Weil am Rhein Beispiele außergewöhnlicher Vortragskunst

Weiler Zeitung
Els Biesemans an der Metzler-Orgel in der Weiler Pfarrkirche St. Peter und Paul. Foto: Walter Bronner Foto: Weiler Zeitung

Regio-Orgelzyklus: Els Biesemans gestaltet Abschluss-Konzert in St. Peter und Paul

Von Walter Bronner

Weil am Rhein. Es gibt wohl keine absonderliche Tonkombination, verwegene Klangballung oder sonstwie ungewohnte Harmoniestruktur, die sich der grandiosen Metzler-Orgel in Weils St. Peter-und-Paul-Kirche nicht entlocken ließen. Schlagende Beweise lieferten jüngst die drei Konzerte des Regio-Orgelzyklus mit herausragenden Gastinterpreten aus Frankreich, Deutschland und der Schweiz.

Zuletzt die in Zürich wirkende Organistin Els Biesemans, die ihr Recital unter den Leitgedanken „Hell und dunkel“ stellte und mit einem Werk gleichen Titels von Sofia Gubaidulina in bisher hier ungehörte Klangregionen entführte. Schwer zu beschreiben, was da der gespannt lauschenden Hörergemeinde in einer facettenreichen, aber stets pointierten Klangsprache mit weiträumigen dramaturgischen Abläufen zu Ohren kam. Ein Stück jedenfalls, das unbändigen musikalischen Einfallsreichtum in kompakte Formgebung bannt.

Die aus Tartastan stammende, jetzt in Norddeutschland lebende 87-jährige Tonschöpferin soll einmal gesagt haben, komponieren sei für sie „ein Kampf auf Leben und Tod“. Els Biesemans‘ Wiedergabe von „Hell und dunkel“ machte solches Ringen geradezu überdeutlich hörbar. Dass auch Johann Sebastian Bach sich auf strahlend-leuchtende Tonkunst ebenso verstand wie auf Kompositionen von todtrauriger Düsternis belegte die famose Konzertgeberin zum Beginn beispielhaft mit der in wehklagende Harmonik gehüllte Fantasia und Fuge g-Moll (BWV 541), die Bach kurz nach dem Tod seiner ersten Frau schuf, und abschließend mit dem lichten Klangglanz verströmenden Präludium und Fuge D-Dur (BWV 532).

Eingebettet in diese exponierten barocken und heutigen Meisterwerke waren vier entzückende zwischen Klassik und Romantik angesiedelte Miniaturen des Franzosen Alexandre-Pierre-François Boëly mit vergnüglichen Dialogen verschiedener Register-Stimmen wie Oboe und Krummhorn oder Cornet und Trompete. Außerdem die mit sinfonischer Opulenz auftrumpfende Fantasie und Fuge Es-Dur von Camille Saint-Saëns sowie dessen wunderbare Orgel-Bearbeitung von Franz Liszts zwischen Feierlichkeit und munterem Gezwitscher changierenden Klavierstück „Die Vogelpredigt des Hl. Franziskus von Assisi“.

Zauberhafte Zugabe für den begeisterten Applaus war Mozarts liebenswürdig-munteres Flötenuhr-Andante in aufgelichtetem F-Dur. Auch in den beiden Vorgängerkonzerten mit dem französischen Orgelvirtuosen Thierry Mechler (Guebwiller) und seinem renommierten Bamberger Kollegen Christian Schmitt gab es neben Referenzstücken von Rameau, Bach, Liszt und Pachelbel Abstecher in Klangregionen von spezieller tonaler und atonaler Eigenart.

Kompliziertes internes Wunderwerk des Kircheninstruments

Mechler etwa bot solche Exkurse mit einem Stück von Eric Satie und einer Improvisation über Themen von Claude Debussy, Schmitt kontrastierte sein Barock-Recital mit Arvo Pärts 2002 uraufgeführter Orgelmesse „Annum per annum“. Dass ihm zuvor das Metzler-Instrument einen Streich spielte, indem es einen Ton verweigerte, kompensierte er geschickt durch nicht ganz vorschriftsmäßigen Registertausch. Für die Pärt-Messe musste der ausgefallene Ton wieder reaktiviert werden, was dem Publikum die seltene Gelegenheit gab, das komplizierte interne Wunderwerk des Kircheninstruments zu bestaunen.

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