Weil am Rhein Auf den Spuren wichtiger Ereignisse

Weiler Zeitung

850-Jahr-Jubiläum: Großer Andrang zur lokalhistorischen Märkter Ortsbegehung vom Stauwehr bis Kirche

Die Wegstrecke von der Ruine des einstigen Westwallbunkers am Märkter Stauwehr bis zur St. Nikolaus-Kirche mitten im Dorf ist gerade mal 1,3 Kilometer lang. Doch auf dieser kurzen Distanz gibt es 16 Fixpunkte, an denen sich Spuren bedeutender Ereignisse der Ortsgeschichte, oder gravierender Einflüsse auf die Entwicklung des einstigen Fischerdorfes dingfest machen lassen.

Von Walter Bronner

Weil am Rhein-Märkt. Den Beweis dafür lieferte am Sonntag die lokalhistorische Wanderung unter dem Motto „Geschichte und Geschichten“ im Vorfeld des 2019 zu feiernden Märkter 850-Jahr-Jubiläums.

Ortsvorsteher Stefan Hofmann, unterstützt von kompetenten Kennern der Lokalhistorie, hatte dazu eingeladen. Zu seiner Überraschung und großen Freude fanden sich mehr als hundert Interessierte ein zu diesem Rundgang, dessen organisatorische Abwicklung Stadtführerin Sabine Theil geradezu professionell steuerte. Denn trotz des unerwarteten Andrangs und die dadurch bedingten Marsch-Verzögerungen von einer Station zur nächsten wurde das geplante Zeitlimit der Begehung (zweieinhalb Stunden) nur um eine Viertelstunde überschritten.

Umbrüche – wirtschaftlich und gesellschaftlich

Dabei erfuhr die Teilnehmerschar, dass kaum ein Dorf im Markgräflerland so gravierende Veränderungen seiner Gemarkung und damit seiner wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse erfuhr wie Märkt. Das verdeutlichten vor allem die Ausführungen des Weiler Wirtschaftshistorikers und Vorsitzenden des Vereins für Heimatgeschichte und Volkskunde, Dr. Uwe Kühl, und des Landkreis-Archivars Oliver Uthe, die an mehreren Stationen mit fundierten Ausführungen zu den drei gravierendsten Veränderungen der Dorf-Entwicklung und -gemarkung im vorigen Jahrhundert darstellten: Ausbau des Rheinseitenkanals, Errichtung des Stauwehrs und Bau der Autobahn.

Rheinfischerei und amüsante Anekdoten

Aspekte zur dörflichen Situation davor beleuchteten neben dem Ortsvorsteher zunächst Dieter Geugelin mit einer plastischen Schilderung der nur noch von wenigen Hobbyfischern nach altem Brauch betriebene Rheinfischerei, von der einst die meisten Märkter Familien lebten. Sodann Sabine Theil mit ihren amüsanten Anekdoten zum einst vielfrequentierten Märkter Strandbad (heute Sportplatz), in dem es verboten war, knappe Dreiecksbadehosen zu tragen und an dem häufig Basler Ausflugsschiffe anlegten und hunderte Badegäste entluden.

Eine abenteuerliche Gründerzeit

Dass die gewaltigen Veränderungen unter anderem die Gewerbeansiedlung begünstigten, schilderte der jetzt 89-jährige Manfred Wampfler mit erheiternden Rückblicken auf die geradezu abenteuerliche Gründerzeit (Ende 50er, Anfang 60er Jahre) der längst weltweit geschäftstätigen Märkter Wampfler-Gruppe. Dass auch die Flurbereinigung der kleinstrukturieren Landwirtschaft – kein Grundstück hat Hektargröße – von diesen Umbrüchen profitierte, veranschaulichte Landwirt Rolf Rung bei der Station am Dorfeingang nach der Autobahnbrücke.

Albert Laier unvergessenes Original

Anschließend erinnerte am Dorfplatz mit Albert Laiers Fischerplastik Elvira Wassmer, Tochter des „Molers vo Märt“, an das unvergessene Künstleroriginal, an dessen 90. Geburtstag diesen Sommer zu erinnern ist. Max Rung, dem letzten „Wächter“ des Dorfes, widmete der 88-jährige Max Zimmer eine freundliche Erinnerung. Und wie es einst im Dorfladen ihres Großvaters zuging, wusste Monika Weber noch aus eigenem Erleben zu schildern und auch zu berichten, wie sie selbst später den Laden führte und infolge Unrentabilität aufgeben musste.

Interessante Kirchen- und Schulgeschichte

Interessantes zur Bau- und Ausstattungsgesichte der Kirche erfuhren die Teilnehmer vor Ort durch Kühl, der insbesondere die außergewöhnlichen Fresken im Altarraum erläuterte. Anekdotisches aus der Kirchen- und Schulgeschichte hatte zudem Dora Schröder in petto. Zuvor gab Abteilungskommandant und Vize-Stadtbrandmeister Uli Weber noch einen Draufblick auf das historische Löschwesen in Märkt, das schon in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts mannschaftsmäßig organisiert war.

Informativ, spannend und unterhaltsam

Beim abschließenden Umtrunk auf dem Festplatz wurden Ortsvorsteher Hofmann und seiner Mitstreiter-Crew noch viele Komplimente zuteil für das ebenso informative wie spannend-unterhaltsame Erlebnis des aufschlussreichen Gangs durch die Ortsgeschichte.

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