschäftsführer Hans-Jürgen Sellent. „Wir bekommen kaum zu spüren, dass Privatreisen wieder möglich sind.“ Dass die Grenzen noch geschlossen sind, sei ein großes Hemmnis. „Wir leben normalerweise von den Beziehungen zur Schweiz und den Durchreisenden.“
Völlig unverständlich ist für ihn, dass in Weil Bedenken bezüglich der Grenzöffnung geäußert werden, wie jüngst in der Bürgerfragestunde im Gemeinderat (wir berichteten). „Das ist unverantwortlich, schließlich müssen die Betriebe am Leben gehalten werden“, kritisiert er. In Basel sei die Virusbelastung außerdem nicht höher als hier. „Ich bin sehr enttäuscht, das zeugt von keinerlei Respekt vor der Wirtschaft.“ Die Grenzöffnung müsse zwingend kommen, sagt er. „Sonst gehen hier die Lichter aus. Die Lage ist überaus ernst.“ Die Privatreisenden seien nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
Auch werde nicht ausreichend kommuniziert, was genau erlaubt ist und was nicht oder was besondere Gründe für den Grenzübertritt sind. „Ich fühle mich im Stich gelassen“, sagt Sellent.
Im Hotel „Central“ gastieren zu normalen Zeiten ebenfalls viele Durchreisende. „Deshalb ändert sich für uns aktuell noch nicht so viel“, sagt Inhaberin Heidi Huber-Meurer. Handwerker oder Lokführer, die sonst auch kommen, seien nach wie vor da. „Aber Touristen übernachten bei uns ohnehin wenig“, sagt sie.
Hoch sei die Belegung derzeit nicht, weshalb auch Kurzarbeit angemeldet wurde. Die Rezeption hatte nicht wie sonst bis 24 Uhr geöffnet. „Bei den Handwerkern wusste ich ja, wann sie anreisen und das war morgens, darum war das nicht nötig.“ Dennoch ist Huber-Meurer optimistisch: „Jeder muss kürzertreten. Es wird schon wieder werden.“
Wieder einzelne Anfragen von Gästen, die das Hotel kennen, erhält Helmut Steffan im „Go2Bed“ für die Monate Juni und Juli. „Aber nur vereinzelt“, stellt er klar. Es werde noch längere Zeit dauern, bis wieder eine „halbwegs akzeptable Auslastung“ erreicht wird, meint er. Er glaube auch nicht daran, dass alle Menschen in Deutschland Urlaub machen werden.
Die Webseite des Hotels habe man dennoch etwas stärker auf die Vorzüge der Region ausgerichtet. „Natürlich sind wir nicht das Hotel mitten im Schwarzwald, aber wir befinden uns zwischen Schwarzwald, Vogesen und Juragebirge und hier gibt es tolle Möglichkeiten, zu wandern“, erläutert Steffan. Er hoffe nun, dass die Reisenden darauf stoßen. „Wir sind vorbereitet und haben auch unser Café geöffnet.“ Generell sei aber der Betrieb ziemlich reduziert.
Im „B&B Hotel“ tut sich laut Hotelmanager und Betreiber Sebastian Stöbe „noch nicht richtig viel“. Es gebe schon mehr Buchungen, aber nicht vergleichbar mit normalen Zeiten. „Unter der Woche sind wir dank Handwerkern, Monteuren und Spediteuren kostendeckend ausgelastet.“ Aber am Wochenende sei es „katastrophal“. Der Monat Mai sei den Umständen entsprechend in Ordnung gewesen, der April „war der schlimmste Monat“.
Normalerweise profitiere man im „B&B“ auch vom Durchreisendenverkehr. „Aber die Menschen sind noch unsicher“, meint auch Stöbe. Die Buchungen erhalte man ohnehin eher kurzfristig. „Auch heute kam noch etwas rein“, berichtet er. Aber der große „Run“ bleibe aus. „Wir können nur abwarten. Ab dem 1. Juni werde auch wieder Frühstück angeboten, aber nur zum Mitnehmen.