Weil am Rhein Beglückende Töne samt Vollmond

Weiler Zeitung
Julia Vogelsänger begleitet die Sopranistin Petra Hoffmann.     Foto: Dorothee Philipp Foto: Weiler Zeitung

Konzert: Sopran- und Piano-Duo in der Reihe Willa Musica im Alten Rathaus

Von Dorothee Philipp

Weil am Rhein. „Nacht und Träume“ schufen den thematischen Rahmen des jüngsten Konzerts der Reihe Willa Musica im Alten Rathaus Weil am Rhein. Schon seit 33 Jahren werden unter diesem Label meisterliche Konzerte in verschiedenen Konstellationen angeboten, wie Kulturamtsleiter Paßlick bei seiner Begrüßung erinnerte. Zu Gast waren dieses Mal die in Weil lebende und auf internationalen Bühnen präsente Sopranistin Petra Hoffmann und die als Liedbegleiterin renommierte Pianistin Julia Vogelsänger.

Die beiden Frauen hatten ein Programm zusammengestellt, das aus den musikalischen und poetischen Schätzen des 19. Jahrhunderts schöpfte und dabei trotz der genrebedingten Kleinteiligkeit einen großen dramaturgischen Bogen spannte. Schumann, Brahms, Mendelssohn, Wolf, Schubert, Liszt und Richard Strauss hatten sich von unterschiedlichen Dichtern zu Liedkompositionen über dieses Thema inspirieren lassen. Geheimnisvoll, magisch, zärtlich, ängstlich, träumerisch oder melancholisch sind die Gemütslagen, die der Mensch im Schatten der Nacht empfindet, wo an der Schwelle zum Schlaf auch die Barrieren fallen, die das Unterbewusstsein einhausen, oder wie es Hesse im letzten, von Strauss vertonten Lied formuliert: „Und die Seele, unbewacht, will in freien Flügen schweben…“.

Wie setzt man solche zarten Traumgebilde musikalisch um? Da ist zunächst der geschmeidige, durchaus kraftvolle Sopran von Petra Hoffmann, die ihre Stimme in den Dienst von unfassbar feinen Pianissimo-Nuancen, auch in höchsten Lagen, stellt, mit denen die Texte zu leben beginnen. Auch Julia Vogelsänger beherrscht die Kunst, mit dem Klavier die Grenzen zur Stille in einem reichen Prisma der subtilen Klangarben auszuloten. Sie formuliert die Schlusstöne sorgfältig als eigene stimmige Aussagen und begleitet mit dezenter Lautmalerei das Textgeschehen, etwa wenn Schumann das Sandmännchen „risch und rasch mit Sack und Stab“ die Treppe hinabtrippeln lässt. Das Hinübergleiten in den Schlaf wird unter ihren Händen bei Hesse / Strauss zu einem Zwischenspiel, das einen magischen Sog entwickelt.

Humoristische Akzente fehlen in diesem Programm nicht, allerliebst Mörikes Elfenlied von Hugo Wolf, das mit einem neckischen „Gukuk“ endet. Und auch der Tod, des Schlafes Bruder, ist anwesend, in lieblicher Gestalt im Heine-Lied „neue Liebe“ von Mendelssohn vertont, in dem im Mondenschein die Elfen auf weißen Rösslein reiten.

Die bekanntesten Nachtstücke der Dichtung, Goethes „Über allen Gipfeln ist Ruh‘“ und Eichendorffs „Mondnacht“ kommen in dem Programm in jeweils zwei Versionen vor. Liszt und Schumann interpretieren Goethe, Liszt mit religiös-meditativem Gestus, in dem das „du auch“ am Schluss im Unhörbaren verhaucht, Schumann melodietrunken und volksliedhaft schlicht.

Schumann und Brahms wenden sich mit gleicher Intensität der „Mondnacht“ Eichendorffs zu. Der magische Moment bei Brahms „und meine Seele spannte weit ihre Flügel aus“ gelang Petra Hoffmann als Flug in überirdische und überzeitliche Gefilde. Die 31 einzelnen Stücke waren thematisch in eine überzeugende Reihe gebracht: Beginnend mit zärtlichen Wiegenliedern übergehend zu Liebesgeflüster und heimlichen Ständchen über melancholische Todesahnung bis hin zu den großen stillen Akteuren der Nacht, Mond und Sterne. Den stimmigen Schlusspunkt setzte mit der Zugabe Schuberts Vertonung des Claudius-Liedes „Der Mond ist aufgegangen“. Ein beglückender Abend, dem am Ende der echte Vollmond durch die ziehenden Wolken hindurch zulächelte.

Umfrage

Bettina Stark-Watzinger

Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger hat sich für Zivilschutzübungen an Schulen ausgesprochen. Damit sollen Schüler besser auf den Kriegsfall, Pandemien und Naturkatastrophen vorbereitet werden. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading