Als attraktive Neuheit im Angebot der Weiler Stadtführungen darf der Exkurs auf den lokalen Spuren von Gustave Fecht mit Monika Merstetter gewertet werden.
Rundgang: Aufschlussreiche Führung von Monika Merstetter zu Wohn- und Wirkungsstätten von Gustave Fecht
Als attraktive Neuheit im Angebot der Weiler Stadtführungen darf der Exkurs auf den lokalen Spuren von Gustave Fecht mit Monika Merstetter gewertet werden.
Von Walter Bronner
Weil am Rhein. Eine erste Gruppe war mit ihr am Sonntag zu Fuß auf den kurzen Distanzen der Altweiler Stationen der vielzitierten Freundin Johann Peter Hebels unterwegs. Der angenehme Rundgang reichte dabei gerade mal von der Kirche zum nahen Domhof nebst Stapflehus und Bläsihof in nächster Nachbarschaft.
Umso interessanter waren die Ausführungen der optimal informierten Stadtführerin, die sich eingehend mit Leben und Wirken der ledig gebliebenen Pfarrerstochter beschäftigt hatte und zugleich ein anschauliches Zeitbild des „ansehnlichen Pfarrdorfes Weil“ im ausgehenden 17. und frühen 18. Jahrhundert vermittelte.
Das war auch die Lebenszeit Gustave Fechts, die vor 250 Jahren in Eimeldingen zur Welt kam und 1828 in Weil starb. Nach dem frühen Tod des Vaters lebte sie zusammen mit ihrer Mutter im Haushalt des Schwagers Tobias Günttert. Zunächst in Lörrach, wo er Rektor des Pädagogiums und Hebel als junger Präzeptorialvikar täglicher Tischgast war. Später in Weil, wo Günttert Pfarrer wurde und Hebel bis zu seiner Berufung nach Karlsruhe ebenfalls fast täglich aufkreuzte und das zarte Band zwischen ihm und Gustave weiter geflochten wurde, die letzte Distanz aber offenbar nie überwand.
Mehr als 200 Briefe
Dafür entwickelte sich eine umfangreiche Korrespondenz zwischen Karlsruhe und Weil, wobei aber nur die über 200 Briefe von Hebel erhalten sind. Lediglich den letzten Brief von Fecht fand sich in seiner Westentasche, als er 1826 in Schwetzingen starb. Bemerkenswert an dieser Korrespondenz ist nicht zuletzt, dass sich beide stets förmlich mit Sie anredeten und es wohl nie zum vertraulichen Du kam.
All das schilderte Monika Merstetter in facettenreichen lokalhistorischen Betrachtungen, ergänzt durch Abrisse zur Geschichte der Altweiler Kirche, die einst wiederholt von Truppen heimgesucht und von lutherisch orientierten Schweizern und Franzosen so gut besucht wurde, dass die Weiler Gläubigen keinen Platz mehr fanden. Oder die Anekdote vom Steinmetz, der die 1852 an der Kirche angebrachte Gustave-Fecht-Gedenktafel schuf und für jeden Goldbuchstaben acht Pfennige bekam.
Zu erfahren war auch einiges über das bäuerliche und bürgerliche Leben und die Schulsituation damals, einschließlich der sanitären Verhältnisse in beiderlei Behausungen.
Gustave Fecht selbst gründete und leitete zu Hebels Missfallen eine Winterschule, in der die nicht schulpflichtigen Mädchen lesen und schreiben lernen konnten. Ergänzend zu diesen Mitteilungen garnierte die Stadtführerin ihre Informationen mit Mundartgedichten von Werner Ohm, Hansfrieder Geugelin, Markus Manfred Jung und Werner Richter, die auf Hebel und/oder Fecht bezogen sind. Und ihr begeistertes Auditorium registrierte nicht zuletzt mit Genugtuung, dass die von Hebel auch schon mal als „süße Jungfer Sauerampfer“ apostrophierte Gustave Fecht bis zu ihrem Tod 18 Monate nach dem Dichter in wirtschaftlich gut bürgerlichen Verhältnissen lebte.