Weil am Rhein Auf dem höchsten Gipfel der Welt

Siegfried Feuchter
Hellmuth Seitzl, erfolgreicher Bergsteiger, mit einem Foto, das links die Spitze des Mount Everest zeigt. Diesen höchsten Berg der Welt hat er unter anderem bestiegen. Foto: Siegfried Feuchter Foto: Weiler Zeitung

Porträt: Hellmut Seitzl hat vor gut 25 Jahren den Mount Everest bezwungen / Auch mit 82 Jahren aktiv

Weil am Rhein - Diesen Augenblick wird Hellmut Seitzl nie vergessen. Es war Mitte Mai 1994, als der Weiler Bergsteiger mit 57 Jahren auf dem „Dach der Welt“ stand. Er war damals weltweit einer der ältesten Bergsteiger, dem es gelungen war, den Mount Everest, den mit 8848 Meter höchsten Berg der Welt, zu bezwingen. 25 Jahre und neun Monate ist das jetzt her, doch die Erinnerung an diesen bewegenden Moment ist bei dem Mann, dessen Leben der Sport geprägt hat, immer noch frisch und wird es immer bleiben.

Es war die Krönung für den heute 82-jährigen Gipfelstürmer, der in seiner Bergsteigerkarriere noch weitere sieben Sechs- und Siebentausender erklommen hat. Solche sportlichen Höchstleistungen können jedoch nur durch ständiges Training und monatelange akkurate Vorbereitungen vollbracht werden. „Kondition, höchste Konzentration und Selbstvertrauen in die eigene Stärke sind Voraussetzung, wenn man solche extremen Herausforderungen erfolgreich bestehen will“, weiß der Weiler Bergsteiger aus Erfahrung. Schnelligkeit mindere das Risiko bei der Besteigung hoher Berggipfel, bestehe doch immer die Gefahr von plötzlichen Wetterumschwüngen, Lawinenabgängen und Eisschlägen. Sieben Wochen dauerte damals die Expedition im Himalaya, die er unter anderem mit seinem Freund Ekkehard Gundelach aus Konstanz bestritt.

Monatelange Vorbereitung auf das Abenteuer

Seitzl hatte sich intensiv auf dieses einmalige Abenteuer vorbereitet. So erinnert er im Gespräch als Beispiel an einen Samstag Wochen vor der Expedition: „Damals spielte ich nachmittags noch mit der Mannschaft des TC Blau-Weiß ein Tennisturnier. Abends kam ich nach Hause und setzte mich wenige Stunden später um 23.30 Uhr ins Auto und fuhr ins Glarnerland in die Schweiz. Zwischen 2 und 2.30 Uhr am frühen Morgen begann ich dann mit dem Aufstieg auf den 3614 Meter hohen Tödi. Das ist der höchste Gipfel der Glarner Alpen.“ Das war ein kleiner Teil seiner intensiven Vorbereitung für das große Ziel. Expeditionsleiter bei der Everest-Besteigung, die Seitzl bis ins Hochlager auf 7900 Meter Höhe ohne Sauerstoffmaske meisterte, war der bekannte neuseeländische Bergführer Rob Hall. Dieser verunglückte dann zwei Jahre später bei einer weiteren Besteigung des Mount Everest tödlich.

Wenn Hellmut Seitzl heute die Bilder im Fernsehen sieht, wie Hunderte versuchen, den höchsten Berg zu erklimmen und sich vor dem Gipfel Schlangen bilden, dann kann er nur den Kopf schütteln. Bei seinem Gipfelsturm vor etwa mehr als 25 Jahren gab es so etwas nicht. „Da waren nur drei Expeditionen zu unterschiedlichen Zeiten unterwegs“, erinnert er sich. Rund zwölf Stunden dauerten vom Hochlager aus Auf- und Abstieg vom 8848 Meter hohen Gipfel. Dabei war in dieser Zeit bei Hellmut Seitzl die Anspannung dermaßen groß, dass er während der Gipfelbesteigung nichts trank, was in dieser Höhe nicht ungefährlich war. Etwa 20 Minuten stand der Weiler auf dem Dach der Welt und genoss „die grandiose Aussicht“, dann musste hochkonzentriert der Abstieg in Angriff genommen werden. Erst im Basislager wurde ihm so richtig bewusst, welch herausragende Leistung er vollbracht hat.

Ist bei Hellmuth Seitzl, der schon viele hohe Berge in den Alpen, in Peru, in Pakistan, in Nepal oder im Himalaya bestiegen hat, nie Angst aufgekommen? „Auch wenn man weiß, dass etwas passieren kann, darf man keine Angst haben. Aber man muss Respekt vor den Bergen haben und bestens vorbereitet sein“, sagt der Weiler Bergsteiger zu seinen vielen unvergesslichen Erlebnissen. „Denn jeder Berg hat seine speziellen Eigenschaften und Tücken, egal wie hoch er ist.“

Bestens vorbereitet war Seitzl auch 1988, als er den in Bergsteigerkreisen als sehr schwierig und unberechenbar geltenden 8125 Meter hohen Nanga Parbat besteigen wollte. Weil sich dort schon zahlreiche tödliche Dramen abspielten, wurde er auch „Schicksalsberg“ genannt. Der Bruder der Südtiroler Bergsteiger-Legende Reinhold Messner beispielsweise verlor dort auch sein Leben.

Glück beim Absturz in 5900 Meter Höhe

Hellmut Seitzl hatte großes Glück im Unglück. Er überlebte einen Absturz am neunthöchsten Berg der Erde, als er wegen eines Materialfehlers eines Scherensteigeisens in 5900 Meter Höhe 300 bis 400 Meter in eine Gletscherspalte stürzte, jedoch glücklicherweise auf einem Schneebrett landete, das ihn vor einem noch tieferen Fall bewahrte. Seine Bergsteigerkollegen konnten ihn unter anderem mit mehreren schweren Rippenbrüchen retten. Er wusste hinterher, dass er einen großen Schutzengel hatte. „Ein Jahr habe ich gebraucht, um diesen Absturz zu verarbeiten“, sagt Hellmut Seitzl rückblickend. Doch nur wenige Jahre später lockte den Familienvater von drei Kindern das Abenteuer Mount Everest.

Wer sich mit Hellmut Seitzl unterhält und sieht, wie dieser auch im Alter durchtrainierte Mann topfit ist, der mag kaum glauben, dass er schon mehr als acht Jahrzehnte auf dem Buckel hat. Eiserne Disziplin, fast tägliche sportliche Betätigung und starker Wille bis ins hohe Alter haben zu seiner außergewöhnlichen Fitness beigetragen. „Ich bin dankbar für die Gesundheit und dafür, dass meine Frau Christine mir für diese Expeditionen den Rücken freigehalten hat“, betont der 82-jährige gelernte Raumausstatter und Bodenlegermeister. „Es war immer ein Spagat zwischen Familie, Betrieb und Expeditionen.“ Seitzl war in Basel in einem Betrieb für Raumausstattung und Bodenbeläge als Geschäftsführer tätig. 1996 kaufte er die Firma und führte sie bis zu seiner Pensionierung, ehe er sie verkaufte. Zudem engagierte er sich 30 Jahre lang als Obmann der Bodenleger in der Schweiz.

Der Sport hat sein Leben geprägt und prägt es immer noch. Bevor Hellmuth Seitzl Ende der 70er Jahre mit dem Bergsteigen begann, war er ein leidenschaftlicher und erfolgreicher Turner des ESV. Der Gewinn zahlreicher Kunstturnmeisterschaften und sein Engagement als Kampfrichter und Gaukunstturnwart belegen dies. Und Tennis spielt er schon ein Leben lang – auch heute noch in der Seniorenmannschaft des TC Blau-Weiß und in einer Mannschaft in Basel.

Immer noch Skitouren bis in 4000 Meter Höhe

Und am heutigen Samstag bricht der vitale und fitte Senior ins Salzburger Land auf, um mit ehemaligen Turnern in Österreich, die er in den 60er Jahren in der Sportschule des Nachbarlands kennengelernt hatte, eine Woche lang Skitouren auf Gipfel bis in 4000 Meter Höhe zu unternehmen. „Ich bin dankbar für die Gesundheit und dafür, dass ich mich noch gut bewegen kann“, sagt Hellmut Seitzl, der auch gern ein gutes Essen und ein Glas Rotwein genießt.

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