Weil am Rhein Otterbach-Süd: Wohnbebauung birgt Konfliktpotenzial

Ingmar Lorenz
In Otterbach-Süd werden Wohnbebauung und Landwirtschaft künftig voraussichtlich noch enger zusammenliegen, als es in Otterbach bislang ohnehin schon der Fall ist. Foto: Ingmar Lorenz

Zukunft der Landwirtschaft auf dem Prüfstand / Wunsch nach harmonischem Miteinander

Weil am Rhein - Wenn im Bereich Otterbach-Süd in Zukunft mehr Wohnraum entsteht, droht der Wegfall bislang landwirtschaftlich genutzter Flächen. „Es ist auf jeden Fall ein Thema, das uns beschäftigt“, sagen Marcel und Christine Bosshard vom gleichnamigen Gemüsebaubetrieb. Für die Geschwister stellt sich derzeit aber in erster Linie die Frage nach dem gesellschaftlichen Miteinander und nach der Akzeptanz der Landwirtschaft bei den Bürgern.

Ein langsamer Prozess

Bürgermeister Martin Gruner hatte es jüngst betont: Die angedachte Wohnbebauung im Bereich Otterbach-Süd wird nicht von heute auf morgen realisiert. Vielmehr wird es sich um einen Prozess handeln, der sich über viele Jahre hinzieht und der flexibel gesteuert werden kann. Dennoch: Im Kern zeichnet sich ab, dass in Otterbach-Süd – zumindest langfristig betrachtet – landwirtschaftliche Flächen wegfallen werden.

Gepachtete Flächen und Eigentum

Bei der Gärtnerei Bosshard könnten bis zu 3,5 Hektar zur Disposition stehen, also die Flächen, die der Betrieb gepachtet hat. Daneben haben Marcel und Christine Bosshard in Otterbach-Süd aber auch Eigentum. Der Teil, auf dem das Gewächshaus steht, gehört dem Betrieb. „Da lassen wir uns auch nicht vertreiben“, betont Christine Bosshard. Und auch in den jüngst vorgestellten Konzepten für die weitere Entwicklung im Bereich Otterbach-Süd war stets darauf geachtet worden, dass das bestehende Gewächshaus bei den Planungen berücksichtigt und in die Entwürfe integriert wird.

Druck auf Landwirte steigt

Was die künftige Entwicklung im Bereich Otterbach-Süd angeht, sind die Geschwister Bosshard realistisch. „Wir können es nicht verhindern“, sagen sie mit Blick auf die geplante Entstehung der neuen Wohnquartiere. Wohnraum ist in der Gegend dringend notwendig, allerdings müsse auch klar sein, dass der Druck für die Landwirtschaft dadurch steige. Denn es gebe ganz einfach immer weniger Flächen, die von den Landwirten genutzt werden können, speziell, wenn diese an bestimmte Voraussetzungen – wie etwa die Grenznähe – gebunden sind.

Viele Fragen beim Blick in die Zukunft

Wie also sieht bei der Gärtnerei Bosshard der Blick in die Zukunft aus? Steht für den Betrieb die Suche nach einem neuen Standort für den Anbau ins Haus? Marcel Bosshard ist diesbezüglich zurückhaltend. Denn es gebe gerade hinsichtlich des Zeithorizonts noch viele offene Fragen. Wird der Betrieb von der nächsten Generation weitergeführt? Sind Bosshards bereits im Rentenalter, wenn die Fragen nach einer Verlegung der Anbaufläche konkret werden könnte? All das müsse sich im Lauf der Zeit erst noch herausstellen.

Bedürfnisse von Anwohnern und Bauern

Ein akuteres Problem ist für die Geschwister derweil die generelle Akzeptanz der landwirtschaftlichen Betriebe in der Bevölkerung. Kurz gesagt, kommen sich die Bedürfnisse der Erzeuger und der Bürger des Öfteren in die Quere. Die Anwohner haben beispielsweise wenig Verständnis dafür, dass früh am Samstagmorgen der Traktor angeschmissen wird, berichtet Marcel Bosshard.

Auf der anderen Seite fehle es gerade Spaziergängern mit Hunden häufig an Rücksichtnahme. „Das ist ein gesellschaftliches Problem“, beschreibt Bosshard. Er kenne ähnliches Konfliktpotenzial von vielen Kollegen in der Gegend. „Die Leute wollen regionalen Anbau, aber bitte nicht vor der eigenen Haustür“, fasst Christine Bosshard die Problematik zusammen.

Harmonisches Miteinander stärken

Seitens der Gärtnerei sei man bemüht, den Bürgern zu vermitteln, was alles mit der landwirtschaftlichen Produktion einhergehe. Trotzdem sehen Bosshards diesbezüglich auch andere Stellen in der Pflicht. In Sachen Sensibilisierung leiste etwa der Rangerdienst des Trinationalen Umweltzentrums gute Arbeit.

Trotzdem stelle sich weiterhin die Frage, wie sich ein harmonisches Miteinander von Stadtmenschen und Landwirten bewerkstelligen lässt. „Ich weiß nicht, was der richtige Weg ist“, sagt Marcel Bosshard. Was allerdings feststehe, ist, dass sich das Konfliktpotenzial zu verschärfen droht, je näher die Wohnbebauung an den landwirtschaftlichen Betrieb heranrückt.

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