Weil am Rhein Auch Klauen auf Bestellung

Weiler Zeitung

Ladendiebstahl: Für den Weiler Handel ein großes Problem / Kein Kavaliersdelikt

In einem vermeintlich unbeobachteten Moment oder nach einem Ablenkungsmanöver erfolgt ein schneller Griff ins Regal – und schon landen Smartphone, teures Parfüm, Elektrogerät oder auch Lebensmittel in der Handtasche oder einer präparierten Jacke. In den Geschäften des Einzelhandels und Märkten wird viel geklaut. Ladendiebstahl ist jedoch kein Kavaliersdelikt.

Von Siegfried Feuchter

Weil am Rhein. Die Ladendiebstähle, die dem Handel nach Meinung von Experten bundesweit einen Schaden in Milliardenhöhe zufügen, bewegen sich auch in Weil am Rhein unverändert „auf einem hohen Niveau“. Dabei ist die Dunkelziffer trotz umfangreicher Sicherheitsmaßnahmen – wie der Einsatz von Detektiven in größeren Märkten sowie Videoüberwachung – hoch.

Auch organisierte Banden

Textilien und Modeaccesoires, Schmuck, Elektrokleingeräte, Lebensmittel und Kosmetik sind die Waren, die am meisten gestohlen werden.

„Ladendiebe haben das ganze Jahr Saison“, sagt Dietmar Goeritz, stellvertretender Revierleiter. Das sei ein Dauerthema, das die Polizei jeden Tag beschäftige. Je mehr Geschäfte geschultes Personal einsetzen, je mehr Ladendiebstähle werden laut Goeritz festgestellt. Es sind sowohl Gelegenheitsdiebe als auch organisierte Banden, die die geklauten Waren weiterverkaufen, am Werk. Klauen auf Bestellung sozusagen.

Das bestätigt auch Dieter Hieber, Chef der Hieber-Lebensmittelmärkte, der von einem Problem spricht. In allen Märkten gebe es eine Kameraüberwachung, auch würden ständig Detektive Rundgänge machen, um Ladendiebstähle aufzudecken. „Frechheit siegt“, sagt Hieber und nennt ein Beispiel dieser Tage: Da kam ein junger Mann mit einer leeren Sporttasche in den Schopfheimer Markt und versuchte, mit vollgestopfter Tasche sich davonzumachen. Auch organisierte Banden seien unterwegs, die beispielsweise Spirituosen klauen, um dann die Hehlerware an Gastronomiebetriebe zu verkaufen.

„Alle, die erwischt werden, zeigen wir an. Das Problem ist jedoch, dass die Verfahren wegen Bagatelldelikten leider wieder eingestellt werden. Den Ladendieben passiert nichts, deshalb werden einige auch zu Wiederholungstätern“, stellt Hieber fest. Der Schaden, der seiner Firma durch Warenschwund im Jahr entsteht, beziffert der Chef der Lebensmittelmärkte auf einen hohen sechsstelligen, wenn nicht gar siebenstelligen Betrag.

Hohe Dunkelziffer

Im Rheincenter mit seinen 50 Geschäften ist ständig ein Sicherheitsdienst Tag und Nacht unterwegs, wie Centermanager Günther Merz betont. Auch werden Mall und Außenbereich durch Videokameras überwacht. Einzelne Geschäfte haben laut Merz zusätzlich Ladendedektive angestellt, um Langfingern möglichst das Handwerk legen zu können.

Zum Beispiel im Marktkauf, dem größten Geschäft im Rheincenter. „Es wird schon viel geklaut. Nicht von ungefähr ist die Polizei ständig hier. Und dann gibt es noch eine hohe Dunkelziffer“, sagt Geschäftsleiter Alexander Müller gegenüber unserer Zeitung. Die Grenzlage und die Dreiländerbrücke als Fluchtmöglichkeit sind für Ladendiebe besonders attraktiv, wissen Polizei und Geschäftsinhaber aus Erfahrung. Vor allem bei den Tabakwaren hat der Marktkauf „massive Zuwächse“ beim Warenschwund.

„Unser Hausdetektiv, dessen Einsatz sich bewährt, ist gut ausgelastet“, weiß Müller, der auch die guten Kontakte zur Polizei schätzt. Diese sei jederzeit hilfsbereit und komme sofort, wenn das Personal einen Ladendieb auf frischer Tat ertappt hat und ihn bis zum Eintreffen der Ordnungshüter festhält. Erst dieser Tage wurden zwei junge Schweizer, die kurz nach Ladenöffnung in den Markt kamen, dabei ertappt, wie sie Waren im Wert von jeweils mehr als 200 Euro mitgehen lassen wollten. Es wird sowohl für den Eigenbedarf als auch für den Weiterverkauf gestohlen.

Trickdiebe vor Märkten

Auch Eileen Schroth, Centermanagerin der Einkauf-Insel, kennt das Problem der Ladendiebstähle. Die bewegen sich „im gewohnten Rahmen“, sagt sie und weist auch auf den Einsatz eines Sicherheitsdienstes hin.

Dieter Hieber macht noch ein anderes Problem zu schaffen: Immer wieder halten sich vor den Märkten Trickdiebe auf, die angeblich Geld für karitative Einrichtungen sammeln. „Die gehen raffiniert und teilweise rabiat vor.“ So seien auch schon Mitarbeiter bedroht worden.

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