Weil am Rhein Beratungsbedarf steigt weiter

Weiler Zeitung
Rund 480 Einzelpersonen und Familien suchten 2020 Rat bei der Weiler Außenstelle.Foto: sba Foto: Weiler Zeitung

Caritas: Rund 480 Einzelpersonen und Familien suchen 2020 Rat bei der Außenstelle

Die Corona-Pandemie hat im vergangenen Jahr auch die Arbeit der Berater in der Caritas-Außenstelle in Weil am Rhein geprägt. Viele Klienten berichteten von beengten Wohnverhältnissen, einer verlorenen Arbeitsstelle oder Isolation, heißt es im Jahresrückblick der Außenstelle. Beratungen finden bei der Caritas in allen Fachdiensten auch weiterhin statt.

Weil am Rhein. „Es ist eng zu Hause“, „Ich habe meine Arbeit verloren wegen Corona“, „Es ist schwierig für die Kinder“: Solche und ähnliche Aussagen hörte Christine Wondrak-Brunen in den vergangenen Monaten ständig. Ähnlich erleben es auch ihre Kolleginnen Tanja Ehret und Christiane Sziwek von der Schwangerschafts- und Familienberatung.

Seit die Pandemie den Rhythmus des Alltags bestimmt, sei besonders für Familien in engen Verhältnissen vieles sehr schwierig geworden, stellt Wondrak-Brunen fest. Schon im Frühjahr haben etliche Menschen ihre Arbeit verloren, zu denen sie in der Beratung Kontakt hat. Oft haben diese Personen keine Ausbildung und in Jobs gearbeitet, die ihnen nur knapp zum Leben reichten. Aber sie hätten eine Aufgabe gehabt und etwas geleistet.

Nun kommen zur Abhängigkeit von Sozialleistungen im Lockdown die beengten Wohnverhältnisse verschärft zum Tragen. Die Familienmitglieder sitzen eng aufeinander, was bestehende Konflikte verstärkt. Zudem sollen die Kinder von zu Hause aus lernen. Aber viele Familien haben hierfür keinen geeigneten Raum. Nicht selten teilen sich zwei oder manchmal gar drei Kinder ein Zimmer. Eltern mit begrenzten sprachlichen und technischen Kenntnissen können zudem ihre Kinder oft auch bei der Unterrichtsorganisation nicht unterstützen.

Soziale Ungleichheiten drohen sich zu verfestigen

Der Vater eines Grundschulkinds erzählte, sein Sohn habe in den Wochen des Lockdowns deutliche sprachliche Rückschritte gemacht. Eine Mutter teilte mit, an der Schule ihres Kindes gebe es keine Leih-PCs, sie habe einen Laptop bei Verwandten ausgeliehen. Eine andere Mutter berichtete, ihr Sohn könne sich beim Lernen am PC nicht konzentrieren, seine Freunde und Bewegung draußen fehlen ihm. In Gesprächen werde immer wieder sichtbar, dass die Pandemie bestehende soziale Ungleichheiten zu verfestigen droht.

Vielleicht auch deshalb ist der Beratungsbedarf im vergangenen Jahr nochmals gestiegen. Mehr als 480 Einzelpersonen und Familien haben im vergangenen Jahr bei der Weiler Außenstelle der Caritas Rat gesucht. Die Themenpalette im Caritassozialdienst reichte dabei von finanziellen Nöten über Schwierigkeiten am Arbeitsplatz, Trennung vom Partner, Problemen mit der Wohnung, gesundheitlichen Problemen bis zu Kinderbetreuung. Die allgemeine Sozialberatung fungierte dabei bei vielen Themen als Vermittlungsstelle. Sie half, Angelegenheiten zu klären, Sozialleistungen zu beantragen oder eine Fachberatungsstelle zu finden.

Mehr Beratungen telefonisch und online

Auch in der Schwangerschafts- und Familienberatung war die Nachfrage ungebrochen hoch. Die Arbeitsformen haben sich verändert, mehr Beratungen finden telefonisch, per E-Mail oder als Online-Beratung statt. Bei Bedarf gibt es auch hier die Möglichkeit zu einem persönlichen Gespräch. Die Ausgabe von Second-Hand-Kleidung und Babyausstattung ist im Rahmen der Beratung weiterhin möglich. Dies sei eine wichtige Unterstützung für so manche Familie, in der das Geld knapp ist.

Die Beratungsstelle der Caritas versucht, Menschen in schwierigen Lebenslagen auch in Corona-Zeiten so weit wie möglich zu begleiten. Persönliche Erreichbarkeit sei für diese Personen sehr wichtig. Alle Angebote sind kostenlos und vertraulich. Beratungen finden unter Beachtung der Abstands- und Hygieneregeln statt. Eine offene Sprechstunde ist zur Zeit nicht möglich, es werden aber telefonisch oder per E-Mail Termine für persönliche Beratungen vergeben.

Weil am Rhein. Der Sozialpsychiatrische Dienst (SPDI) des Caritasverbands war als niedrigschwelliger Ansprechpartner für Menschen mit psychischen Erkrankungen im vergangenen Jahr ebenfalls weiterhin sehr gefragt. Inzwischen sind mehrere Fachberater im Einsatz, um flexibel auf die Nachfrage reagieren zu können. Die Bandbreite bei den Ratsuchenden reichte von Schizophrenie, Depression, altersbedingten psychischen Problemen bis zu Essstörungen und psychosozialen Krisensituationen, heißt es im Jahresrückblick. Auch Angehörige von Betroffenen wurden beraten – bei Bedarf anonym.

Leiden bereits psychisch gesunde Menschen unter der Pandemie und dem Ausnahmezustand, sei die Situation für psychisch Kranke oftmals noch deutlich schwieriger. Sie sind oft isoliert und haben kaum Ansprechpartner. Wenn dann die normale Tagesroutine und viele ambulante Hilfsangebote wegfallen, seien sie noch stärker auf sich selbst zurückgeworfen, auch mit ihren Ängsten. Daher hat auch der SPDI den Kontakt zu den Klienten im Lockdown aufrechterhalten.

Weil am Rhein. Wann immer es die Corona-Lage zugelassen hat, fanden auch im vergangenen Jahr Treffen der Mutter-Kind-Gruppe in den Räumen der Pfarrgemeinde St. Peter und Paul statt. Hierfür wurde ein Hygienekonzept entwickelt, heißt es im Jahresrückblick der Caritas-Außenstelle. Im Lockdown wurde der Kontakt zu den Teilnehmerinnen per Telefon und durch Briefe mit verschiedenen Materialien gehalten. Neu gestartet ist die Gruppe jetzt im Februar als Videomeeting.

Einzig die sexualpädagogischen Angebote der Beratungsstelle an Schulen mussten aufgrund der Pandemie ausfallen.

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