Hellmut Seitzl hatte großes Glück im Unglück. Er überlebte einen Absturz am neunthöchsten Berg der Erde, als er wegen eines Materialfehlers eines Scherensteigeisens in 5900 Meter Höhe 300 bis 400 Meter in eine Gletscherspalte stürzte, jedoch glücklicherweise auf einem Schneebrett landete, das ihn vor einem noch tieferen Fall bewahrte. Seine Bergsteigerkollegen konnten ihn unter anderem mit mehreren schweren Rippenbrüchen retten. Er wusste hinterher, dass er einen großen Schutzengel hatte. „Ein Jahr habe ich gebraucht, um diesen Absturz zu verarbeiten“, sagt Hellmut Seitzl rückblickend. Doch nur wenige Jahre später lockte den Familienvater von drei Kindern das Abenteuer Mount Everest.
Wer sich mit Hellmut Seitzl unterhält und sieht, wie dieser auch im Alter durchtrainierte Mann topfit ist, der mag kaum glauben, dass er schon mehr als acht Jahrzehnte auf dem Buckel hat. Eiserne Disziplin, fast tägliche sportliche Betätigung und starker Wille bis ins hohe Alter haben zu seiner außergewöhnlichen Fitness beigetragen. „Ich bin dankbar für die Gesundheit und dafür, dass meine Frau Christine mir für diese Expeditionen den Rücken freigehalten hat“, betont der 82-jährige gelernte Raumausstatter und Bodenlegermeister. „Es war immer ein Spagat zwischen Familie, Betrieb und Expeditionen.“ Seitzl war in Basel in einem Betrieb für Raumausstattung und Bodenbeläge als Geschäftsführer tätig. 1996 kaufte er die Firma und führte sie bis zu seiner Pensionierung, ehe er sie verkaufte. Zudem engagierte er sich 30 Jahre lang als Obmann der Bodenleger in der Schweiz.
Der Sport hat sein Leben geprägt und prägt es immer noch. Bevor Hellmuth Seitzl Ende der 70er Jahre mit dem Bergsteigen begann, war er ein leidenschaftlicher und erfolgreicher Turner des ESV. Der Gewinn zahlreicher Kunstturnmeisterschaften und sein Engagement als Kampfrichter und Gaukunstturnwart belegen dies. Und Tennis spielt er schon ein Leben lang – auch heute noch in der Seniorenmannschaft des TC Blau-Weiß und in einer Mannschaft in Basel.
Immer noch Skitouren bis in 4000 Meter Höhe
Und am heutigen Samstag bricht der vitale und fitte Senior ins Salzburger Land auf, um mit ehemaligen Turnern in Österreich, die er in den 60er Jahren in der Sportschule des Nachbarlands kennengelernt hatte, eine Woche lang Skitouren auf Gipfel bis in 4000 Meter Höhe zu unternehmen. „Ich bin dankbar für die Gesundheit und dafür, dass ich mich noch gut bewegen kann“, sagt Hellmut Seitzl, der auch gern ein gutes Essen und ein Glas Rotwein genießt.